Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.Das I Capitel. sondern viele von denen Einwohnern sich hierzu gebrauchen lassen/worunter anietzo ein Mann ist/ den die so genannten Brauschauffen verfertiget/ welcher guten Bescheid in der Höle weiß; wiewohl auch andere gefunden werden/ denen es hieran ebenfalls nicht mangelt; wenn er alsdenn einen Führer ausgemacht/ und mit demselben des Trinck-Geldes wegen einig worden/ so begiebt er sich mit demselben auf den Weg/ und kömmet durch allerhand Holtz- und Busch- Werck zu dem unangenehmen und unebenen Eingang der Höle/ al- da derselbe an statt der Leiter auf denen Aesten eines an denen Zwei- gen behauenen Baumes hinunter klettern/ und sich dabey in Acht nehmen muß/ daß er nicht falle/ und also eher als er es verlange/ hin- ab komme; so bald derselbe aber auf den Boden gelanget/ so ist alle Gefahr vorbey/ und stellet sich vor Augen eine grosse aus einem Fel- sen-Stein bestehende Höle von solcher Höhe/ daß auch wohl eine vormahls im Kriege sehr gebräuchliche aber nunmehro aus gewissen Ursachen mehrentheils wieder abgeschaffte lange Soldaten-Pique darinnen aufrecht stehen kan; Jnwendig ist dieselbe fast aller Orten mit einem dicken Tropf Stein gleichsam übertünchet und überzogen/ und gehet man in dieser Höle eine ziemliche Länge fort biß zu dem Eingange/ der in die folgende Höle gehet/ wodurch man ebenfalls eine gute Weile zu kriechen hat/ ehe man in die andere Höle gelanget/ welche der vorigen an der Weite und Höhe nichts nachgiebet. Aus dieser kriechet man auf vorige Art mit ziemlicher Mühe/ doch ohne einige Gefahr/ weiter in die dritte/ und von dar in die vierdte Höle/ und so weiter/ denn derselben sehr viel nach einander folgen/ wie denn etliche Führer berichten/ daß man fast eine Teütsche Meile lang der- gleichen Hölen hinter einander antreffe; massen sie dieselben so weit durchkrochen/ und doch kein Ende gefunden hätten. Die Kälte ist in diesen Hölen ebenfalls/ als in der Baumans-Höle/ zu vermercken/ und fast noch stärcker als daselbst/ wie denn/ solche zu mäßigen/ in- gleichen den Tag oder das Licht in dieselbe zu bringen/ in etlichen Hö- len oben an der Decke runde und andere in unterschiedener Gestalt verfertigte Löcher gefunden werden/ wovon zwar viele mit Stein und Erde wieder verfallen und verstopffet sind. Diese Löcher hält der gemeine
Das I Capitel. ſondern viele von denen Einwohnern ſich hierzu gebrauchen laſſen/worunter anietzo ein Mann iſt/ den die ſo genannten Brauſchauffen verfertiget/ welcher guten Beſcheid in der Hoͤle weiß; wiewohl auch andere gefunden werden/ denen es hieran ebenfalls nicht mangelt; wenn er alsdenn einen Fuͤhrer ausgemacht/ und mit demſelben des Trinck-Geldes wegen einig worden/ ſo begiebt er ſich mit demſelben auf den Weg/ und koͤmmet durch allerhand Holtz- und Buſch- Werck zu dem unangenehmen und unebenen Eingang der Hoͤle/ al- da derſelbe an ſtatt der Leiter auf denen Aeſten eines an denen Zwei- gen behauenen Baumes hinunter klettern/ und ſich dabey in Acht nehmen muß/ daß er nicht falle/ und alſo eher als er es verlange/ hin- ab komme; ſo bald derſelbe aber auf den Boden gelanget/ ſo iſt alle Gefahr vorbey/ und ſtellet ſich vor Augen eine groſſe aus einem Fel- ſen-Stein beſtehende Hoͤle von ſolcher Hoͤhe/ daß auch wohl eine vormahls im Kriege ſehr gebraͤuchliche aber nunmehro aus gewiſſen Urſachen mehrentheils wieder abgeſchaffte lange Soldaten-Pique darinnen aufrecht ſtehen kan; Jnwendig iſt dieſelbe faſt aller Orten mit einem dicken Tropf Stein gleichſam uͤbertuͤnchet und uͤberzogen/ und gehet man in dieſer Hoͤle eine ziemliche Laͤnge fort biß zu dem Eingange/ der in die folgende Hoͤle gehet/ wodurch man ebenfalls eine gute Weile zu kriechen hat/ ehe man in die andere Hoͤle gelanget/ welche der vorigen an der Weite und Hoͤhe nichts nachgiebet. Aus dieſer kriechet man auf vorige Art mit ziemlicher Muͤhe/ doch ohne einige Gefahr/ weiter in die dritte/ und von dar in die vierdte Hoͤle/ und ſo weiter/ denn derſelben ſehr viel nach einander folgen/ wie denn etliche Fuͤhrer berichten/ daß man faſt eine Teuͤtſche Meile lang der- gleichen Hoͤlen hinter einander antreffe; maſſen ſie dieſelben ſo weit durchkrochen/ und doch kein Ende gefunden haͤtten. Die Kaͤlte iſt in dieſen Hoͤlen ebenfalls/ als in der Baumans-Hoͤle/ zu vermercken/ und faſt noch ſtaͤrcker als daſelbſt/ wie denn/ ſolche zu maͤßigen/ in- gleichen den Tag oder das Licht in dieſelbe zu bringen/ in etlichen Hoͤ- len oben an der Decke runde und andere in unterſchiedener Geſtalt verfertigte Loͤcher gefunden werden/ wovon zwar viele mit Stein und Erde wieder verfallen und verſtopffet ſind. Dieſe Loͤcher haͤlt der gemeine
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0048" n="36"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">I</hi> Capitel.</hi></fw><lb/> ſondern viele von denen Einwohnern ſich hierzu gebrauchen laſſen/<lb/> worunter anietzo ein Mann iſt/ den die ſo genannten Brauſchauffen<lb/> verfertiget/ welcher guten Beſcheid in der Hoͤle weiß; wiewohl auch<lb/> andere gefunden werden/ denen es hieran ebenfalls nicht mangelt;<lb/> wenn er alsdenn einen Fuͤhrer ausgemacht/ und mit demſelben des<lb/> Trinck-Geldes wegen einig worden/ ſo begiebt er ſich mit demſelben<lb/> auf den Weg/ und koͤmmet durch allerhand Holtz- und Buſch-<lb/> Werck zu dem unangenehmen und unebenen Eingang der Hoͤle/ al-<lb/> da derſelbe an ſtatt der Leiter auf denen Aeſten eines an denen Zwei-<lb/> gen behauenen Baumes hinunter klettern/ und ſich dabey in Acht<lb/> nehmen muß/ daß er nicht falle/ und alſo eher als er es verlange/ hin-<lb/> ab komme; ſo bald derſelbe aber auf den Boden gelanget/ ſo iſt alle<lb/> Gefahr vorbey/ und ſtellet ſich vor Augen eine groſſe aus einem Fel-<lb/> ſen-Stein beſtehende Hoͤle von ſolcher Hoͤhe/ daß auch wohl eine<lb/> vormahls im Kriege ſehr gebraͤuchliche aber nunmehro aus gewiſſen<lb/> Urſachen mehrentheils wieder abgeſchaffte lange Soldaten-<hi rendition="#aq">Pique</hi><lb/> darinnen aufrecht ſtehen kan; Jnwendig iſt dieſelbe faſt aller Orten<lb/> mit einem dicken Tropf Stein gleichſam uͤbertuͤnchet und uͤberzogen/<lb/> und gehet man in dieſer Hoͤle eine ziemliche Laͤnge fort biß zu dem<lb/> Eingange/ der in die folgende Hoͤle gehet/ wodurch man ebenfalls<lb/> eine gute Weile zu kriechen hat/ ehe man in die andere Hoͤle gelanget/<lb/> welche der vorigen an der Weite und Hoͤhe nichts nachgiebet. Aus<lb/> dieſer kriechet man auf vorige Art mit ziemlicher Muͤhe/ doch ohne<lb/> einige Gefahr/ weiter in die dritte/ und von dar in die vierdte Hoͤle/<lb/> und ſo weiter/ denn derſelben ſehr viel nach einander folgen/ wie denn<lb/> etliche Fuͤhrer berichten/ daß man faſt eine Teuͤtſche Meile lang der-<lb/> gleichen Hoͤlen hinter einander antreffe; maſſen ſie dieſelben ſo weit<lb/> durchkrochen/ und doch kein Ende gefunden haͤtten. Die Kaͤlte iſt<lb/> in dieſen Hoͤlen ebenfalls/ als in der Baumans-Hoͤle/ zu vermercken/<lb/> und faſt noch ſtaͤrcker als daſelbſt/ wie denn/ ſolche zu maͤßigen/ in-<lb/> gleichen den Tag oder das Licht in dieſelbe zu bringen/ in etlichen Hoͤ-<lb/> len oben an der Decke runde und andere in unterſchiedener Geſtalt<lb/> verfertigte Loͤcher gefunden werden/ wovon zwar viele mit Stein und<lb/> Erde wieder verfallen und verſtopffet ſind. Dieſe Loͤcher haͤlt der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gemeine</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0048]
Das I Capitel.
ſondern viele von denen Einwohnern ſich hierzu gebrauchen laſſen/
worunter anietzo ein Mann iſt/ den die ſo genannten Brauſchauffen
verfertiget/ welcher guten Beſcheid in der Hoͤle weiß; wiewohl auch
andere gefunden werden/ denen es hieran ebenfalls nicht mangelt;
wenn er alsdenn einen Fuͤhrer ausgemacht/ und mit demſelben des
Trinck-Geldes wegen einig worden/ ſo begiebt er ſich mit demſelben
auf den Weg/ und koͤmmet durch allerhand Holtz- und Buſch-
Werck zu dem unangenehmen und unebenen Eingang der Hoͤle/ al-
da derſelbe an ſtatt der Leiter auf denen Aeſten eines an denen Zwei-
gen behauenen Baumes hinunter klettern/ und ſich dabey in Acht
nehmen muß/ daß er nicht falle/ und alſo eher als er es verlange/ hin-
ab komme; ſo bald derſelbe aber auf den Boden gelanget/ ſo iſt alle
Gefahr vorbey/ und ſtellet ſich vor Augen eine groſſe aus einem Fel-
ſen-Stein beſtehende Hoͤle von ſolcher Hoͤhe/ daß auch wohl eine
vormahls im Kriege ſehr gebraͤuchliche aber nunmehro aus gewiſſen
Urſachen mehrentheils wieder abgeſchaffte lange Soldaten-Pique
darinnen aufrecht ſtehen kan; Jnwendig iſt dieſelbe faſt aller Orten
mit einem dicken Tropf Stein gleichſam uͤbertuͤnchet und uͤberzogen/
und gehet man in dieſer Hoͤle eine ziemliche Laͤnge fort biß zu dem
Eingange/ der in die folgende Hoͤle gehet/ wodurch man ebenfalls
eine gute Weile zu kriechen hat/ ehe man in die andere Hoͤle gelanget/
welche der vorigen an der Weite und Hoͤhe nichts nachgiebet. Aus
dieſer kriechet man auf vorige Art mit ziemlicher Muͤhe/ doch ohne
einige Gefahr/ weiter in die dritte/ und von dar in die vierdte Hoͤle/
und ſo weiter/ denn derſelben ſehr viel nach einander folgen/ wie denn
etliche Fuͤhrer berichten/ daß man faſt eine Teuͤtſche Meile lang der-
gleichen Hoͤlen hinter einander antreffe; maſſen ſie dieſelben ſo weit
durchkrochen/ und doch kein Ende gefunden haͤtten. Die Kaͤlte iſt
in dieſen Hoͤlen ebenfalls/ als in der Baumans-Hoͤle/ zu vermercken/
und faſt noch ſtaͤrcker als daſelbſt/ wie denn/ ſolche zu maͤßigen/ in-
gleichen den Tag oder das Licht in dieſelbe zu bringen/ in etlichen Hoͤ-
len oben an der Decke runde und andere in unterſchiedener Geſtalt
verfertigte Loͤcher gefunden werden/ wovon zwar viele mit Stein und
Erde wieder verfallen und verſtopffet ſind. Dieſe Loͤcher haͤlt der
gemeine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |