Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Historie III. Buch.
sem grausamen finstern Wald so viel
Leute aufhalten solten. Sie hatten
in ihren Löchern/ gewiße Spiegel/
vermittelst welchen Sie die Leute auf
der Straßen ersehen können; Dero-
wegen wurde ich bald von ihnen ange-
packet/ und/ zum Schein ihrer Schalk-
heit/ forderen Sie erstlich nur eine
Reuter-Zehrung von mir; Dann
Sie gaben sich vor abgedankte Sol-
daten aus/ und zogen sehr zerlumpet
daher. Es waren ihrer fünfe/ und/
allem Ansehen nach/ stark genug/ ei-
ne gute Anzahl Menschen aufzureiben.
Als ich aber sagte: Jch wäre selbsten
des Almosens bäßer/ dann Sie/ von
nöthen/ zoge der Erste seinen Dolch
hinter dem Rock hervor/ und wolte
mir mit demselben in Leib. Jch aber
zoge den Brief heraus/ und verrich-
tete ihnen/ von dem Wirthe/ den
befohlenen Gruß.

Sie stutzeten alle über dieser mei-
ner Post; Aber als Sie den Brief
durchgelesen/ führeten sie mich mit sich
in die Affen-Gruben/ alwo ich de-
nen andern einen Eyd schwören müs-

sen/
G

Hiſtorie III. Buch.
ſem grauſamen finſtern Wald ſo viel
Leute aufhalten ſolten. Sie hatten
in ihren Loͤchern/ gewiße Spiegel/
vermittelſt welchen Sie die Leute auf
der Straßen erſehen koͤnnen; Dero-
wegen wurde ich bald von ihnen ange-
packet/ und/ zum Schein ihrer Schalk-
heit/ forderen Sie erſtlich nur eine
Reuter-Zehrung von mir; Dann
Sie gaben ſich vor abgedankte Sol-
daten aus/ und zogen ſehr zerlumpet
daher. Es waren ihrer fuͤnfe/ und/
allem Anſehen nach/ ſtark genug/ ei-
ne gute Anzahl Menſchen aufzureiben.
Als ich aber ſagte: Jch waͤre ſelbſten
des Almoſens baͤßer/ dann Sie/ von
noͤthen/ zoge der Erſte ſeinen Dolch
hinter dem Rock hervor/ und wolte
mir mit demſelben in Leib. Jch aber
zoge den Brief heraus/ und verrich-
tete ihnen/ von dem Wirthe/ den
befohlenen Gruß.

Sie ſtutzeten alle uͤber dieſer mei-
ner Poſt; Aber als Sie den Brief
durchgeleſen/ fuͤhreten ſie mich mit ſich
in die Affen-Gruben/ alwo ich de-
nen andern einen Eyd ſchwoͤren muͤſ-

ſen/
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0149" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hi&#x017F;torie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">III.</hi></hi> Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;em grau&#x017F;amen fin&#x017F;tern Wald &#x017F;o viel<lb/>
Leute aufhalten &#x017F;olten. Sie hatten<lb/>
in ihren Lo&#x0364;chern/ gewiße Spiegel/<lb/>
vermittel&#x017F;t welchen Sie die Leute auf<lb/>
der Straßen er&#x017F;ehen ko&#x0364;nnen; Dero-<lb/>
wegen wurde ich bald von ihnen ange-<lb/>
packet/ und/ zum Schein ihrer Schalk-<lb/>
heit/ forderen Sie er&#x017F;tlich nur eine<lb/>
Reuter-Zehrung von mir; Dann<lb/>
Sie gaben &#x017F;ich vor abgedankte Sol-<lb/>
daten aus/ und zogen &#x017F;ehr zerlumpet<lb/>
daher. Es waren ihrer fu&#x0364;nfe/ und/<lb/>
allem An&#x017F;ehen nach/ &#x017F;tark genug/ ei-<lb/>
ne gute Anzahl Men&#x017F;chen aufzureiben.<lb/>
Als ich aber &#x017F;agte: Jch wa&#x0364;re &#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
des Almo&#x017F;ens ba&#x0364;ßer/ dann Sie/ von<lb/>
no&#x0364;then/ zoge der Er&#x017F;te &#x017F;einen Dolch<lb/>
hinter dem Rock hervor/ und wolte<lb/>
mir mit dem&#x017F;elben in Leib. Jch aber<lb/>
zoge den Brief heraus/ und verrich-<lb/>
tete ihnen/ von dem Wirthe/ den<lb/>
befohlenen Gruß.</p><lb/>
        <p>Sie &#x017F;tutzeten alle u&#x0364;ber die&#x017F;er mei-<lb/>
ner Po&#x017F;t; Aber als Sie den Brief<lb/>
durchgele&#x017F;en/ fu&#x0364;hreten &#x017F;ie mich mit &#x017F;ich<lb/>
in die Affen-Gruben/ alwo ich de-<lb/>
nen andern einen Eyd &#x017F;chwo&#x0364;ren mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0149] Hiſtorie III. Buch. ſem grauſamen finſtern Wald ſo viel Leute aufhalten ſolten. Sie hatten in ihren Loͤchern/ gewiße Spiegel/ vermittelſt welchen Sie die Leute auf der Straßen erſehen koͤnnen; Dero- wegen wurde ich bald von ihnen ange- packet/ und/ zum Schein ihrer Schalk- heit/ forderen Sie erſtlich nur eine Reuter-Zehrung von mir; Dann Sie gaben ſich vor abgedankte Sol- daten aus/ und zogen ſehr zerlumpet daher. Es waren ihrer fuͤnfe/ und/ allem Anſehen nach/ ſtark genug/ ei- ne gute Anzahl Menſchen aufzureiben. Als ich aber ſagte: Jch waͤre ſelbſten des Almoſens baͤßer/ dann Sie/ von noͤthen/ zoge der Erſte ſeinen Dolch hinter dem Rock hervor/ und wolte mir mit demſelben in Leib. Jch aber zoge den Brief heraus/ und verrich- tete ihnen/ von dem Wirthe/ den befohlenen Gruß. Sie ſtutzeten alle uͤber dieſer mei- ner Poſt; Aber als Sie den Brief durchgeleſen/ fuͤhreten ſie mich mit ſich in die Affen-Gruben/ alwo ich de- nen andern einen Eyd ſchwoͤren muͤſ- ſen/ G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/149
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/149>, abgerufen am 03.05.2024.