Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.Das I Capitel. aus/ und krieehet alsdenn voran in den Eingang/ dem einer nach demandern von der Gesellschafft mit einem in der Hand habenden bren- nenden Licht oder Fackel folget/ und müssen dieselbe ingesamt auf ietzt erzehlte Art und Weise eine zimliche Länge durch der Hölen Schlund/ so zwey niedrige und enge Klüfte sind/ ihren March nehmen/ und damit so lange nicht ohne ziemliche Mühe anhalten/ biß sie Abend- und Mitternacht-werts/ mit Staub wohl bestäübet und gepudert/ in die erste oder oberste Höle kommen/ welche ein von der künstlichen Natur verfertigtes Gewölbe und von solcher Höhe und Weite ist/ daß auch/ dem Augen-Maß nach/ ein mittelmäßiges Haus oder et- liche kleine niedrige Gebäu darinnen stehen können: der Tropf- oder Trauf-Stein befindet sich häuffig in derselben/ nicht allein auf der Hölen ungleichem und unebenem Boden/ sondern auch an denen Seiten und oben an der Decke des Gewölbes/ alwo derselbe wie Eis- Zapfen hänget/ zwischen welchen vor diesem/ als die Höle noch offen gestanden/ die Fleder-Mäuse in grosser Menge gesehen worden/ welche aber nunmehr/ da die Höle mit einer Thür verwahret worden/ so häuffig daselbst nicht mehr anzutreffen sind/ weilen ihnen dadurch der Paß versperret worden: Ferner trift man in dieser Höle viele kleine Neben-Gänge oder Hölen an/ darinnen die spectra oder Ge- spenster sonderlich ihr Spiel und Wesen haben sollen/ wovon Unter- schiedliches von Unterschiedenen erzehlet wird/ weilen aber daselbst sonst nichts Sonderliches zu sehen ist/ so führet der Führer selten/ und wenn es nicht in specie verlanget wird/ die Compagnie in selbige ein/ sondern er gehet/ umb genugsahme Zeit zu Beschauung derer andern Curiositäten zu gewinnen/ mit derselben solche vorbey zu einem kleinen Brunnen/ der zwar nicht viel Wasser in sich hält/ wel- ches aber doch so helle und klar als ein Crystall ist/ auch darneben einen gar reinen und süssen Geschmack hat: Dieses Wasser wird von vielen vor die Stein-Schmertzen verlanget/ und vor solche als ein bewährtes Mittel ausgegeben; wie denn auch der albereit gemel- dete Eckstormius in seiner Lateinischen/ von dieser Höle an D. Za- charias Brendeln/ weyland Professorem Medicinae zu Jena A. C. 1589 den 28 April. geschriebenen und bey D. Brendels Historie derer Erd-
Das I Capitel. aus/ und krieehet alsdenn voran in den Eingang/ dem einer nach demandern von der Geſellſchafft mit einem in der Hand habenden bren- nenden Licht oder Fackel folget/ und muͤſſen dieſelbe ingeſamt auf ietzt erzehlte Art und Weiſe eine zimliche Laͤnge durch der Hoͤlen Schlund/ ſo zwey niedrige und enge Kluͤfte ſind/ ihren March nehmen/ und damit ſo lange nicht ohne ziemliche Muͤhe anhalten/ biß ſie Abend- und Mitternacht-werts/ mit Staub wohl beſtaͤuͤbet und gepudert/ in die erſte oder oberſte Hoͤle kommen/ welche ein von der kuͤnſtlichen Natur verfertigtes Gewoͤlbe und von ſolcher Hoͤhe und Weite iſt/ daß auch/ dem Augen-Maß nach/ ein mittelmaͤßiges Haus oder et- liche kleine niedrige Gebaͤu darinnen ſtehen koͤnnen: der Tropf- oder Trauf-Stein befindet ſich haͤuffig in derſelben/ nicht allein auf der Hoͤlen ungleichem und unebenem Boden/ ſondern auch an denen Seiten und oben an der Decke des Gewoͤlbes/ alwo derſelbe wie Eis- Zapfen haͤnget/ zwiſchen welchen vor dieſem/ als die Hoͤle noch offen geſtanden/ die Fleder-Maͤuſe in groſſer Menge geſehen worden/ welche aber nunmehr/ da die Hoͤle mit einer Thuͤr verwahret worden/ ſo haͤuffig daſelbſt nicht mehr anzutreffen ſind/ weilen ihnen dadurch der Paß verſperret worden: Ferner trift man in dieſer Hoͤle viele kleine Neben-Gaͤnge oder Hoͤlen an/ darinnen die ſpectra oder Ge- ſpenſter ſonderlich ihr Spiel und Weſen haben ſollen/ wovon Unter- ſchiedliches von Unterſchiedenen erzehlet wird/ weilen aber daſelbſt ſonſt nichts Sonderliches zu ſehen iſt/ ſo fuͤhret der Fuͤhrer ſelten/ und wenn es nicht in ſpecie verlanget wird/ die Compagnie in ſelbige ein/ ſondern er gehet/ umb genugſahme Zeit zu Beſchauung derer andern Curioſitaͤten zu gewinnen/ mit derſelben ſolche vorbey zu einem kleinen Brunnen/ der zwar nicht viel Waſſer in ſich haͤlt/ wel- ches aber doch ſo helle und klar als ein Cryſtall iſt/ auch darneben einen gar reinen und ſuͤſſen Geſchmack hat: Dieſes Waſſer wird von vielen vor die Stein-Schmertzen verlanget/ und vor ſolche als ein bewaͤhrtes Mittel ausgegeben; wie denn auch der albereit gemel- dete Eckſtormius in ſeiner Lateiniſchen/ von dieſer Hoͤle an D. Za- charias Brendeln/ weyland Profeſſorem Medicinæ zu Jena A. C. 1589 den 28 April. geſchriebenen und bey D. Brendels Hiſtorie derer Erd-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0022" n="10"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">I</hi> Capitel.</hi></fw><lb/> aus/ und krieehet alsdenn voran in den Eingang/ dem einer nach dem<lb/> andern von der Geſellſchafft mit einem in der Hand habenden bren-<lb/> nenden Licht oder Fackel folget/ und muͤſſen dieſelbe ingeſamt auf ietzt<lb/> erzehlte Art und Weiſe eine zimliche Laͤnge durch der Hoͤlen Schlund/<lb/> ſo zwey niedrige und enge Kluͤfte ſind/ ihren <hi rendition="#aq">March</hi> nehmen/ und<lb/> damit ſo lange nicht ohne ziemliche Muͤhe anhalten/ biß ſie Abend-<lb/> und Mitternacht-werts/ mit Staub wohl beſtaͤuͤbet und gepudert/<lb/> in die erſte oder oberſte Hoͤle kommen/ welche ein von der kuͤnſtlichen<lb/> Natur verfertigtes Gewoͤlbe und von ſolcher Hoͤhe und Weite iſt/<lb/> daß auch/ dem Augen-Maß nach/ ein mittelmaͤßiges Haus oder et-<lb/> liche kleine niedrige Gebaͤu darinnen ſtehen koͤnnen: der Tropf- oder<lb/> Trauf-Stein befindet ſich haͤuffig in derſelben/ nicht allein auf der<lb/> Hoͤlen ungleichem und unebenem Boden/ ſondern auch an denen<lb/> Seiten und oben an der Decke des Gewoͤlbes/ alwo derſelbe wie Eis-<lb/> Zapfen haͤnget/ zwiſchen welchen vor dieſem/ als die Hoͤle noch offen<lb/> geſtanden/ die Fleder-Maͤuſe in groſſer Menge geſehen worden/<lb/> welche aber nunmehr/ da die Hoͤle mit einer Thuͤr verwahret worden/<lb/> ſo haͤuffig daſelbſt nicht mehr anzutreffen ſind/ weilen ihnen dadurch<lb/> der Paß verſperret worden: Ferner trift man in dieſer Hoͤle viele<lb/> kleine Neben-Gaͤnge oder Hoͤlen an/ darinnen die <hi rendition="#aq">ſpectra</hi> oder Ge-<lb/> ſpenſter ſonderlich ihr Spiel und Weſen haben ſollen/ wovon Unter-<lb/> ſchiedliches von Unterſchiedenen erzehlet wird/ weilen aber daſelbſt<lb/> ſonſt nichts Sonderliches zu ſehen iſt/ ſo fuͤhret der Fuͤhrer ſelten/ und<lb/> wenn es nicht <hi rendition="#aq">in ſpecie</hi> verlanget wird/ die <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> in ſelbige<lb/> ein/ ſondern er gehet/ umb genugſahme Zeit zu Beſchauung derer<lb/> andern <hi rendition="#aq">Curioſit</hi>aͤten zu gewinnen/ mit derſelben ſolche vorbey zu<lb/> einem kleinen Brunnen/ der zwar nicht viel Waſſer in ſich haͤlt/ wel-<lb/> ches aber doch ſo helle und klar als ein Cryſtall iſt/ auch darneben<lb/> einen gar reinen und ſuͤſſen Geſchmack hat: Dieſes Waſſer wird<lb/> von vielen vor die Stein-Schmertzen verlanget/ und vor ſolche als<lb/> ein bewaͤhrtes Mittel ausgegeben; wie denn auch der albereit gemel-<lb/> dete <hi rendition="#aq">Eckſtormius</hi> in ſeiner Lateiniſchen/ von dieſer Hoͤle an <hi rendition="#aq">D. Za-<lb/> charias</hi> Brendeln/ weyland <hi rendition="#aq">Profeſſorem Medicinæ</hi> zu Jena <hi rendition="#aq">A. C.</hi><lb/> 1589 den 28 <hi rendition="#aq">April.</hi> geſchriebenen und bey <hi rendition="#aq">D.</hi> Brendels Hiſtorie derer<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Erd-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0022]
Das I Capitel.
