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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
von dem Dorf-Schmied/ daß er ihm
solche geschmiedet hätte/ und weil es
der Pfarr-Herr mit schwarzem Filtz ver-
leistert/ konte man das Eisen weder
sehen noch hören. Er verkauffte sei-
nen Mist Schauffel-Weis/ und wer
ihm ein Fuder abkauffte/ dem schankte
er vor zwey Pfennige Brandt-Wein/
und wann Bettler vor den Pfarr-Hof
kommen/ so wartete er so lange/ bis
ihrer sechs oder acht waren/ als dann
führete er sie in den Garten/ da musten
sie ihm Aepfel/ Pirn/ Nüße/ Zwetsch-
ken/ Pflaumen/ und dergleichen ablan-
gen/ darnach schenkte er ihnen ein
Stück Brodt/ und machte dardurch
die Bettler so scheu/ daß sich gar sel-
ten einer im Dorfe antreffen ließe.

Es därfte kein Spiel-Mann/ ohne
sein Erlaubnüß/ in dem Dorf einen
Tanz aufgeigen/ und wann er die Frey-
heit erhielte aufzufideln/ so hatte er ge-
wieß ein Paar Groschen daran spendi-
ren müßen/ sonst h[ä]tte er das Privile-
gium
schwerlich erhalten.

Er schickte in dem Dorf gewiße
Leute aus/ die musten allenthalben aus-

spren-

Kurzweiliger
von dem Dorf-Schmied/ daß er ihm
ſolche geſchmiedet haͤtte/ und weil es
der Pfarꝛ-Herꝛ mit ſchwarzem Filtz ver-
leiſtert/ konte man das Eiſen weder
ſehen noch hoͤren. Er verkauffte ſei-
nen Miſt Schauffel-Weis/ und wer
ihm ein Fuder abkauffte/ dem ſchankte
er vor zwey Pfennige Brandt-Wein/
und wann Bettler vor den Pfarꝛ-Hof
kommen/ ſo wartete er ſo lange/ bis
ihrer ſechs oder acht waren/ als dann
fuͤhrete er ſie in den Garten/ da muſten
ſie ihm Aepfel/ Pirn/ Nuͤße/ Zwetſch-
ken/ Pflaumen/ und dergleichen ablan-
gen/ darnach ſchenkte er ihnen ein
Stuͤck Brodt/ und machte dardurch
die Bettler ſo ſcheu/ daß ſich gar ſel-
ten einer im Dorfe antreffen ließe.

Es daͤrfte kein Spiel-Mann/ ohne
ſein Erlaubnuͤß/ in dem Dorf einen
Tanz aufgeigen/ und wann er die Frey-
heit erhielte aufzufideln/ ſo hatte er ge-
wieß ein Paar Groſchen daran ſpendi-
ren muͤßen/ ſonſt h[aͤ]tte er das Privile-
gium
ſchwerlich erhalten.

Er ſchickte in dem Dorf gewiße
Leute aus/ die muſten allenthalben aus-

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[130/0138] Kurzweiliger von dem Dorf-Schmied/ daß er ihm ſolche geſchmiedet haͤtte/ und weil es der Pfarꝛ-Herꝛ mit ſchwarzem Filtz ver- leiſtert/ konte man das Eiſen weder ſehen noch hoͤren. Er verkauffte ſei- nen Miſt Schauffel-Weis/ und wer ihm ein Fuder abkauffte/ dem ſchankte er vor zwey Pfennige Brandt-Wein/ und wann Bettler vor den Pfarꝛ-Hof kommen/ ſo wartete er ſo lange/ bis ihrer ſechs oder acht waren/ als dann fuͤhrete er ſie in den Garten/ da muſten ſie ihm Aepfel/ Pirn/ Nuͤße/ Zwetſch- ken/ Pflaumen/ und dergleichen ablan- gen/ darnach ſchenkte er ihnen ein Stuͤck Brodt/ und machte dardurch die Bettler ſo ſcheu/ daß ſich gar ſel- ten einer im Dorfe antreffen ließe. Es daͤrfte kein Spiel-Mann/ ohne ſein Erlaubnuͤß/ in dem Dorf einen Tanz aufgeigen/ und wann er die Frey- heit erhielte aufzufideln/ ſo hatte er ge- wieß ein Paar Groſchen daran ſpendi- ren muͤßen/ ſonſt haͤtte er das Privile- gium ſchwerlich erhalten. Er ſchickte in dem Dorf gewiße Leute aus/ die muſten allenthalben aus- ſpren-

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/138>, abgerufen am 03.05.2024.