Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Theil I. Cap. I. Satz 10. than hat. Als Er die Jünger gefragt, wersagt Ihr daß ich sey? und sie Ihn als Christum den Sohn des lebendigen GOttes bekannt, so verbot er ihnen, solches von Ihm auszusa- gen, bis zu seiner bald hernach (etwa in sieben Wochen) erfolgten Auferstehung von den Tod- ten: aber daß Er ihnen verboten habe, in- dessen von dem lebendigen GOtt (dessen Sohn er war,) zu reden, ist wider alle Wahrheit. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich, sprach Er zu seinen Jüngern: aber da- bey zeigte Er auch, wer Ihn kenne und sehe, der kenne und sehe eben so bald den Vater. Die Jünger hatten GOtt vorlängst erkannt: sie hatten nun auch JEsum als seinen Sohn erkannt: und beederley Erkentnniß brachte JE- sus in eines zusammen, welche der Ordinarius erst wieder trennet, da er die Erkenntniß des Sohnes um alle bis dahin verflossene Welt- Zeiten älter machet, als die Erkenntniß des Vaters. Nach der Erhöhung JEsu Christi haben die Apostel, laut ihrer Geschichten, das Zeugnis von seinem Vater, wie von Ihm selbs, nicht nur den Glaubigen in das Ohr, sondern frey offentlich, und das aus keiner na- tional-Einfalt oder blosser menschlicher Art, wie die desperate Zeyster Rede vorwendet, son- dern in der Kraft des heiligen Geistes geführet: und mit ihren mündlichen Predigen stimmen ihre Episteln überein. Solte man, der Zey- ster Rede nach, keinem Apostel heut zu tage ein Gemein-syndicat anvertrauen, weil sie nem- lich
Theil I. Cap. I. Satz 10. than hat. Als Er die Juͤnger gefragt, werſagt Ihr daß ich ſey? und ſie Ihn als Chriſtum den Sohn des lebendigen GOttes bekannt, ſo verbot er ihnen, ſolches von Ihm auszuſa- gen, bis zu ſeiner bald hernach (etwa in ſieben Wochen) erfolgten Auferſtehung von den Tod- ten: aber daß Er ihnen verboten habe, in- deſſen von dem lebendigen GOtt (deſſen Sohn er war,) zu reden, iſt wider alle Wahrheit. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich, ſprach Er zu ſeinen Juͤngern: aber da- bey zeigte Er auch, wer Ihn kenne und ſehe, der kenne und ſehe eben ſo bald den Vater. Die Juͤnger hatten GOtt vorlaͤngſt erkannt: ſie hatten nun auch JEſum als ſeinen Sohn erkannt: und beederley Erkentnniß brachte JE- ſus in eines zuſammen, welche der Ordinarius erſt wieder trennet, da er die Erkenntniß des Sohnes um alle bis dahin verfloſſene Welt- Zeiten aͤlter machet, als die Erkenntniß des Vaters. Nach der Erhoͤhung JEſu Chriſti haben die Apoſtel, laut ihrer Geſchichten, das Zeugnis von ſeinem Vater, wie von Ihm ſelbs, nicht nur den Glaubigen in das Ohr, ſondern frey offentlich, und das aus keiner na- tional-Einfalt oder bloſſer menſchlicher Art, wie die deſperate Zeyſter Rede vorwendet, ſon- dern in der Kraft des heiligen Geiſtes gefuͤhret: und mit ihren muͤndlichen Predigen ſtimmen ihre Epiſteln uͤberein. Solte man, der Zey- ſter Rede nach, keinem Apoſtel heut zu tage ein Gemein-ſyndicat anvertrauen, weil ſie nem- lich
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Theil I. Cap. I. Satz 10.
than hat. Als Er die Juͤnger gefragt, wer
ſagt Ihr daß ich ſey? und ſie Ihn als Chriſtum
den Sohn des lebendigen GOttes bekannt,
ſo verbot er ihnen, ſolches von Ihm auszuſa-
gen, bis zu ſeiner bald hernach (etwa in ſieben
Wochen) erfolgten Auferſtehung von den Tod-
ten: aber daß Er ihnen verboten habe, in-
deſſen von dem lebendigen GOtt (deſſen Sohn
er war,) zu reden, iſt wider alle Wahrheit.
Niemand kommt zum Vater, denn durch
mich, ſprach Er zu ſeinen Juͤngern: aber da-
bey zeigte Er auch, wer Ihn kenne und ſehe,
der kenne und ſehe eben ſo bald den Vater.
Die Juͤnger hatten GOtt vorlaͤngſt erkannt:
ſie hatten nun auch JEſum als ſeinen Sohn
erkannt: und beederley Erkentnniß brachte JE-
ſus in eines zuſammen, welche der Ordinarius
erſt wieder trennet, da er die Erkenntniß des
Sohnes um alle bis dahin verfloſſene Welt-
Zeiten aͤlter machet, als die Erkenntniß des
Vaters. Nach der Erhoͤhung JEſu Chriſti
haben die Apoſtel, laut ihrer Geſchichten, das
Zeugnis von ſeinem Vater, wie von Ihm
ſelbs, nicht nur den Glaubigen in das Ohr,
ſondern frey offentlich, und das aus keiner na-
tional-Einfalt oder bloſſer menſchlicher Art,
wie die deſperate Zeyſter Rede vorwendet, ſon-
dern in der Kraft des heiligen Geiſtes gefuͤhret:
und mit ihren muͤndlichen Predigen ſtimmen
ihre Epiſteln uͤberein. Solte man, der Zey-
ſter Rede nach, keinem Apoſtel heut zu tage ein
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lich
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