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Beier, Adrian: Kurtzer Bericht/ von Der Nützlichen und Fürtrefflichen Buch-Handlung/ und Deroselben Privilegien. Jena, 1690.

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welche man mit einem Metallinen oder Beinern
Griffel beschrieben/ so Stylus genannt worden/ und
jetzt noch eines jeden Schreibart also/ gleichwie von dem
Stechen a pungendo, die Täflein Pugillares geheissen
worden.

XXXV. Man hat in alten Zeiten schon auch
uff Leinwand geschrieben/ aber uff der Mahler Art/
nur vorher einen Grund daruf zu tragen/ allein nach-
gehends seynd die Pappier-Mühlen erfunden/ wor-
innen die alten vorher ausgeschierten und vergattirte
Lumpen/ erstlich etwas klein oder kurtz gehackt/ her-
nach in darzubereiteten Trögen/ worinn etwas Was-
ser geleitet wird/ in einen Brey zermalmet/ hernach
abgeseihet/ und biß zum Brauch trocken behalten/
und dann/ wie viel uff einmal nöthig in einen But-
tich mit laulichten Wasser zertrieben/ mit von Draht
geflochtenen Formen Blätter ausgeschöpfft/ zwischen
Filtz ausgepresset/ an der Lufft getrockner und in ge-
wisse Hauffen vertheilet werden. Was aber publi-
ca momenta
werden sollen/ sind in Stein gehauen/
in Ertz oder Bley gegraben und öffentlich auffge-
hänget worden/ dessen wir ein Exempel im I. Buch
der Maccabeer XIV. 18. 26. 48. haben von Messin-
gen Tafeln. Deß Mosis Steinerne Gesetz-Tafeln/ sind
aus Exod. XXXI. 18. XXXIV. 4. bekandt/ und
wüntschet Hiob XIX. 24. daß seine Rede mit eisern
Griffeln auff Bley möchten geschrieben werden. Aus
welchem allen erhället was droben §. 26. gesetzt wor-
den/ Man habe weit vor aller Nachricht von Druk-
kerey/ geschriebene Bücher gehabt/ so muß ja auch
Handel seyn damit getrieben worden.

XXXVI. Ob nun jemand deme wiederspre-

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welche man mit einem Metallinen oder Beinern
Griffel beſchrieben/ ſo Stylus genannt worden/ und
jetzt noch eines jeden Schreibaꝛt alſo/ gleichwie von dem
Stechen â pungendo, die Taͤflein Pugillares geheiſſen
worden.

XXXV. Man hat in alten Zeiten ſchon auch
uff Leinwand geſchrieben/ aber uff der Mahler Art/
nur vorher einen Grund daruf zu tragen/ allein nach-
gehends ſeynd die Pappier-Muͤhlen erfunden/ wor-
innen die alten vorher ausgeſchierten und vergattirte
Lumpen/ erſtlich etwas klein oder kurtz gehackt/ her-
nach in darzubereiteten Troͤgen/ worinn etwas Waſ-
ſer geleitet wird/ in einen Brey zermalmet/ hernach
abgeſeihet/ und biß zum Brauch trocken behalten/
und dann/ wie viel uff einmal noͤthig in einen But-
tich mit laulichten Waſſer zertrieben/ mit von Draht
geflochtenen Formen Blaͤtter ausgeſchoͤpfft/ zwiſchen
Filtz ausgepreſſet/ an der Lufft getrockner und in ge-
wiſſe Hauffen vertheilet werden. Was aber publi-
ca momenta
werden ſollen/ ſind in Stein gehauen/
in Ertz oder Bley gegraben und oͤffentlich auffge-
haͤnget worden/ deſſen wir ein Exempel im I. Buch
der Maccabeer XIV. 18. 26. 48. haben von Meſſin-
gen Tafeln. Deß Moſis Steinerne Geſetz-Tafeln/ ſind
aus Exod. XXXI. 18. XXXIV. 4. bekandt/ und
wuͤntſchet Hiob XIX. 24. daß ſeine Rede mit eiſern
Griffeln auff Bley moͤchten geſchrieben werden. Aus
welchem allen erhaͤllet was droben §. 26. geſetzt wor-
den/ Man habe weit vor aller Nachricht von Druk-
kerey/ geſchriebene Buͤcher gehabt/ ſo muß ja auch
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[27/0031] welche man mit einem Metallinen oder Beinern Griffel beſchrieben/ ſo Stylus genannt worden/ und jetzt noch eines jeden Schreibaꝛt alſo/ gleichwie von dem Stechen â pungendo, die Taͤflein Pugillares geheiſſen worden. XXXV. Man hat in alten Zeiten ſchon auch uff Leinwand geſchrieben/ aber uff der Mahler Art/ nur vorher einen Grund daruf zu tragen/ allein nach- gehends ſeynd die Pappier-Muͤhlen erfunden/ wor- innen die alten vorher ausgeſchierten und vergattirte Lumpen/ erſtlich etwas klein oder kurtz gehackt/ her- nach in darzubereiteten Troͤgen/ worinn etwas Waſ- ſer geleitet wird/ in einen Brey zermalmet/ hernach abgeſeihet/ und biß zum Brauch trocken behalten/ und dann/ wie viel uff einmal noͤthig in einen But- tich mit laulichten Waſſer zertrieben/ mit von Draht geflochtenen Formen Blaͤtter ausgeſchoͤpfft/ zwiſchen Filtz ausgepreſſet/ an der Lufft getrockner und in ge- wiſſe Hauffen vertheilet werden. Was aber publi- ca momenta werden ſollen/ ſind in Stein gehauen/ in Ertz oder Bley gegraben und oͤffentlich auffge- haͤnget worden/ deſſen wir ein Exempel im I. Buch der Maccabeer XIV. 18. 26. 48. haben von Meſſin- gen Tafeln. Deß Moſis Steinerne Geſetz-Tafeln/ ſind aus Exod. XXXI. 18. XXXIV. 4. bekandt/ und wuͤntſchet Hiob XIX. 24. daß ſeine Rede mit eiſern Griffeln auff Bley moͤchten geſchrieben werden. Aus welchem allen erhaͤllet was droben §. 26. geſetzt wor- den/ Man habe weit vor aller Nachricht von Druk- kerey/ geſchriebene Buͤcher gehabt/ ſo muß ja auch Handel ſeyn damit getrieben worden. XXXVI. Ob nun jemand deme wiederſpre- chen D 2

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Zitationshilfe: Beier, Adrian: Kurtzer Bericht/ von Der Nützlichen und Fürtrefflichen Buch-Handlung/ und Deroselben Privilegien. Jena, 1690, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beier_buchhandel_1690/31>, abgerufen am 28.03.2024.