Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.wässerigen Erd-Fällen an und auf dem Hartz. welches ihnen ihre Herren und Frauen/ ihrem Vermögen nach/zur Speise darreichen. Sonst befindet sich auch auf dieser See eine Besehens-würdige Jnsel/ welche aber nicht mehr so groß ist/ als sie vor diesem gewesen/ und noch vor zwantzig Jahren war/ da ich die- selbe mit Juncker Jost Adolph von Tastungen/ Erb- und Gerichts- Herrn auf Grossenwechsungen &c. als meinem damahligen Schul- Gesellen/ öfters besuchete; Die Ursach dessen ist der Donner/ wel- cher ein ziemliches Stück davon abgeschlagen hat/ welches theils untergesuncken ist/ theils aber noch Stück-weise auf dem See herum schwimmet/ dahero sie auch ihre vorige Gestalt verlohren hat/ denn da sie vorhero wie ein Krantz rund gewesen/ siehet sie nun- mehro wie der Mond aus zu der Zeit/ wenn derselbe am Him- mel mit zwey Hörnern/ oder wie eine Sichel/ krumm erseheinet. Der Durchschnitt dieser nunmehro ziemlich ruinirten Jnsel ist 14 Meß-Ruthen lang/ und ist dieselbe an dem Orte/ wo sie sich am breitesten befindet/ 4 Ruthen breit. Der Boden derselben ist mosicht/ sumpficht/ und von denen Wurtzeln derer darauf be- findlichen Stauden- und andern Gewächse ziemlicher massen zu- sammen gewachsen/ wie denn auch dieselbe/ vermöge derer durch den Boden gehenden Wurtzeln/ bald hier bald dar mit einem Theil nicht weit vom Rande der See/ alwo das Wasser nicht sehr tieff ist/ sich angehenget hat/ nachdem sie zu Zeiten durch die Gewalt des Windes von einem Ort abgerissen/ und wieder an einem andern angetrieben worden; massen die Erfahrung be- zeüget/ daß sich diese Jnsel nicht allezeit an dem Orte befunden habe/ wo solche anietzo zum Theil feste sitzet/ das Stauden- und Kräuter-Werck aber/ so es vor diesem darauf gegeben/ ist nicht alle mehr darauf anzutreffen/ wie ich kunftig/ wenn mir GOtt das Leben ferner gönnet/ in meinem unter Händen habenden Hartzischen Kräuter-Buche an gehörigen Orten erinnern werde. II. Von
waͤſſerigen Erd-Faͤllen an und auf dem Hartz. welches ihnen ihre Herren und Frauen/ ihrem Vermoͤgen nach/zur Speiſe darreichen. Sonſt befindet ſich auch auf dieſer See eine Beſehens-wuͤrdige Jnſel/ welche aber nicht mehr ſo groß iſt/ als ſie vor dieſem geweſen/ und noch vor zwantzig Jahren war/ da ich die- ſelbe mit Juncker Joſt Adolph von Taſtungen/ Erb- und Gerichts- Herrn auf Groſſenwechſungen &c. als meinem damahligen Schul- Geſellen/ oͤfters beſuchete; Die Urſach deſſen iſt der Donner/ wel- cher ein ziemliches Stuͤck davon abgeſchlagen hat/ welches theils untergeſuncken iſt/ theils aber noch Stuͤck-weiſe auf dem See herum ſchwimmet/ dahero ſie auch ihre vorige Geſtalt verlohren hat/ denn da ſie vorhero wie ein Krantz rund geweſen/ ſiehet ſie nun- mehro wie der Mond aus zu der Zeit/ wenn derſelbe am Him- mel mit zwey Hoͤrnern/ oder wie eine Sichel/ krumm erſeheinet. Der Durchſchnitt dieſer nunmehro ziemlich ruinirten Jnſel iſt 14 Meß-Ruthen lang/ und iſt dieſelbe an dem Orte/ wo ſie ſich am breiteſten befindet/ 4 Ruthen breit. Der Boden derſelben iſt moſicht/ ſumpficht/ und von denen Wurtzeln derer darauf be- findlichen Stauden- und andern Gewaͤchſe ziemlicher maſſen zu- ſammen gewachſen/ wie denn auch dieſelbe/ vermoͤge derer durch den Boden gehenden Wurtzeln/ bald hier bald dar mit einem Theil nicht weit vom Rande der See/ alwo das Waſſer nicht ſehr tieff iſt/ ſich angehenget hat/ nachdem ſie zu Zeiten durch die Gewalt des Windes von einem Ort abgeriſſen/ und wieder an einem andern angetrieben worden; maſſen die Erfahrung be- zeuͤget/ daß ſich dieſe Jnſel nicht allezeit an dem Orte befunden habe/ wo ſolche anietzo zum Theil feſte ſitzet/ das Stauden- und Kraͤuter-Werck aber/ ſo es vor dieſem darauf gegeben/ iſt nicht alle mehr darauf anzutreffen/ wie ich kůnftig/ wenn mir GOtt das Leben ferner goͤnnet/ in meinem unter Haͤnden habenden Hartziſchen Kraͤuter-Buche an gehoͤrigen Orten erinnern werde. II. Von
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waͤſſerigen Erd-Faͤllen an und auf dem Hartz.
welches ihnen ihre Herren und Frauen/ ihrem Vermoͤgen nach/
zur Speiſe darreichen. Sonſt befindet ſich auch auf dieſer See eine
Beſehens-wuͤrdige Jnſel/ welche aber nicht mehr ſo groß iſt/ als ſie
vor dieſem geweſen/ und noch vor zwantzig Jahren war/ da ich die-
ſelbe mit Juncker Joſt Adolph von Taſtungen/ Erb- und Gerichts-
Herrn auf Groſſenwechſungen &c. als meinem damahligen Schul-
Geſellen/ oͤfters beſuchete; Die Urſach deſſen iſt der Donner/ wel-
cher ein ziemliches Stuͤck davon abgeſchlagen hat/ welches theils
untergeſuncken iſt/ theils aber noch Stuͤck-weiſe auf dem See herum
ſchwimmet/ dahero ſie auch ihre vorige Geſtalt verlohren hat/
denn da ſie vorhero wie ein Krantz rund geweſen/ ſiehet ſie nun-
mehro wie der Mond aus zu der Zeit/ wenn derſelbe am Him-
mel mit zwey Hoͤrnern/ oder wie eine Sichel/ krumm erſeheinet.
Der Durchſchnitt dieſer nunmehro ziemlich ruinirten Jnſel iſt 14
Meß-Ruthen lang/ und iſt dieſelbe an dem Orte/ wo ſie ſich
am breiteſten befindet/ 4 Ruthen breit. Der Boden derſelben
iſt moſicht/ ſumpficht/ und von denen Wurtzeln derer darauf be-
findlichen Stauden- und andern Gewaͤchſe ziemlicher maſſen zu-
ſammen gewachſen/ wie denn auch dieſelbe/ vermoͤge derer durch
den Boden gehenden Wurtzeln/ bald hier bald dar mit einem
Theil nicht weit vom Rande der See/ alwo das Waſſer nicht
ſehr tieff iſt/ ſich angehenget hat/ nachdem ſie zu Zeiten durch
die Gewalt des Windes von einem Ort abgeriſſen/ und wieder
an einem andern angetrieben worden; maſſen die Erfahrung be-
zeuͤget/ daß ſich dieſe Jnſel nicht allezeit an dem Orte befunden
habe/ wo ſolche anietzo zum Theil feſte ſitzet/ das Stauden- und
Kraͤuter-Werck aber/ ſo es vor dieſem darauf gegeben/ iſt nicht
alle mehr darauf anzutreffen/ wie ich kůnftig/ wenn mir GOtt
das Leben ferner goͤnnet/ in meinem unter Haͤnden habenden
Hartziſchen Kraͤuter-Buche an gehoͤrigen Orten erinnern werde.
II. Von
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