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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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verfallenen Schlössern an und auf dem Hartz
wollen/ ein vollkömmlich sitzendes/ sondern vielmehr ein kniendes
Bild praesentiret oder vorstellet/ wie ein ieder/ der es einmahl recht in
Augenschein genommen hat/ bekennen wird. Man sagt/ daß/ wenn
man diesen Götzen mit Wasser anfülle/ dessen Löcher mit hölzernen
Pflöcken verstopfe/ hernach in das Feür oder auf glüende Kohlen setze/
solcher als denn anfange/ so sehr zu schwitzen/ daß ein Tropfe dem an-
dern folge/ so bald er aber gänzlich erhitzet werde/ stosse er beyde Pflöcke
von sich mit einem solchen Knall/ als wenn es donnerte; hierauf
werffe derselbe aus beyden Löchern/ in die Höhe und Weite/ viele
Feüer-Flammen/ wovon einesmahls das Schloß zu Sondershausen
angezündet/ und kaum mit grosser Noht gelöschet worden/ als in Ab-
wesenheit des damahligen Grafens und Herrns Anton Heinrichs
ein Hauptmann und Schösser/ aus Fürwitz/ den Püster mit Wasser
anfüllen/ und in der Hof-Küche auf das Feüer setzen lassen. Es ver-
meinen aber viele: daß solches Bild nicht natürlicher Weise die Feüer-
Flammen ausspeye/ sondern also von denen Heydnischen Pfaffen
durch Teüffels-Kunst zugerichtet worden sey/ indem sie dergleichen
Zauberey und Augen-verblendete Gauckeley vor Alters mehr getrie-
ben hätten; Allein/ ob schon nicht zu leügnen stehet: daß von denen
Götzen-Priestern alle ihre Betrügereyen mit Raht und Hülffe des
Teüfels verrichtet worden/ und es also scheinet/ daß es dieserwegen
auch leicht eine solche Beschaffenheit mit diesem Abgott haben könne/
zumahl/ da dem Bericht nach/ es selten ohne Unglück und iemandes
Beschädigung abgangen ist/ wenn derselbe auf dem Feüer seine Probe
hat ablegen sollen/ so ist es doch ebenfalls bekannt: daß der Teüfel/ als
ein Tausend-Künstler/ sich ingleichen der natürlichen Mittel zur Zau-
berey bediene; derohalben Herr D. Sagittarius in seinen Antiquita-
tibus Gentilismi Thuringiaci lib. 1 cap.
2 nicht ohne Ursach davor
hält: daß es mit dem Püster alles natürlich zugehe/ nicht allein/ weil
auch von andern solche Bilder verfertiget worden/ die das eingefüllte
und erhitzte Wasser mit einem starcken Krachen/ und darauf erfolge-
ten Feüer-Flammen/ von sich gestossen hätten/ dergleichen zu Rom
bey dem Leben des Pabsts Leonis X geschehen sey/ sondern auch/ weil
Henricus Ernstius im letzten Capitel des andern Buchs seiner Varia-

rum
U 2

verfallenen Schloͤſſern an und auf dem Hartz
wollen/ ein vollkoͤmmlich ſitzendes/ ſondern vielmehr ein kniendes
Bild præſentiret oder vorſtellet/ wie ein ieder/ der es einmahl recht in
Augenſchein genommen hat/ bekennen wird. Man ſagt/ daß/ wenn
man dieſen Goͤtzen mit Waſſer anfuͤlle/ deſſen Loͤcher mit hoͤlzernen
Pfloͤcken verſtopfe/ hernach in das Feuͤr oder auf gluͤende Kohlen ſetze/
ſolcher als denn anfange/ ſo ſehr zu ſchwitzen/ daß ein Tropfe dem an-
dern folge/ ſo bald er aber gaͤnzlich erhitzet werde/ ſtoſſe er beyde Pfloͤcke
von ſich mit einem ſolchen Knall/ als wenn es donnerte; hierauf
werffe derſelbe aus beyden Loͤchern/ in die Hoͤhe und Weite/ viele
Feuͤer-Flammen/ wovon einesmahls das Schloß zu Sondershauſen
angezuͤndet/ und kaum mit groſſer Noht geloͤſchet worden/ als in Ab-
weſenheit des damahligen Grafens und Herrns Anton Heinrichs
ein Hauptmann und Schoͤſſer/ aus Fuͤrwitz/ den Puͤſter mit Waſſer
anfuͤllen/ und in der Hof-Kuͤche auf das Feuͤer ſetzen laſſen. Es ver-
meinen aber viele: daß ſolches Bild nicht natuͤrlicher Weiſe die Feuͤer-
Flammen ausſpeye/ ſondern alſo von denen Heydniſchen Pfaffen
durch Teuͤffels-Kunſt zugerichtet worden ſey/ indem ſie dergleichen
Zauberey und Augen-verblendete Gauckeley vor Alters mehr getrie-
ben haͤtten; Allein/ ob ſchon nicht zu leuͤgnen ſtehet: daß von denen
Goͤtzen-Prieſtern alle ihre Betruͤgereyen mit Raht und Huͤlffe des
Teuͤfels verrichtet worden/ und es alſo ſcheinet/ daß es dieſerwegen
auch leicht eine ſolche Beſchaffenheit mit dieſem Abgott haben koͤnne/
zumahl/ da dem Bericht nach/ es ſelten ohne Ungluͤck und iemandes
Beſchaͤdigung abgangen iſt/ wenn derſelbe auf dem Feuͤer ſeine Probe
hat ablegen ſollen/ ſo iſt es doch ebenfalls bekannt: daß der Teuͤfel/ als
ein Tauſend-Kuͤnſtler/ ſich ingleichen der natuͤrlichen Mittel zur Zau-
berey bediene; derohalben Herr D. Sagittarius in ſeinen Antiquita-
tibus Gentilismi Thuringiaci lib. 1 cap.
2 nicht ohne Urſach davor
haͤlt: daß es mit dem Puͤſter alles natuͤrlich zugehe/ nicht allein/ weil
auch von andern ſolche Bilder verfertiget worden/ die das eingefuͤllte
und erhitzte Waſſer mit einem ſtarcken Krachen/ und darauf erfolge-
ten Feuͤer-Flammen/ von ſich geſtoſſen haͤtten/ dergleichen zu Rom
bey dem Leben des Pabſts Leonis X geſchehen ſey/ ſondern auch/ weil
Henricus Ernſtius im letzten Capitel des andern Buchs ſeiner Varia-

rum
U 2
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[155/0167] verfallenen Schloͤſſern an und auf dem Hartz wollen/ ein vollkoͤmmlich ſitzendes/ ſondern vielmehr ein kniendes Bild præſentiret oder vorſtellet/ wie ein ieder/ der es einmahl recht in Augenſchein genommen hat/ bekennen wird. Man ſagt/ daß/ wenn man dieſen Goͤtzen mit Waſſer anfuͤlle/ deſſen Loͤcher mit hoͤlzernen Pfloͤcken verſtopfe/ hernach in das Feuͤr oder auf gluͤende Kohlen ſetze/ ſolcher als denn anfange/ ſo ſehr zu ſchwitzen/ daß ein Tropfe dem an- dern folge/ ſo bald er aber gaͤnzlich erhitzet werde/ ſtoſſe er beyde Pfloͤcke von ſich mit einem ſolchen Knall/ als wenn es donnerte; hierauf werffe derſelbe aus beyden Loͤchern/ in die Hoͤhe und Weite/ viele Feuͤer-Flammen/ wovon einesmahls das Schloß zu Sondershauſen angezuͤndet/ und kaum mit groſſer Noht geloͤſchet worden/ als in Ab- weſenheit des damahligen Grafens und Herrns Anton Heinrichs ein Hauptmann und Schoͤſſer/ aus Fuͤrwitz/ den Puͤſter mit Waſſer anfuͤllen/ und in der Hof-Kuͤche auf das Feuͤer ſetzen laſſen. Es ver- meinen aber viele: daß ſolches Bild nicht natuͤrlicher Weiſe die Feuͤer- Flammen ausſpeye/ ſondern alſo von denen Heydniſchen Pfaffen durch Teuͤffels-Kunſt zugerichtet worden ſey/ indem ſie dergleichen Zauberey und Augen-verblendete Gauckeley vor Alters mehr getrie- ben haͤtten; Allein/ ob ſchon nicht zu leuͤgnen ſtehet: daß von denen Goͤtzen-Prieſtern alle ihre Betruͤgereyen mit Raht und Huͤlffe des Teuͤfels verrichtet worden/ und es alſo ſcheinet/ daß es dieſerwegen auch leicht eine ſolche Beſchaffenheit mit dieſem Abgott haben koͤnne/ zumahl/ da dem Bericht nach/ es ſelten ohne Ungluͤck und iemandes Beſchaͤdigung abgangen iſt/ wenn derſelbe auf dem Feuͤer ſeine Probe hat ablegen ſollen/ ſo iſt es doch ebenfalls bekannt: daß der Teuͤfel/ als ein Tauſend-Kuͤnſtler/ ſich ingleichen der natuͤrlichen Mittel zur Zau- berey bediene; derohalben Herr D. Sagittarius in ſeinen Antiquita- tibus Gentilismi Thuringiaci lib. 1 cap. 2 nicht ohne Urſach davor haͤlt: daß es mit dem Puͤſter alles natuͤrlich zugehe/ nicht allein/ weil auch von andern ſolche Bilder verfertiget worden/ die das eingefuͤllte und erhitzte Waſſer mit einem ſtarcken Krachen/ und darauf erfolge- ten Feuͤer-Flammen/ von ſich geſtoſſen haͤtten/ dergleichen zu Rom bey dem Leben des Pabſts Leonis X geſchehen ſey/ ſondern auch/ weil Henricus Ernſtius im letzten Capitel des andern Buchs ſeiner Varia- rum U 2

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/167>, abgerufen am 15.05.2024.