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Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

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Der verliebte
Man siehet es dorten an dem Hiob/
der Teuffel kunte ihm nichts anhaben/
biß es unser HErr GOtt zugelassen.
So gehet es noch heut zu Tage. Ohne
Gottes Willen kan uns nicht ein Här-
lein von unserm Haupte fallen/ und
wenn wir uns auff Gott verlassen/ und
der Teufel zu uns kömmt/ und uns in
Verzweiffelung zu stürtzen suchet/ kön-
nen wir ihn getrost unter Augen treten.
Jch erinnere mich/ was mir ohngefehr
vor 29. Jahren/ als ich zu Wittenberg
studierte/ wiederfahren. Jch hatte in
meinem Penal-Jahre nach Art des da-
maligen Styli, ziemlich liederlich gelebet/
wol manche Woche mehr Gläser Bier
ausgesoffen/ als Vater Unser gebethet.
Da ich derowegen mich einsten zur Ru-
he begeben/ hörete ich ein schrecklich
Katzen-Gebeisse/ welches mir immer
näher kame/ also daß endlich das Katzen-
Scharmützel vor meinem Fenster vor-

gieng.

Der verliebte
Man ſiehet es dorten an dem Hiob/
der Teuffel kunte ihm nichts anhaben/
biß es unſer HErr GOtt zugelaſſen.
So gehet es noch heut zu Tage. Ohne
Gottes Willen kan uns nicht ein Haͤr-
lein von unſerm Haupte fallen/ und
wenn wir uns auff Gott verlaſſen/ und
der Teufel zu uns koͤmmt/ und uns in
Verzweiffelung zu ſtuͤrtzen ſuchet/ koͤn-
nen wir ihn getroſt unter Augen treten.
Jch erinnere mich/ was mir ohngefehr
vor 29. Jahren/ als ich zu Wittenberg
ſtudierte/ wiederfahren. Jch hatte in
meinem Penal-Jahre nach Art des da-
maligen Styli, ziemlich liederlich gelebet/
wol manche Woche mehr Glaͤſer Bier
ausgeſoffen/ als Vater Unſer gebethet.
Da ich derowegen mich einſten zur Ru-
he begeben/ hoͤrete ich ein ſchrecklich
Katzen-Gebeiſſe/ welches mir immer
naͤher kame/ alſo daß endlich das Katzen-
Scharmuͤtzel vor meinem Fenſter vor-

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[244/0266] Der verliebte Man ſiehet es dorten an dem Hiob/ der Teuffel kunte ihm nichts anhaben/ biß es unſer HErr GOtt zugelaſſen. So gehet es noch heut zu Tage. Ohne Gottes Willen kan uns nicht ein Haͤr- lein von unſerm Haupte fallen/ und wenn wir uns auff Gott verlaſſen/ und der Teufel zu uns koͤmmt/ und uns in Verzweiffelung zu ſtuͤrtzen ſuchet/ koͤn- nen wir ihn getroſt unter Augen treten. Jch erinnere mich/ was mir ohngefehr vor 29. Jahren/ als ich zu Wittenberg ſtudierte/ wiederfahren. Jch hatte in meinem Penal-Jahre nach Art des da- maligen Styli, ziemlich liederlich gelebet/ wol manche Woche mehr Glaͤſer Bier ausgeſoffen/ als Vater Unſer gebethet. Da ich derowegen mich einſten zur Ru- he begeben/ hoͤrete ich ein ſchrecklich Katzen-Gebeiſſe/ welches mir immer naͤher kame/ alſo daß endlich das Katzen- Scharmuͤtzel vor meinem Fenſter vor- gieng.

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Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/266>, abgerufen am 17.05.2024.