Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Der verliebte
daß der Autor die ration darinne
fundiren wil/ weil der Weiber Natur
hitziger als der Männer/ kan ich nicht
sehen/ wie solches statt finden können.
Denn diß ist wol gewiß/ daß manche
Weibs-Personen von Natur hitziger
als das Manns-Volck/ deßwegen un-
terschiedliche Ursachen könten gegeben
werden/ welches ich den Herren Medi-
cis
überlasse/ daraus folget aber nicht/
was von Natur (ich rede von lebhafften
Sachen) hitzig ist/ das brennt auch leicht.
Jch/ meinem einfältigen Verstande
nach/ halte davor/ die Hitze des Men-
schen bestehe meistens im Geblüthe/ wel
ches ein iedweder an sich gar leicht abneh
men kan. Jst nun dieses wahr/ wie wird
mir des Verstorbenen entseeltes und
erkaltetes Blut eine Hitze verursachen
können/ und zwar eine solche/ welche ca-
pabel
wäre/ ein Feuer brennender zu
machen. Nun sagen zwar etliche/ daß

die

Der verliebte
daß der Autor die ration darinne
fundiren wil/ weil der Weiber Natur
hitziger als der Maͤnner/ kan ich nicht
ſehen/ wie ſolches ſtatt finden koͤnnen.
Denn diß iſt wol gewiß/ daß manche
Weibs-Perſonen von Natur hitziger
als das Manns-Volck/ deßwegen un-
terſchiedliche Urſachen koͤnten gegeben
werden/ welches ich den Herren Medi-
cis
uͤberlaſſe/ daraus folget aber nicht/
was von Natur (ich rede von lebhafften
Sachen) hitzig iſt/ das breñt auch leicht.
Jch/ meinem einfaͤltigen Verſtande
nach/ halte davor/ die Hitze des Men-
ſchen beſtehe meiſtens im Gebluͤthe/ wel
ches ein iedweder an ſich gar leicht abneh
men kan. Jſt nun dieſes wahr/ wie wird
mir des Verſtorbenen entſeeltes und
erkaltetes Blut eine Hitze verurſachen
koͤnnen/ und zwar eine ſolche/ welche ca-
pabel
waͤre/ ein Feuer brennender zu
machen. Nun ſagen zwar etliche/ daß

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0312" n="290"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der verliebte</hi></fw><lb/>
daß der <hi rendition="#aq">Autor</hi> die <hi rendition="#aq">ration</hi> darinne<lb/><hi rendition="#aq">fundi</hi>ren wil/ weil der Weiber Natur<lb/>
hitziger als der Ma&#x0364;nner/ kan ich nicht<lb/>
&#x017F;ehen/ wie &#x017F;olches &#x017F;tatt finden ko&#x0364;nnen.<lb/>
Denn diß i&#x017F;t wol gewiß/ daß manche<lb/>
Weibs-Per&#x017F;onen von Natur hitziger<lb/>
als das Manns-Volck/ deßwegen un-<lb/>
ter&#x017F;chiedliche Ur&#x017F;achen ko&#x0364;nten gegeben<lb/>
werden/ welches ich den Herren <hi rendition="#aq">Medi-<lb/>
cis</hi> u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e/ daraus folget aber nicht/<lb/>
was von Natur (ich rede von lebhafften<lb/>
Sachen) hitzig i&#x017F;t/ das bren&#x0303;t auch leicht.<lb/>
Jch/ meinem einfa&#x0364;ltigen Ver&#x017F;tande<lb/>
nach/ halte davor/ die Hitze des Men-<lb/>
&#x017F;chen be&#x017F;tehe mei&#x017F;tens im Geblu&#x0364;the/ wel<lb/>
ches ein iedweder an &#x017F;ich gar leicht abneh<lb/>
men kan. J&#x017F;t nun die&#x017F;es wahr/ wie wird<lb/>
mir des Ver&#x017F;torbenen ent&#x017F;eeltes und<lb/>
erkaltetes Blut eine Hitze verur&#x017F;achen<lb/>
ko&#x0364;nnen/ und zwar eine &#x017F;olche/ welche <hi rendition="#aq">ca-<lb/>
pabel</hi> wa&#x0364;re/ ein Feuer brennender zu<lb/>
machen. Nun &#x017F;agen zwar etliche/ daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0312] Der verliebte daß der Autor die ration darinne fundiren wil/ weil der Weiber Natur hitziger als der Maͤnner/ kan ich nicht ſehen/ wie ſolches ſtatt finden koͤnnen. Denn diß iſt wol gewiß/ daß manche Weibs-Perſonen von Natur hitziger als das Manns-Volck/ deßwegen un- terſchiedliche Urſachen koͤnten gegeben werden/ welches ich den Herren Medi- cis uͤberlaſſe/ daraus folget aber nicht/ was von Natur (ich rede von lebhafften Sachen) hitzig iſt/ das breñt auch leicht. Jch/ meinem einfaͤltigen Verſtande nach/ halte davor/ die Hitze des Men- ſchen beſtehe meiſtens im Gebluͤthe/ wel ches ein iedweder an ſich gar leicht abneh men kan. Jſt nun dieſes wahr/ wie wird mir des Verſtorbenen entſeeltes und erkaltetes Blut eine Hitze verurſachen koͤnnen/ und zwar eine ſolche/ welche ca- pabel waͤre/ ein Feuer brennender zu machen. Nun ſagen zwar etliche/ daß die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/312
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/312>, abgerufen am 22.05.2024.