Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.von den curieusen Hölen an und auf dem Hartz. derselben im warmen Sommer/ wenn grosse Hitze vorhanden/ durchdie in gedachter Höle befindliche und vermöge etlicher Röhren dahin gebrachten kalten Lufft kühl gemachet werden/ auf die Art/ als sol- ches in Italien oder Welsch-Land an einem gewissen Ort geschiehet; massen Megiserus in seinem Paradiso deliciarum, oder Beschrei- bung Venedig lib. I cap. 24 wie auch der Autor deliciarum Italiae p. m. 282 gedencket: daß nicht gar weit von Vicenza, wenig ausser dem Wege nach Padoa, eine gar grosse Höle oder Loch in einem Berglein mit Menschen-Hand gegraben und gemacht sey/ darinnen sich das Volck aus denen umliegenden Flecken zu Krieges-Zeiten verstecket und aufgehalten habe/ und la grotta di Vicenza oder il Cu- balo genennet werde: Hierbey nahend sey eines Vicenzinischen Edelmanns Hoff/ darinnen eine lustige AEolia oder Wind-Kunst zu sehen sey/ dadurch die Winde in Sommers-Zeiten könten regie- ret/ und entweder hefftiger oder schwächer gemachet werden/ wie man es begehrete/ wie denn auch dieserwegen über die Thür des gemelde- ten Hofes folgender Vers des Virgilii geschrieben sey/ nemlich: AEolus heic clauso ventorum carcere regnat. Ebenfalls sey ein viereckigter Stein dabey eingemauret/ daran einge- ist/ J 3
von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. derſelben im warmen Sommer/ wenn groſſe Hitze vorhanden/ durchdie in gedachter Hoͤle befindliche und vermoͤge etlicher Roͤhren dahin gebrachten kalten Lufft kuͤhl gemachet werden/ auf die Art/ als ſol- ches in Italien oder Welſch-Land an einem gewiſſen Ort geſchiehet; maſſen Megiſerus in ſeinem Paradiſo deliciarum, oder Beſchrei- bung Venedig lib. I cap. 24 wie auch der Autor deliciarum Italiæ p. m. 282 gedencket: daß nicht gar weit von Vicenza, wenig auſſer dem Wege nach Padoa, eine gar groſſe Hoͤle oder Loch in einem Berglein mit Menſchen-Hand gegraben und gemacht ſey/ darinnen ſich das Volck aus denen umliegenden Flecken zu Krieges-Zeiten verſtecket und aufgehalten habe/ und la grotta di Vicenza oder il Cu- balo genennet werde: Hierbey nahend ſey eines Vicenziniſchen Edelmanns Hoff/ darinnen eine luſtige Æolia oder Wind-Kunſt zu ſehen ſey/ dadurch die Winde in Sommers-Zeiten koͤnten regie- ret/ und entweder hefftiger oder ſchwaͤcher gemachet werden/ wie man es begehrete/ wie denn auch dieſerwegen uͤber die Thuͤr des gemelde- ten Hofes folgender Vers des Virgilii geſchrieben ſey/ nemlich: Æolus hîc clauſo ventorum carcere regnat. Ebenfalls ſey ein viereckigter Stein dabey eingemauret/ daran einge- iſt/ J 3
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von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
derſelben im warmen Sommer/ wenn groſſe Hitze vorhanden/ durch
die in gedachter Hoͤle befindliche und vermoͤge etlicher Roͤhren dahin
gebrachten kalten Lufft kuͤhl gemachet werden/ auf die Art/ als ſol-
ches in Italien oder Welſch-Land an einem gewiſſen Ort geſchiehet;
maſſen Megiſerus in ſeinem Paradiſo deliciarum, oder Beſchrei-
bung Venedig lib. I cap. 24 wie auch der Autor deliciarum Italiæ
p. m. 282 gedencket: daß nicht gar weit von Vicenza, wenig auſſer
dem Wege nach Padoa, eine gar groſſe Hoͤle oder Loch in einem
Berglein mit Menſchen-Hand gegraben und gemacht ſey/ darinnen
ſich das Volck aus denen umliegenden Flecken zu Krieges-Zeiten
verſtecket und aufgehalten habe/ und la grotta di Vicenza oder il Cu-
balo genennet werde: Hierbey nahend ſey eines Vicenziniſchen
Edelmanns Hoff/ darinnen eine luſtige Æolia oder Wind-Kunſt
zu ſehen ſey/ dadurch die Winde in Sommers-Zeiten koͤnten regie-
ret/ und entweder hefftiger oder ſchwaͤcher gemachet werden/ wie man
es begehrete/ wie denn auch dieſerwegen uͤber die Thuͤr des gemelde-
ten Hofes folgender Vers des Virgilii geſchrieben ſey/ nemlich:
Æolus hîc clauſo ventorum carcere regnat.
Ebenfalls ſey ein viereckigter Stein dabey eingemauret/ daran einge-
hauen ſtuͤnde: daß Ao. 1560 Franciſcus Tridenteus im 22zigſten
Jahre ſeines Alters in dieſen Hoff/ und zwar in alle Zimmer/ die kal-
te Lufft aus vor gedachter Hoͤle durch ein neuͤes und wunderbahres
Kunſt-Stuͤcke gebracht habe/ und ſolcher Curioſitaͤt wegen der Hoff
wohl unter die Koͤniglichen Zierden und Luſt-Haͤuſer koͤnne gerechnet
werden. Gleicher Geſtalt vermeinen einige/ daß man aus dem
groſſen kalten Loche einen viel beſſern und kuͤhlern Berg-Keller ma-
chen koͤnne/ als in dem Ertz-Biſthum Saltzburg zu Kaltenhauſen
angetroffen/ und daraus von etlichen/ derer darinnen vorhandenen
und zu Sommers-Zeit ſehr angenehmen kuͤhlen Weine wegen/ ein
groß Weſen gemachet wird/ ob aber der Wein und ander Getraͤncke
darinnen gut thun wuͤrde/ wolte ich faſt zweifeln/ weilen es vor die-
ſelbe des Sommers zu kalt/ des Winters aber zu warm ſeyn duͤrffte;
maſſen von dieſem kalten Loche merckwuͤrdig iſt/ daß/ ie heiſſer die
Sonne im Sommer ſcheinet/ ie haͤrter es darinnen frieret/ und kalt
iſt/
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