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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
wie das Schloß geheißen hatte/ al-
wo uns die Galgen-Vögel das Lust-
Wasser zu sauffen gegeben/ daher
stunden wir allenthalben an/ und kei-
ner konte sich entschließen/ was wir
diesen Tag anfangen solten.

Jndem kommt ein Baur daher ge-
fahren/ der hatte einen Hirsch auf dem
Wagen/ welchen er einem Dechant von
einem andern Geistlichen überbringen
solte. Er ließ uns die Obschrifft des
Briefes lesen/ und der Student ken-
nete den Titul gar bald/ daß der
Dechant vor diesen in seiner Heymat
wäre Pfarr-Herr gewesen/ deßwe-
gen bate er den Bauern/ uns auf
dem Wagen mitzunehmen/ weil er
vorgabe/ daß der Dechant/ welchem
er diesen Hirschen brachte/ seiner Mut-
ter leiblicher Bruder seye/ welches
zwar erstunken und erlogen war/ aber
eine Noht-Lügen kan/ bey einem so
elenden Zustande noch wol statt finden/
und dieses gabe auch dem Bauern eine
desto größer Ursach uns zu überbringen/
nachdem wir ihm erzehlet/ wie wunder-
lich uns die Stiglfritzischen Spitzbuben

mit dem

Kurzweiliger
wie das Schloß geheißen hatte/ al-
wo uns die Galgen-Voͤgel das Luſt-
Waſſer zu ſauffen gegeben/ daher
ſtunden wir allenthalben an/ und kei-
ner konte ſich entſchließen/ was wir
dieſen Tag anfangen ſolten.

Jndem kom̃t ein Baur daher ge-
fahren/ der hatte einen Hirſch auf dem
Wagen/ welchen er einem Dechant von
einem andern Geiſtlichen uͤberbringen
ſolte. Er ließ uns die Obſchrifft des
Briefes leſen/ und der Student ken-
nete den Titul gar bald/ daß der
Dechant vor dieſen in ſeiner Heymat
waͤre Pfarꝛ-Herꝛ geweſen/ deßwe-
gen bate er den Bauern/ uns auf
dem Wagen mitzunehmen/ weil er
vorgabe/ daß der Dechant/ welchem
er dieſen Hirſchen brachte/ ſeiner Mut-
ter leiblicher Bruder ſeye/ welches
zwar erſtunken und erlogen war/ aber
eine Noht-Luͤgen kan/ bey einem ſo
elenden Zuſtande noch wol ſtatt finden/
und dieſes gabe auch dem Bauern eine
deſto groͤßer Urſach uns zu uͤberbꝛingen/
nachdem wir ihm erzehlet/ wie wunder-
lich uns die Stiglfritziſchen Spitzbuben

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[184/0192] Kurzweiliger wie das Schloß geheißen hatte/ al- wo uns die Galgen-Voͤgel das Luſt- Waſſer zu ſauffen gegeben/ daher ſtunden wir allenthalben an/ und kei- ner konte ſich entſchließen/ was wir dieſen Tag anfangen ſolten. Jndem kom̃t ein Baur daher ge- fahren/ der hatte einen Hirſch auf dem Wagen/ welchen er einem Dechant von einem andern Geiſtlichen uͤberbringen ſolte. Er ließ uns die Obſchrifft des Briefes leſen/ und der Student ken- nete den Titul gar bald/ daß der Dechant vor dieſen in ſeiner Heymat waͤre Pfarꝛ-Herꝛ geweſen/ deßwe- gen bate er den Bauern/ uns auf dem Wagen mitzunehmen/ weil er vorgabe/ daß der Dechant/ welchem er dieſen Hirſchen brachte/ ſeiner Mut- ter leiblicher Bruder ſeye/ welches zwar erſtunken und erlogen war/ aber eine Noht-Luͤgen kan/ bey einem ſo elenden Zuſtande noch wol ſtatt finden/ und dieſes gabe auch dem Bauern eine deſto groͤßer Urſach uns zu uͤberbꝛingen/ nachdem wir ihm erzehlet/ wie wunder- lich uns die Stiglfritziſchen Spitzbuben mit dem

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/192>, abgerufen am 28.04.2024.