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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
geunerin selbst betrogen befundeu/ weil
sie eine verstellete Manns-Person ge-
wesen/ welches ich doch die Zeit unse-
rer Herumwandlungen nicht erfah-
ren noch gewust hatte. Also verloh-
re ich den Braten/ und war in tau-
send heimlichen Aengsten/ weil ich
forchte/ die Edelfrau dörfte mich in
Eröffnung des Betrugs zum Schloß
auspeitschen lassen. Jch lage die Nacht
in meinem Zimmer/ und des folgenden
Morgens erschrack die Edelfrau mehr
als zu sehr über der abentheuerlichen
Gestalt ihres Ehemannes/ weil er weit
anders und viel garstiger als ich gese-
hen. Sie wuste nicht, was ihr bege-
gnet/ aber er halffe ihr bald aus dem
Traum. So sehr sie sich nun von uns
betrogen wuste/ so gut stellete sie sich
an/ weil sie sahe/ daß die Sach un-
möglich zu ändern war. Dergestalten
betroge eins das andere/ aber ich fiel
in eine große Melancholey/ weil ich im
Ausgang der Sache mich recht in sie
verliebt befande.

Es halffe aber keines Nagels breit/
so sehr es mich auch verdroße/ sie schenk-

te mir

Kurzweiliger
geunerin ſelbſt betrogen befundeu/ weil
ſie eine verſtellete Manns-Perſon ge-
weſen/ welches ich doch die Zeit unſe-
rer Herumwandlungen nicht erfah-
ren noch gewuſt hatte. Alſo verloh-
re ich den Braten/ und war in tau-
ſend heimlichen Aengſten/ weil ich
forchte/ die Edelfrau doͤrfte mich in
Eroͤffnung des Betrugs zum Schloß
auspeitſchen laſſen. Jch lage die Nacht
in meinem Zimmer/ und des folgenden
Morgens erſchrack die Edelfrau mehr
als zu ſehr uͤber der abentheuerlichen
Geſtalt ihres Ehemannes/ weil er weit
anders und viel garſtiger als ich geſe-
hen. Sie wuſte nicht, was ihr bege-
gnet/ aber er halffe ihr bald aus dem
Traum. So ſehr ſie ſich nun von uns
betrogen wuſte/ ſo gut ſtellete ſie ſich
an/ weil ſie ſahe/ daß die Sach un-
moͤglich zu aͤndern war. Dergeſtalten
betroge eins das andere/ aber ich fiel
in eine große Melancholey/ weil ich im
Ausgang der Sache mich recht in ſie
verliebt befande.

Es halffe aber keines Nagels breit/
ſo ſehr es mich auch verdroße/ ſie ſchenk-

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[178/0186] Kurzweiliger geunerin ſelbſt betrogen befundeu/ weil ſie eine verſtellete Manns-Perſon ge- weſen/ welches ich doch die Zeit unſe- rer Herumwandlungen nicht erfah- ren noch gewuſt hatte. Alſo verloh- re ich den Braten/ und war in tau- ſend heimlichen Aengſten/ weil ich forchte/ die Edelfrau doͤrfte mich in Eroͤffnung des Betrugs zum Schloß auspeitſchen laſſen. Jch lage die Nacht in meinem Zimmer/ und des folgenden Morgens erſchrack die Edelfrau mehr als zu ſehr uͤber der abentheuerlichen Geſtalt ihres Ehemannes/ weil er weit anders und viel garſtiger als ich geſe- hen. Sie wuſte nicht, was ihr bege- gnet/ aber er halffe ihr bald aus dem Traum. So ſehr ſie ſich nun von uns betrogen wuſte/ ſo gut ſtellete ſie ſich an/ weil ſie ſahe/ daß die Sach un- moͤglich zu aͤndern war. Dergeſtalten betroge eins das andere/ aber ich fiel in eine große Melancholey/ weil ich im Ausgang der Sache mich recht in ſie verliebt befande. Es halffe aber keines Nagels breit/ ſo ſehr es mich auch verdroße/ ſie ſchenk- te mir

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/186>, abgerufen am 28.04.2024.