Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.von den curieusen Hölen an und auf dem Hartz. gegeben wird/ daß dieselben zugleich ihre formam von einer durch denArchaeum terrae oder den Spiritum universalem dahin gelegten idea nehmen: Es geschiehet aber die gedachte Bildung nicht allezeit gleich auf einmahl/ sondern allgemach/ dahero auch an denen Orten/ wo der Raum zu wachsen vorhanden gewesen/ offtmahls solche Stücke angetroffen werden/ die durch den täglichen/ vielfältigen Zufluß zu einer solchen Grösse gelanget/ daß auch ihnen keine Knochen von dem größten Menschen oder Thiere/ so iemahls in der Welt gefun- den worden/ zu vergleichen sind; dahero auch diejenigen/ welche das gegrabene Einhorn vor kein animale halten/ zu erkennen geben/ wie unbillich einige solche von der Natur gekünstelte Knochen-Bilder vor Riesen- Einhorn- oder Elephanten-Knochen ausgeben wolten. Be- treffend diejenigen Autores, so gleichsam Neutralisten sind/ und kei- nem von denen Patronis derer vor gedachten Meinungen allein bey- fallen/ sondern einen Unterschied unter denen wahrhafftigen verstei- nerten und denen mineralischen Riesen-Einhorns- und Elephan- ten-Knochen machen/ und das erste mit dem seeligen D. Ettmüllern in seiner mineralogia cap. 8 oper. fol. 428 ein falsches/ das andere aber ein gerechtes gegrabenes Einhorn nennen/ so bedienen sich die- selben des von dem seeligen Herrn D. Paulo Ammanno, weyland wohlverdienten Praeceptore auf der Universität Leipzig/ und meinem vormahligen in Botanicis Professore, in der Vorrede seiner Medi- cinae Criticae sehr gelobten Syncretismi Medici/ und lesen dasjenige aus/ was in ihren Kram dienet/ sie halten aber unter andern davor/ daß man wegen des unicornu animalis aus der Vergleichung und Augenschein nehmen müsse/ ob dasselbe von diesem oder jenem Thiere wäre/ denn wenn iemand ein Sceleton vor Augen käme/ dessen gantze textura mechanica auf einen Elephanten ziele/ und accurat auch in behöriger Proportion mit eines rechten natürlichen/ von D. Moulins in Englischer Sprache/ auch von Johann. Rajo in seiner Synopsi Animalium quadrupedum pag. 131 & seq. beschriebenen/ Elephan- ten-Sceleto überein komme/ so sey auch dasselbe gewiß von einem Elephanten/ welches aber von etlichen/ wie aus Vorhergehenden zu ersehen/ nicht will angenommen werden. Nicht viel besser gehet es
von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. gegeben wird/ daß dieſelben zugleich ihre formam von einer durch denArchæum terræ oder den Spiritum univerſalem dahin gelegten ideâ nehmen: Es geſchiehet aber die gedachte Bildung nicht allezeit gleich auf einmahl/ ſondern allgemach/ dahero auch an denen Orten/ wo der Raum zu wachſen vorhanden geweſen/ offtmahls ſolche Stuͤcke angetroffen werden/ die durch den taͤglichen/ vielfaͤltigen Zufluß zu einer ſolchen Groͤſſe gelanget/ daß auch ihnen keine Knochen von dem groͤßten Menſchen oder Thiere/ ſo iemahls in der Welt gefun- den worden/ zu vergleichen ſind; dahero auch diejenigen/ welche das gegrabene Einhorn vor kein animale halten/ zu erkennen geben/ wie unbillich einige ſolche von der Natur gekuͤnſtelte Knochen-Bilder vor Rieſen- Einhorn- oder Elephanten-Knochen ausgeben wolten. Be- treffend diejenigen Autores, ſo gleichſam Neutraliſten ſind/ und kei- nem von denen Patronis derer vor gedachten Meinungen allein bey- fallen/ ſondern einen Unterſchied unter denen wahrhafftigen verſtei- nerten und denen mineraliſchen Rieſen-Einhorns- und Elephan- ten-Knochen machen/ und das erſte mit dem ſeeligen D. Ettmuͤllern in ſeiner mineralogiâ cap. 8 oper. fol. 428 ein falſches/ das andere aber ein gerechtes gegrabenes Einhorn nennen/ ſo bedienen ſich die- ſelben des von dem ſeeligen Herrn D. Paulo Ammanno, weyland wohlveꝛdienten Præceptore auf der Univerſitaͤt Leipzig/ und meinem vormahligen in Botanicis Profeſſore, in der Vorrede ſeiner Medi- cinæ Criticæ ſehr gelobten Syncretismi Medici/ und leſen dasjenige aus/ was in ihren Kram dienet/ ſie halten aber unter andern davor/ daß man wegen des unicornu animalis aus der Vergleichung und Augenſchein nehmen muͤſſe/ ob daſſelbe von dieſem oder jenem Thiere waͤre/ denn wenn iemand ein Sceleton vor Augen kaͤme/ deſſen gantze textura mechanica auf einen Elephanten ziele/ und accurat auch in behoͤriger Proportion mit eines rechten natuͤrlichen/ von D. Moulins in Engliſcher Sprache/ auch von Johann. Rajo in ſeiner Synopſi Animalium quadrupedum pag. 131 & ſeq. beſchriebenen/ Elephan- ten-Sceleto uͤberein komme/ ſo ſey auch daſſelbe gewiß von einem Elephanten/ welches aber von etlichen/ wie aus Vorhergehenden zu erſehen/ nicht will angenommen werden. Nicht viel beſſer gehet es
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von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
gegeben wird/ daß dieſelben zugleich ihre formam von einer durch den
Archæum terræ oder den Spiritum univerſalem dahin gelegten ideâ
nehmen: Es geſchiehet aber die gedachte Bildung nicht allezeit gleich
auf einmahl/ ſondern allgemach/ dahero auch an denen Orten/ wo
der Raum zu wachſen vorhanden geweſen/ offtmahls ſolche Stuͤcke
angetroffen werden/ die durch den taͤglichen/ vielfaͤltigen Zufluß zu
einer ſolchen Groͤſſe gelanget/ daß auch ihnen keine Knochen von
dem groͤßten Menſchen oder Thiere/ ſo iemahls in der Welt gefun-
den worden/ zu vergleichen ſind; dahero auch diejenigen/ welche das
gegrabene Einhorn vor kein animale halten/ zu erkennen geben/ wie
unbillich einige ſolche von der Natur gekuͤnſtelte Knochen-Bilder vor
Rieſen- Einhorn- oder Elephanten-Knochen ausgeben wolten. Be-
treffend diejenigen Autores, ſo gleichſam Neutraliſten ſind/ und kei-
nem von denen Patronis derer vor gedachten Meinungen allein bey-
fallen/ ſondern einen Unterſchied unter denen wahrhafftigen verſtei-
nerten und denen mineraliſchen Rieſen-Einhorns- und Elephan-
ten-Knochen machen/ und das erſte mit dem ſeeligen D. Ettmuͤllern
in ſeiner mineralogiâ cap. 8 oper. fol. 428 ein falſches/ das andere
aber ein gerechtes gegrabenes Einhorn nennen/ ſo bedienen ſich die-
ſelben des von dem ſeeligen Herrn D. Paulo Ammanno, weyland
wohlveꝛdienten Præceptore auf der Univerſitaͤt Leipzig/ und meinem
vormahligen in Botanicis Profeſſore, in der Vorrede ſeiner Medi-
cinæ Criticæ ſehr gelobten Syncretismi Medici/ und leſen dasjenige
aus/ was in ihren Kram dienet/ ſie halten aber unter andern davor/
daß man wegen des unicornu animalis aus der Vergleichung und
Augenſchein nehmen muͤſſe/ ob daſſelbe von dieſem oder jenem Thiere
waͤre/ denn wenn iemand ein Sceleton vor Augen kaͤme/ deſſen gantze
textura mechanica auf einen Elephanten ziele/ und accurat auch in
behoͤriger Proportion mit eines rechten natuͤrlichen/ von D. Moulins
in Engliſcher Sprache/ auch von Johann. Rajo in ſeiner Synopſi
Animalium quadrupedum pag. 131 & ſeq. beſchriebenen/ Elephan-
ten-Sceleto uͤberein komme/ ſo ſey auch daſſelbe gewiß von einem
Elephanten/ welches aber von etlichen/ wie aus Vorhergehenden
zu erſehen/ nicht will angenommen werden. Nicht viel beſſer gehet
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Zitationshilfe: | Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/67>, abgerufen am 16.07.2024. |