Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Europaeer.
die Hitze eines lebendigen Menschen-
sein Fleisch geschickter/ feister und öhlich-
ter mache/ daß es also nach dem Tode
der Flamme ein besser Nutriment ge-
ben könte/ aber ich wolte vielmehr das
contrarium statuiren. Denn man
siehet/ daß ein Thier/ welchem die Hitze
in etwas benommen/ viel fetter wird als
das andere/ und posito, wenn das E-
xempel von denen Thieren gleich nicht
auff die Menschen zu adpliciren/ so
slehet man doch täglich viel alte Leute/
bey welchen die Hitze allmählig verge-
het/ und die Fettigkeit zunimmet. Halte
ich also dafür/ daß die alten Römer eine
gantz andere Ursache gehabt/ denn eine
Sympathie kan ich im Tode zwischen
Manns- und Weibs-Personen auch
nicht erweisen/ sonsten würden die Rö-
mer wohl mehr als einen Weiblichen
Cörper genommen haben.

Alexander versetzte: weil ich von

der

Europæer.
die Hitze eines lebendigen Menſchen-
ſein Fleiſch geſchickter/ feiſter und oͤhlich-
ter mache/ daß es alſo nach dem Tode
der Flamme ein beſſer Nutriment ge-
ben koͤnte/ aber ich wolte vielmehr das
contrarium ſtatuiren. Denn man
ſiehet/ daß ein Thier/ welchem die Hitze
in etwas benommen/ viel fetter wird als
das andere/ und poſito, wenn das E-
xempel von denen Thieren gleich nicht
auff die Menſchen zu adpliciren/ ſo
ſlehet man doch taͤglich viel alte Leute/
bey welchen die Hitze allmaͤhlig verge-
het/ und die Fettigkeit zunimmet. Halte
ich alſo dafuͤr/ daß die alten Roͤmer eine
gantz andere Urſache gehabt/ denn eine
Sympathie kan ich im Tode zwiſchen
Manns- und Weibs-Perſonen auch
nicht erweiſen/ ſonſten wuͤrden die Roͤ-
mer wohl mehr als einen Weiblichen
Coͤrper genommen haben.

Alexander verſetzte: weil ich von

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0313" n="291"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europ<hi rendition="#aq">æ</hi>er.</hi></fw><lb/>
die Hitze eines lebendigen Men&#x017F;chen-<lb/>
&#x017F;ein Flei&#x017F;ch ge&#x017F;chickter/ fei&#x017F;ter und o&#x0364;hlich-<lb/>
ter mache/ daß es al&#x017F;o nach dem Tode<lb/>
der Flamme ein be&#x017F;&#x017F;er Nutriment ge-<lb/>
ben ko&#x0364;nte/ aber ich wolte vielmehr das<lb/><hi rendition="#aq">contrarium &#x017F;tatu</hi>iren. Denn man<lb/>
&#x017F;iehet/ daß ein Thier/ welchem die Hitze<lb/>
in etwas benommen/ viel fetter wird als<lb/>
das andere/ und <hi rendition="#aq">po&#x017F;ito,</hi> wenn das E-<lb/>
xempel von denen Thieren gleich nicht<lb/>
auff die Men&#x017F;chen zu <hi rendition="#aq">adplici</hi>ren/ &#x017F;o<lb/>
&#x017F;lehet man doch ta&#x0364;glich viel alte Leute/<lb/>
bey welchen die Hitze allma&#x0364;hlig verge-<lb/>
het/ und die Fettigkeit zunimmet. Halte<lb/>
ich al&#x017F;o dafu&#x0364;r/ daß die alten Ro&#x0364;mer eine<lb/>
gantz andere Ur&#x017F;ache gehabt/ denn eine<lb/><hi rendition="#aq">Sympath</hi>ie kan ich im Tode zwi&#x017F;chen<lb/>
Manns- und Weibs-Per&#x017F;onen auch<lb/>
nicht erwei&#x017F;en/ &#x017F;on&#x017F;ten wu&#x0364;rden die Ro&#x0364;-<lb/>
mer wohl mehr als einen Weiblichen<lb/>
Co&#x0364;rper genommen haben.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Alexander</hi> ver&#x017F;etzte: weil ich von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0313] Europæer. die Hitze eines lebendigen Menſchen- ſein Fleiſch geſchickter/ feiſter und oͤhlich- ter mache/ daß es alſo nach dem Tode der Flamme ein beſſer Nutriment ge- ben koͤnte/ aber ich wolte vielmehr das contrarium ſtatuiren. Denn man ſiehet/ daß ein Thier/ welchem die Hitze in etwas benommen/ viel fetter wird als das andere/ und poſito, wenn das E- xempel von denen Thieren gleich nicht auff die Menſchen zu adpliciren/ ſo ſlehet man doch taͤglich viel alte Leute/ bey welchen die Hitze allmaͤhlig verge- het/ und die Fettigkeit zunimmet. Halte ich alſo dafuͤr/ daß die alten Roͤmer eine gantz andere Urſache gehabt/ denn eine Sympathie kan ich im Tode zwiſchen Manns- und Weibs-Perſonen auch nicht erweiſen/ ſonſten wuͤrden die Roͤ- mer wohl mehr als einen Weiblichen Coͤrper genommen haben. Alexander verſetzte: weil ich von der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/313
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/313>, abgerufen am 21.05.2024.