Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurzweiliger
Wasser einen Versuch zu thun/ welches
als es geschehen/ kan ich nicht sagen/
wie frölich mein gemüth wurde. Jch
hupfte und tanzte immer um den Felsen
herum/ und uneracht ich in selbem Her-
umtanzen meine kostbare Laute zertret-
ten/ wurde ich doch immer frölicher/ bis
ich endlich noch einmal getrunken/ da
kame mir vor Lustbarkeit fast eine halbe
Raserey an/ es ware bald Abend/ und
dahero eilete ich immer mit Singen und
Pfeissen nach Hause/ und wer mir auf
der Straße begegnete/ mit dem fieng ich
an zu tanzen/ bis ich endlich ins Schloß
kame/ alwo sie sich über meine unge-
wöhnliche Frölichkeit verwunderten.
Diese Verstellung währete drey Tage
nach einander/ und ich wurde auf solche
wieder so traurig und Melancholisch/
als nimals zuvor. Erstlich hatte ich al-
lerley Muhtmaßungen melner gehabten
Frölichkeit/ aber nach allen fande ich die
einzige Ursach in dem getrunkenen Quell
eilete dahero bästen Fleißes wieder an
den Felsen/ und als ich wieder getrunken/
gienge es mir wie var/ da kan ich schwö-
ren/ daß die aller vollkommesten und ver-

gnügsten

Kurzweiliger
Waſſer einen Verſuch zu thun/ welches
als es geſchehen/ kan ich nicht ſagen/
wie froͤlich mein gemuͤth wurde. Jch
hupfte und tanzte immer um den Felſen
herum/ und uneracht ich in ſelbem Her-
umtanzen meine koſtbare Laute zertret-
ten/ wurde ich doch immer froͤlicher/ bis
ich endlich noch einmal getrunken/ da
kame mir vor Luſtbarkeit faſt eine halbe
Raſerey an/ es ware bald Abend/ und
dahero eilete ich immer mit Singen und
Pfeiſſen nach Hauſe/ und wer mir auf
der Straße begegnete/ mit dem fieng ich
an zu tanzen/ bis ich endlich ins Schloß
kame/ alwo ſie ſich uͤber meine unge-
woͤhnliche Froͤlichkeit verwunderten.
Dieſe Verſtellung waͤhrete drey Tage
nach einander/ und ich wurde auf ſolche
wieder ſo traurig und Melancholiſch/
als nimals zuvor. Erſtlich hatte ich al-
lerley Muhtmaßungẽ melner gehabten
Froͤlichkeit/ aber nach allen fande ich die
einzige Urſach in dem getrunkenen Quell
eilete dahero baͤſten Fleißes wieder an
den Felſen/ uñ als ich wieder getrunken/
gienge es mir wie var/ da kan ich ſchwoͤ-
ren/ daß die aller vollkom̃eſten und ver-

gnuͤgſten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0188" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurzweiliger</hi></fw><lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er einen Ver&#x017F;uch zu thun/ welches<lb/>
als es ge&#x017F;chehen/ kan ich nicht &#x017F;agen/<lb/>
wie fro&#x0364;lich mein gemu&#x0364;th wurde. Jch<lb/>
hupfte und tanzte immer um den Fel&#x017F;en<lb/>
herum/ und uneracht ich in &#x017F;elbem Her-<lb/>
umtanzen meine ko&#x017F;tbare Laute zertret-<lb/>
ten/ wurde ich doch immer fro&#x0364;licher/ bis<lb/>
ich endlich noch einmal getrunken/ da<lb/>
kame mir vor Lu&#x017F;tbarkeit fa&#x017F;t eine halbe<lb/>
Ra&#x017F;erey an/ es ware bald Abend/ und<lb/>
dahero eilete ich immer mit Singen und<lb/>
Pfei&#x017F;&#x017F;en nach Hau&#x017F;e/ und wer mir auf<lb/>
der Straße begegnete/ mit dem fieng ich<lb/>
an zu tanzen/ bis ich endlich ins Schloß<lb/>
kame/ alwo &#x017F;ie &#x017F;ich u&#x0364;ber meine unge-<lb/>
wo&#x0364;hnliche Fro&#x0364;lichkeit verwunderten.<lb/>
Die&#x017F;e Ver&#x017F;tellung wa&#x0364;hrete drey Tage<lb/>
nach einander/ und ich wurde auf &#x017F;olche<lb/>
wieder &#x017F;o traurig und Melancholi&#x017F;ch/<lb/>
als nimals zuvor. Er&#x017F;tlich hatte ich al-<lb/>
lerley Muhtmaßunge&#x0303; melner gehabten<lb/>
Fro&#x0364;lichkeit/ aber nach allen fande ich die<lb/>
einzige Ur&#x017F;ach in dem getrunkenen Quell<lb/>
eilete dahero ba&#x0364;&#x017F;ten Fleißes wieder an<lb/>
den Fel&#x017F;en/ un&#x0303; als ich wieder getrunken/<lb/>
gienge es mir wie var/ da kan ich &#x017F;chwo&#x0364;-<lb/>
ren/ daß die aller vollkom&#x0303;e&#x017F;ten und ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gnu&#x0364;g&#x017F;ten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0188] Kurzweiliger Waſſer einen Verſuch zu thun/ welches als es geſchehen/ kan ich nicht ſagen/ wie froͤlich mein gemuͤth wurde. Jch hupfte und tanzte immer um den Felſen herum/ und uneracht ich in ſelbem Her- umtanzen meine koſtbare Laute zertret- ten/ wurde ich doch immer froͤlicher/ bis ich endlich noch einmal getrunken/ da kame mir vor Luſtbarkeit faſt eine halbe Raſerey an/ es ware bald Abend/ und dahero eilete ich immer mit Singen und Pfeiſſen nach Hauſe/ und wer mir auf der Straße begegnete/ mit dem fieng ich an zu tanzen/ bis ich endlich ins Schloß kame/ alwo ſie ſich uͤber meine unge- woͤhnliche Froͤlichkeit verwunderten. Dieſe Verſtellung waͤhrete drey Tage nach einander/ und ich wurde auf ſolche wieder ſo traurig und Melancholiſch/ als nimals zuvor. Erſtlich hatte ich al- lerley Muhtmaßungẽ melner gehabten Froͤlichkeit/ aber nach allen fande ich die einzige Urſach in dem getrunkenen Quell eilete dahero baͤſten Fleißes wieder an den Felſen/ uñ als ich wieder getrunken/ gienge es mir wie var/ da kan ich ſchwoͤ- ren/ daß die aller vollkom̃eſten und ver- gnuͤgſten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/188
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/188>, abgerufen am 27.04.2024.