Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Europaeer.
fleck gehalten/ sey er nach Bononien ge-
zogen/ und zu einem berühmten Artzte
gangen/ welcher ihm denn eine andere
fleischerne Nase zu machen versprochen/
weil aber der Soldat von seinem eige-
nen Fleische hierzu nichts hergeben wol-
len/ habe er einen starcken Taglöhner
gedinget/ welcher so viel Fleisch aus sei-
nem Arme heraus schneiden lassen/ als
zu des Soldaten neuer Nase nöthig/
dieses sey auch geschehen/ und das Fleisch
in gebührender Form angeheilet wor-
den.

Es habe sich aber zugetragen/ daß
der Soldat wiederum in sein Vater-
land nach Brüssel gezogen/ da ihm denn
nach Verlauff eines Jahres/ die Nase
einsten angefangen gantz kalt zu wer-
den/ und nach weniger Zeit gar abgefau-
let. Als nun ein iedweder begierig ge-
wesen/ dessen Ursach zu wissen/ habe
man endlich erfahren/ daß fast in dem

Au-
O 5

Europæer.
fleck gehalten/ ſey er nach Bononien ge-
zogen/ und zu einem beruͤhmten Artzte
gangen/ welcher ihm denn eine andere
fleiſcherne Naſe zu machen verſprochen/
weil aber der Soldat von ſeinem eige-
nen Fleiſche hierzu nichts hergeben wol-
len/ habe er einen ſtarcken Tagloͤhner
gedinget/ welcher ſo viel Fleiſch aus ſei-
nem Arme heraus ſchneiden laſſen/ als
zu des Soldaten neuer Naſe noͤthig/
dieſes ſey auch geſchehen/ und das Fleiſch
in gebuͤhrender Form angeheilet wor-
den.

Es habe ſich aber zugetragen/ daß
der Soldat wiederum in ſein Vater-
land nach Bruͤſſel gezogen/ da ihm denn
nach Verlauff eines Jahres/ die Naſe
einſten angefangen gantz kalt zu wer-
den/ und nach weniger Zeit gar abgefau-
let. Als nun ein iedweder begierig ge-
weſen/ deſſen Urſach zu wiſſen/ habe
man endlich erfahren/ daß faſt in dem

Au-
O 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0325" n="303"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europ<hi rendition="#aq">æ</hi>er.</hi></fw><lb/>
fleck gehalten/ &#x017F;ey er nach Bononien ge-<lb/>
zogen/ und zu einem beru&#x0364;hmten Artzte<lb/>
gangen/ welcher ihm denn eine andere<lb/>
flei&#x017F;cherne Na&#x017F;e zu machen ver&#x017F;prochen/<lb/>
weil aber der Soldat von &#x017F;einem eige-<lb/>
nen Flei&#x017F;che hierzu nichts hergeben wol-<lb/>
len/ habe er einen &#x017F;tarcken Taglo&#x0364;hner<lb/>
gedinget/ welcher &#x017F;o viel Flei&#x017F;ch aus &#x017F;ei-<lb/>
nem Arme heraus &#x017F;chneiden la&#x017F;&#x017F;en/ als<lb/>
zu des Soldaten neuer Na&#x017F;e no&#x0364;thig/<lb/>
die&#x017F;es &#x017F;ey auch ge&#x017F;chehen/ und das Flei&#x017F;ch<lb/>
in gebu&#x0364;hrender Form angeheilet wor-<lb/>
den.</p><lb/>
        <p>Es habe &#x017F;ich aber zugetragen/ daß<lb/>
der Soldat wiederum in &#x017F;ein Vater-<lb/>
land nach Bru&#x0364;&#x017F;&#x017F;el gezogen/ da ihm denn<lb/>
nach Verlauff eines Jahres/ die Na&#x017F;e<lb/>
ein&#x017F;ten angefangen gantz kalt zu wer-<lb/>
den/ und nach weniger Zeit gar abgefau-<lb/>
let. Als nun ein iedweder begierig ge-<lb/>
we&#x017F;en/ de&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;ach zu wi&#x017F;&#x017F;en/ habe<lb/>
man endlich erfahren/ daß fa&#x017F;t in dem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Au-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0325] Europæer. fleck gehalten/ ſey er nach Bononien ge- zogen/ und zu einem beruͤhmten Artzte gangen/ welcher ihm denn eine andere fleiſcherne Naſe zu machen verſprochen/ weil aber der Soldat von ſeinem eige- nen Fleiſche hierzu nichts hergeben wol- len/ habe er einen ſtarcken Tagloͤhner gedinget/ welcher ſo viel Fleiſch aus ſei- nem Arme heraus ſchneiden laſſen/ als zu des Soldaten neuer Naſe noͤthig/ dieſes ſey auch geſchehen/ und das Fleiſch in gebuͤhrender Form angeheilet wor- den. Es habe ſich aber zugetragen/ daß der Soldat wiederum in ſein Vater- land nach Bruͤſſel gezogen/ da ihm denn nach Verlauff eines Jahres/ die Naſe einſten angefangen gantz kalt zu wer- den/ und nach weniger Zeit gar abgefau- let. Als nun ein iedweder begierig ge- weſen/ deſſen Urſach zu wiſſen/ habe man endlich erfahren/ daß faſt in dem Au- O 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/325
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/325>, abgerufen am 21.05.2024.