[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Historie IV. Buch. [v]ergnügsten Menschen all ihr Leb-Tagkeme solche Freude/ als ich in meinem Herzen genoßen. Endlich trug ich gan- ze Krüge voll mit mir weg/ und fande/ daß das Wasser so wol weit davon als an dem Felsen selbst gleichen effect that. Jch wolte das arcanum lange nicht [o]ffenbaren/ aber endlich kame mir eine Magd über den Krug/ und als sie getrunken/ fienge sie die aller-lächer- lichsten Gauckel-Poßen von der Welt an/ und dergestalten must ichs endlich aussagen/ so gern ichs sonstenverschwie- gen hatte. Von der Zeit an besuchten die umligenden Bauern den Ort/ und soffen sich bey dem Brunden fast zu Nar- ren. Nach zwey Jahren thate sich ein Gespenst hervor/ welches ihn alle Abend verwachete/ also daß kein Mensch darzu kommen konte/ au- ser zwischen 2 und 3 Uhr gegen Tag/ in welcher Zeit die Leute ganze Fäßer voll hinweggetragen. Dieses Gespenst ist nun die Ursach der Verwandlungen im Wald/ und vor einem haiben Jahr ist die Quell in hiesiges Schloß gefloßen/ alwo es unter einer Pferd-Krippen entsprin-
Hiſtorie IV. Buch. [v]ergnuͤgſten Menſchen all ihr Leb-Tagkeme ſolche Freude/ als ich in meinem Herzen genoßen. Endlich trug ich gan- ze Kruͤge voll mit mir weg/ und fande/ daß das Waſſer ſo wol weit davon als an dem Felſen ſelbſt gleichen effect that. Jch wolte das arcanum lange nicht [o]ffenbaren/ aber endlich kame mir eine Magd uͤber den Krug/ und als ſie getrunken/ fienge ſie die aller-laͤcher- lichſten Gauckel-Poßen von der Welt an/ und dergeſtalten muſt ichs endlich ausſagen/ ſo gern ichs ſonſtenverſchwie- gen hatte. Von der Zeit an beſuchten die umligenden Bauern den Ort/ und ſoffen ſich bey dem Bruñen faſt zu Nar- ren. Nach zwey Jahren thate ſich ein Geſpenſt hervor/ welches ihn alle Abend verwachete/ alſo daß kein Menſch darzu kommen konte/ au- ſer zwiſchen 2 und 3 Uhr gegen Tag/ in welcher Zeit die Leute ganze Faͤßer voll hinweggetragen. Dieſes Geſpenſt iſt nun die Urſach der Verwandlungen im Wald/ und vor einem haiben Jahr iſt die Quell in hieſiges Schloß gefloßen/ alwo es unter einer Pferd-Krippen entſprin-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0189" n="181"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hiſtorie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">IV</hi>.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><supplied>v</supplied>ergnuͤgſten Menſchen all ihr Leb-Tag<lb/> keme ſolche Freude/ als ich in meinem<lb/> Herzen genoßen. Endlich trug ich gan-<lb/> ze Kruͤge voll mit mir weg/ und fande/<lb/> daß das Waſſer ſo wol weit davon als<lb/> an dem Felſen ſelbſt gleichen <hi rendition="#aq">effect</hi> that.<lb/> Jch wolte das <hi rendition="#aq">arcanum</hi> lange nicht<lb/><supplied>o</supplied>ffenbaren/ aber endlich kame mir<lb/> eine Magd uͤber den Krug/ und als ſie<lb/> getrunken/ fienge ſie die aller-laͤcher-<lb/> lichſten Gauckel-Poßen von der Welt<lb/> an/ und dergeſtalten muſt ichs endlich<lb/> ausſagen/ ſo gern ichs ſonſtenverſchwie-<lb/> gen hatte. Von der Zeit an beſuchten<lb/> die umligenden Bauern den Ort/ und<lb/> ſoffen ſich bey dem Bruñen faſt zu Nar-<lb/> ren. Nach zwey Jahren thate ſich<lb/> ein Geſpenſt hervor/ welches ihn<lb/> alle Abend verwachete/ alſo daß<lb/> kein Menſch darzu kommen konte/ au-<lb/> ſer zwiſchen 2 und 3 Uhr gegen Tag/ in<lb/> welcher Zeit die Leute ganze Faͤßer voll<lb/> hinweggetragen. Dieſes Geſpenſt iſt<lb/> nun die Urſach der Verwandlungen im<lb/> Wald/ und vor einem haiben Jahr iſt<lb/> die Quell in hieſiges Schloß gefloßen/<lb/> alwo es unter einer Pferd-Krippen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">entſprin-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [181/0189]
Hiſtorie IV. Buch.
vergnuͤgſten Menſchen all ihr Leb-Tag
keme ſolche Freude/ als ich in meinem
Herzen genoßen. Endlich trug ich gan-
ze Kruͤge voll mit mir weg/ und fande/
daß das Waſſer ſo wol weit davon als
an dem Felſen ſelbſt gleichen effect that.
Jch wolte das arcanum lange nicht
offenbaren/ aber endlich kame mir
eine Magd uͤber den Krug/ und als ſie
getrunken/ fienge ſie die aller-laͤcher-
lichſten Gauckel-Poßen von der Welt
an/ und dergeſtalten muſt ichs endlich
ausſagen/ ſo gern ichs ſonſtenverſchwie-
gen hatte. Von der Zeit an beſuchten
die umligenden Bauern den Ort/ und
ſoffen ſich bey dem Bruñen faſt zu Nar-
ren. Nach zwey Jahren thate ſich
ein Geſpenſt hervor/ welches ihn
alle Abend verwachete/ alſo daß
kein Menſch darzu kommen konte/ au-
ſer zwiſchen 2 und 3 Uhr gegen Tag/ in
welcher Zeit die Leute ganze Faͤßer voll
hinweggetragen. Dieſes Geſpenſt iſt
nun die Urſach der Verwandlungen im
Wald/ und vor einem haiben Jahr iſt
die Quell in hieſiges Schloß gefloßen/
alwo es unter einer Pferd-Krippen
entſprin-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |