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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
dennoch muste ich mich verwundern/
daß er so lang im Leben war/ da er
doch schon zu meiner Zeit an dem
Stock gegangen/ und eine Positur ge-
machet wie der aller-ältiste Botanicus
im ganzen Lande/ der da Kräuter und
Wurzeln zu suchen pfleget. Alter
Vatter/ sagte ich zu ihm/ wo komt ihr
her? Ach liebe Herrn/ gabe er zur Ant-
wort/ ich komm aus dem Gebürge her-
aus/ und gebe das Land auf und ab
betteln. Er nennete auch das Dorf/
welches meine Heymat war/ und da-
durch fande ich gute Gelegenheit/ mit
ihm wegen meiner Eltern zu reden/
weil ich entschloßen/ war solche zu be-
suchen; Aber er sagte mir/ daß mein
Vater schon vor vier Jahren gestorben
wäre/ und die Mutter hätte man erst
vor vierzehen Tagen begraben. Die
Kinder wären alle versteckt worden/
also/ daß eins auf diesem Schlaß das
andere auf dem andern sich aufh[ie]lte.
Jch gab ihm einen Reichs-Thaler vor
seine Botschafft/ und weil ich sonsten
nichts zu suchen hatte/ kehreten w[i]r
anf einen andern Weg/ wieder zurück

zu un-

Kurzweiliger
dennoch muſte ich mich verwundern/
daß er ſo lang im Leben war/ da er
doch ſchon zu meiner Zeit an dem
Stock gegangen/ und eine Poſitur ge-
machet wie der aller-aͤltiſte Botanicus
im ganzen Lande/ der da Kraͤuter und
Wurzeln zu ſuchen pfleget. Alter
Vatter/ ſagte ich zu ihm/ wo komt ihr
her? Ach liebe Herꝛn/ gabe er zur Ant-
wort/ ich kom̃ aus dem Gebuͤrge her-
aus/ und gebe das Land auf und ab
betteln. Er nennete auch das Dorf/
welches meine Heymat war/ und da-
durch fande ich gute Gelegenheit/ mit
ihm wegen meiner Eltern zu reden/
weil ich entſchloßen/ war ſolche zu be-
ſuchen; Aber er ſagte mir/ daß mein
Vater ſchon vor vier Jahren geſtorben
waͤre/ und die Mutter haͤtte man erſt
vor vierzehen Tagen begraben. Die
Kinder waͤren alle verſteckt worden/
alſo/ daß eins auf dieſem Schlaß das
andere auf dem andern ſich aufh[ie]lte.
Jch gab ihm einen Reichs-Thaler vor
ſeine Botſchafft/ und weil ich ſonſten
nichts zu ſuchen hatte/ kehreten w[i]r
anf einen andern Weg/ wieder zuruͤck

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[188/0196] Kurzweiliger dennoch muſte ich mich verwundern/ daß er ſo lang im Leben war/ da er doch ſchon zu meiner Zeit an dem Stock gegangen/ und eine Poſitur ge- machet wie der aller-aͤltiſte Botanicus im ganzen Lande/ der da Kraͤuter und Wurzeln zu ſuchen pfleget. Alter Vatter/ ſagte ich zu ihm/ wo komt ihr her? Ach liebe Herꝛn/ gabe er zur Ant- wort/ ich kom̃ aus dem Gebuͤrge her- aus/ und gebe das Land auf und ab betteln. Er nennete auch das Dorf/ welches meine Heymat war/ und da- durch fande ich gute Gelegenheit/ mit ihm wegen meiner Eltern zu reden/ weil ich entſchloßen/ war ſolche zu be- ſuchen; Aber er ſagte mir/ daß mein Vater ſchon vor vier Jahren geſtorben waͤre/ und die Mutter haͤtte man erſt vor vierzehen Tagen begraben. Die Kinder waͤren alle verſteckt worden/ alſo/ daß eins auf dieſem Schlaß das andere auf dem andern ſich aufhielte. Jch gab ihm einen Reichs-Thaler vor ſeine Botſchafft/ und weil ich ſonſten nichts zu ſuchen hatte/ kehreten wir anf einen andern Weg/ wieder zuruͤck zu un-

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/196>, abgerufen am 26.11.2024.