aus/ und krieehet alsdenn voran in den Eingang/ dem einer nach dem
andern von der Geſellſchafft mit einem in der Hand habenden bren-
nenden Licht oder Fackel folget/ und muͤſſen dieſelbe ingeſamt auf ietzt
erzehlte Art und Weiſe eine zimliche Laͤnge durch der Hoͤlen Schlund/
ſo zwey niedrige und enge Kluͤfte ſind/ ihren March nehmen/ und
damit ſo lange nicht ohne ziemliche Muͤhe anhalten/ biß ſie Abend-
und Mitternacht-werts/ mit Staub wohl beſtaͤuͤbet und gepudert/
in die erſte oder oberſte Hoͤle kommen/ welche ein von der kuͤnſtlichen
Natur verfertigtes Gewoͤlbe und von ſolcher Hoͤhe und Weite iſt/
daß auch/ dem Augen-Maß nach/ ein mittelmaͤßiges Haus oder et-
liche kleine niedrige Gebaͤu darinnen ſtehen koͤnnen: der Tropf- oder
Trauf-Stein befindet ſich haͤuffig in derſelben/ nicht allein auf der
Hoͤlen ungleichem und unebenem Boden/ ſondern auch an denen
Seiten und oben an der Decke des Gewoͤlbes/ alwo derſelbe wie Eis-
Zapfen haͤnget/ zwiſchen welchen vor dieſem/ als die Hoͤle noch offen
geſtanden/ die Fleder-Maͤuſe in groſſer Menge geſehen worden/
welche aber nunmehr/ da die Hoͤle mit einer Thuͤr verwahret worden/
ſo haͤuffig daſelbſt nicht mehr anzutreffen ſind/ weilen ihnen dadurch
der Paß verſperret worden: Ferner trift man in dieſer Hoͤle viele
kleine Neben-Gaͤnge oder Hoͤlen an/ darinnen die ſpectra oder Ge-
ſpenſter ſonderlich ihr Spiel und Weſen haben ſollen/ wovon Unter-
ſchiedliches von Unterſchiedenen erzehlet wird/ weilen aber daſelbſt
ſonſt nichts Sonderliches zu ſehen iſt/ ſo fuͤhret der Fuͤhrer ſelten/ und
wenn es nicht in ſpecie verlanget wird/ die Compagnie in ſelbige
ein/ ſondern er gehet/ umb genugſahme Zeit zu Beſchauung derer
andern Curioſitaͤten zu gewinnen/ mit derſelben ſolche vorbey zu
einem kleinen Brunnen/ der zwar nicht viel Waſſer in ſich haͤlt/ wel-
ches aber doch ſo helle und klar als ein Cryſtall iſt/ auch darneben
einen gar reinen und ſuͤſſen Geſchmack hat: Dieſes Waſſer wird
von vielen vor die Stein-Schmertzen verlanget/ und vor ſolche als
ein bewaͤhrtes Mittel ausgegeben; wie denn auch der albereit gemel-
dete Eckſtormius in ſeiner Lateiniſchen/ von dieſer Hoͤle an D. Za-
charias Brendeln/ weyland Profeſſorem Medicinæ zu Jena A. C.
1589 den 28 April. geſchriebenen und bey D. Brendels Hiſtorie derer
Erd-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |