Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

von den curieusen Hölen an und auf dem Hartz.
kommen/ begehret worden/ so wolte ich es mit dem wohl gedachten
Collegio Medico halten: als dessen rationes mir viel wichtiger als
des Herrn Autoris vor gemeldeter Unterredungen/ salva tamen
illius autoritate,
vorkommen/ wie man auch aus Vorhergehen-
dem leicht ersehen wird/ und ich über dieses noch im Zweifel stehe/ ob
dasselbe/ was in vor besagten Unterredungen vor ein versteinertes
Marck derer vermeinten Elephanten-Knochen gehalten worden/
würcklich ein wahres Marck und nicht ein fetter röhtlicher der terrae
sigillatae
ähnlicher bolus gewesen sey/ welcher durch einen lusum na-
turae
in solche vermeinte Knochen gerathen; weilen nicht gemeldet
wird/ was solches Marck vor einen Geruch und Geschmack gehabt
habe. Aus vor gemeldeten Ursachen halte ich gäntzlich davor/ daß
dasjenige/ so unter dem Nahmen eines Hartzischen gegrabenen Ein-
horns zum Vor-Schein mehrentheils ein minerale sey/ massen ich
dasselbe in grosser Menge/ sonderlich bey meinem seeligen Vater/
unter Händen/ und Stück vor Stück genau beschauet gehabt/ und
könte ich dieserwegen solches genugsam erweisen/ wenn nicht solches
zu Verhütung fernerer Weitläufftigkeit unterlassen müste. Sonst
haben die Autores dem gegrabenen Einhorn viele Nahmen gegeben/
indem dasselbe von ihnen bald unicornu minerale und Eburfossile
oder gegrabenes Elffenbein/ bald osteites, Ceratites, Monoceros
Vulgi, Lithomarga alba
und so ferner genennet wird/ nachdem die-
selben solches vor diese oder jene Sache gehalten haben; die Farbe
desselben ist mehrentheils weiß-grau/ schwärtz- oder gelblicht selten
aber alleine natürlicher Weise gantz und gar weiß/ und rühret der
Unterscheid von der Beschaffenheit des Mergels und Stein-ma-
chenden Wassers/ als woraus das gegrabene Einhorn bestehet/ her;
denn wenn dieselben reine/ und mit keiner unreinen irdischen Materie
vermischet sind/ so kan auch daraus nichts anders als ein weisses
Stücke entstehen/ da hingegen/ wo die impuritates terrestres die
Oberhand in gedachtem Mergel und Wasser haben/ dasselbe grau-
schwartz- oder gelblicht werden muß/ über das gläntzet etliches/ als
wenn es von einem Künstler wäre poliret worden/ welchen Glantz
Kircherus in seinem mundo subterraneo lib. 8 cap. 4 dem Salpe-

ter/
H

von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
kommen/ begehret worden/ ſo wolte ich es mit dem wohl gedachten
Collegio Medico halten: als deſſen rationes mir viel wichtiger als
des Herrn Autoris vor gemeldeter Unterredungen/ ſalvâ tamen
illius autoritate,
vorkommen/ wie man auch aus Vorhergehen-
dem leicht erſehen wird/ und ich uͤber dieſes noch im Zweifel ſtehe/ ob
daſſelbe/ was in vor beſagten Unterredungen vor ein verſteinertes
Marck derer vermeinten Elephanten-Knochen gehalten worden/
wuͤrcklich ein wahres Marck und nicht ein fetter roͤhtlicher der terræ
ſigillatæ
aͤhnlicher bolus geweſen ſey/ welcher durch einen luſum na-
turæ
in ſolche vermeinte Knochen gerathen; weilen nicht gemeldet
wird/ was ſolches Marck vor einen Geruch und Geſchmack gehabt
habe. Aus vor gemeldeten Urſachen halte ich gaͤntzlich davor/ daß
dasjenige/ ſo unter dem Nahmen eines Hartziſchen gegrabenen Ein-
horns zum Vor-Schein mehrentheils ein minerale ſey/ maſſen ich
daſſelbe in groſſer Menge/ ſonderlich bey meinem ſeeligen Vater/
unter Haͤnden/ und Stuͤck vor Stuͤck genau beſchauet gehabt/ und
koͤnte ich dieſerwegen ſolches genugſam erweiſen/ wenn nicht ſolches
zu Verhuͤtung fernerer Weitlaͤufftigkeit unterlaſſen muͤſte. Sonſt
haben die Autores dem gegrabenen Einhorn viele Nahmen gegeben/
indem daſſelbe von ihnen bald unicornu minerale und Eburfoſſile
oder gegrabenes Elffenbein/ bald oſteites, Ceratites, Monoceros
Vulgi, Lithomarga alba
und ſo ferner genennet wird/ nachdem die-
ſelben ſolches vor dieſe oder jene Sache gehalten haben; die Farbe
deſſelben iſt mehrentheils weiß-grau/ ſchwaͤrtz- oder gelblicht ſelten
aber alleine natuͤrlicher Weiſe gantz und gar weiß/ und ruͤhret der
Unterſcheid von der Beſchaffenheit des Mergels und Stein-ma-
chenden Waſſers/ als woraus das gegrabene Einhorn beſtehet/ her;
denn wenn dieſelben reine/ und mit keiner unreinen irdiſchen Materie
vermiſchet ſind/ ſo kan auch daraus nichts anders als ein weiſſes
Stuͤcke entſtehen/ da hingegen/ wo die impuritates terreſtres die
Oberhand in gedachtem Mergel und Waſſer haben/ daſſelbe grau-
ſchwartz- oder gelblicht werden muß/ uͤber das glaͤntzet etliches/ als
wenn es von einem Kuͤnſtler waͤre poliret worden/ welchen Glantz
Kircherus in ſeinem mundo ſubterraneo lib. 8 cap. 4 dem Salpe-

ter/
H
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0069" n="57"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den</hi><hi rendition="#aq">curieu&#x017F;</hi><hi rendition="#b">en Ho&#x0364;len an und auf dem Hartz.</hi></fw><lb/>
kommen/ begehret worden/ &#x017F;o wolte ich es mit dem wohl gedachten<lb/><hi rendition="#aq">Collegio Medico</hi> halten: als de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">rationes</hi> mir viel wichtiger als<lb/>
des Herrn <hi rendition="#aq">Autoris</hi> vor gemeldeter Unterredungen/ <hi rendition="#aq">&#x017F;alvâ tamen<lb/>
illius autoritate,</hi> vorkommen/ wie man auch aus Vorhergehen-<lb/>
dem leicht er&#x017F;ehen wird/ und ich u&#x0364;ber die&#x017F;es noch im Zweifel &#x017F;tehe/ ob<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe/ was in vor be&#x017F;agten Unterredungen vor ein ver&#x017F;teinertes<lb/>
Marck derer vermeinten Elephanten-Knochen gehalten worden/<lb/>
wu&#x0364;rcklich ein wahres Marck und nicht ein fetter ro&#x0364;htlicher der <hi rendition="#aq">terræ<lb/>
&#x017F;igillatæ</hi> a&#x0364;hnlicher <hi rendition="#aq">bolus</hi> gewe&#x017F;en &#x017F;ey/ welcher durch einen <hi rendition="#aq">lu&#x017F;um na-<lb/>
turæ</hi> in &#x017F;olche vermeinte Knochen gerathen; weilen nicht gemeldet<lb/>
wird/ was &#x017F;olches Marck vor einen Geruch und Ge&#x017F;chmack gehabt<lb/>
habe. Aus vor gemeldeten Ur&#x017F;achen halte ich ga&#x0364;ntzlich davor/ daß<lb/>
dasjenige/ &#x017F;o unter dem Nahmen eines Hartzi&#x017F;chen gegrabenen Ein-<lb/>
horns zum Vor-Schein mehrentheils ein <hi rendition="#aq">minerale</hi> &#x017F;ey/ ma&#x017F;&#x017F;en ich<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe in gro&#x017F;&#x017F;er Menge/ &#x017F;onderlich bey meinem &#x017F;eeligen Vater/<lb/>
unter Ha&#x0364;nden/ und Stu&#x0364;ck vor Stu&#x0364;ck genau be&#x017F;chauet gehabt/ und<lb/>
ko&#x0364;nte ich die&#x017F;erwegen &#x017F;olches genug&#x017F;am erwei&#x017F;en/ wenn nicht &#x017F;olches<lb/>
zu Verhu&#x0364;tung fernerer Weitla&#x0364;ufftigkeit unterla&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;te. Son&#x017F;t<lb/>
haben die <hi rendition="#aq">Autores</hi> dem gegrabenen Einhorn viele Nahmen gegeben/<lb/>
indem da&#x017F;&#x017F;elbe von ihnen bald <hi rendition="#aq">unicornu minerale</hi> und <hi rendition="#aq">Eburfo&#x017F;&#x017F;ile</hi><lb/>
oder gegrabenes Elffenbein/ bald <hi rendition="#aq">o&#x017F;teites, Ceratites, Monoceros<lb/>
Vulgi, Lithomarga alba</hi> und &#x017F;o ferner genennet wird/ nachdem die-<lb/>
&#x017F;elben &#x017F;olches vor die&#x017F;e oder jene Sache gehalten haben; die Farbe<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben i&#x017F;t mehrentheils weiß-grau/ &#x017F;chwa&#x0364;rtz- oder gelblicht &#x017F;elten<lb/>
aber alleine natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e gantz und gar weiß/ und ru&#x0364;hret der<lb/>
Unter&#x017F;cheid von der Be&#x017F;chaffenheit des Mergels und Stein-ma-<lb/>
chenden Wa&#x017F;&#x017F;ers/ als woraus das gegrabene Einhorn be&#x017F;tehet/ her;<lb/>
denn wenn die&#x017F;elben reine/ und mit keiner unreinen irdi&#x017F;chen Materie<lb/>
vermi&#x017F;chet &#x017F;ind/ &#x017F;o kan auch daraus nichts anders als ein wei&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Stu&#x0364;cke ent&#x017F;tehen/ da hingegen/ wo die <hi rendition="#aq">impuritates terre&#x017F;tres</hi> die<lb/>
Oberhand in gedachtem Mergel und Wa&#x017F;&#x017F;er haben/ da&#x017F;&#x017F;elbe grau-<lb/>
&#x017F;chwartz- oder gelblicht werden muß/ u&#x0364;ber das gla&#x0364;ntzet etliches/ als<lb/>
wenn es von einem Ku&#x0364;n&#x017F;tler wa&#x0364;re <hi rendition="#aq">pol</hi>iret worden/ welchen Glantz<lb/><hi rendition="#aq">Kircherus</hi> in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">mundo &#x017F;ubterraneo lib. 8 cap.</hi> 4 dem Salpe-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H</fw><fw place="bottom" type="catch">ter/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0069] von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. kommen/ begehret worden/ ſo wolte ich es mit dem wohl gedachten Collegio Medico halten: als deſſen rationes mir viel wichtiger als des Herrn Autoris vor gemeldeter Unterredungen/ ſalvâ tamen illius autoritate, vorkommen/ wie man auch aus Vorhergehen- dem leicht erſehen wird/ und ich uͤber dieſes noch im Zweifel ſtehe/ ob daſſelbe/ was in vor beſagten Unterredungen vor ein verſteinertes Marck derer vermeinten Elephanten-Knochen gehalten worden/ wuͤrcklich ein wahres Marck und nicht ein fetter roͤhtlicher der terræ ſigillatæ aͤhnlicher bolus geweſen ſey/ welcher durch einen luſum na- turæ in ſolche vermeinte Knochen gerathen; weilen nicht gemeldet wird/ was ſolches Marck vor einen Geruch und Geſchmack gehabt habe. Aus vor gemeldeten Urſachen halte ich gaͤntzlich davor/ daß dasjenige/ ſo unter dem Nahmen eines Hartziſchen gegrabenen Ein- horns zum Vor-Schein mehrentheils ein minerale ſey/ maſſen ich daſſelbe in groſſer Menge/ ſonderlich bey meinem ſeeligen Vater/ unter Haͤnden/ und Stuͤck vor Stuͤck genau beſchauet gehabt/ und koͤnte ich dieſerwegen ſolches genugſam erweiſen/ wenn nicht ſolches zu Verhuͤtung fernerer Weitlaͤufftigkeit unterlaſſen muͤſte. Sonſt haben die Autores dem gegrabenen Einhorn viele Nahmen gegeben/ indem daſſelbe von ihnen bald unicornu minerale und Eburfoſſile oder gegrabenes Elffenbein/ bald oſteites, Ceratites, Monoceros Vulgi, Lithomarga alba und ſo ferner genennet wird/ nachdem die- ſelben ſolches vor dieſe oder jene Sache gehalten haben; die Farbe deſſelben iſt mehrentheils weiß-grau/ ſchwaͤrtz- oder gelblicht ſelten aber alleine natuͤrlicher Weiſe gantz und gar weiß/ und ruͤhret der Unterſcheid von der Beſchaffenheit des Mergels und Stein-ma- chenden Waſſers/ als woraus das gegrabene Einhorn beſtehet/ her; denn wenn dieſelben reine/ und mit keiner unreinen irdiſchen Materie vermiſchet ſind/ ſo kan auch daraus nichts anders als ein weiſſes Stuͤcke entſtehen/ da hingegen/ wo die impuritates terreſtres die Oberhand in gedachtem Mergel und Waſſer haben/ daſſelbe grau- ſchwartz- oder gelblicht werden muß/ uͤber das glaͤntzet etliches/ als wenn es von einem Kuͤnſtler waͤre poliret worden/ welchen Glantz Kircherus in ſeinem mundo ſubterraneo lib. 8 cap. 4 dem Salpe- ter/ H

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/69
Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/69>, abgerufen am 24.11.2024.