Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Europaeer.
gestern war sie eine Jungfer/ heute ist
sie eine Frau. Die andere sagte: Die
Braut siehet aus/ als wenn sie heute
nicht ausgeschlaffen. Solche und der-
gleichen Reden führet das Flöhzimmer
mit einander/ und war wol keine unter
dem Hauffen/ welche nicht solte Ver-
langen getragen haben/ die vergangene
Nacht der Braut Stelle vertreten zu
haben.

Hierauff satzte man sich zu Tische/
und nachdem die Mahlzeit geendiget/
kam Friedrich zu Alexandern gelauf-
fen/ mit vermelden: Daß ihm ein guter
Freund aus Sicilien zu sprechen ver-
langte. Als unser Ritter auff eine kurtze
Zeit von denen Hochzeit-Gästen Ab-
schied genommen/ und in sein Logiament
gelangei/ merckte er gar bald/ daß der
jeniget welcher ihn sprechen wolte/ sein
Vetter Aurelius war. Er empfieng
ihn freundlich/ und bath zugleich/ er

möchte
L 2

Europæer.
geſtern war ſie eine Jungfer/ heute iſt
ſie eine Frau. Die andere ſagte: Die
Braut ſiehet aus/ als wenn ſie heute
nicht ausgeſchlaffen. Solche und der-
gleichen Reden fuͤhret das Floͤhzimmer
mit einander/ und war wol keine unter
dem Hauffen/ welche nicht ſolte Ver-
langen getragen haben/ die vergangene
Nacht der Braut Stelle vertreten zu
haben.

Hierauff ſatzte man ſich zu Tiſche/
und nachdem die Mahlzeit geendiget/
kam Friedrich zu Alexandern gelauf-
fen/ mit vermelden: Daß ihm ein guter
Freund aus Sicilien zu ſprechen ver-
langte. Als unſer Ritter auff eine kurtze
Zeit von denen Hochzeit-Gaͤſten Ab-
ſchied genommen/ und in ſein Logiament
gelangei/ merckte er gar bald/ daß der
jeniget welcher ihn ſprechen wolte/ ſein
Vetter Aurelius war. Er empfieng
ihn freundlich/ und bath zugleich/ er

moͤchte
L 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0247" n="225"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europ<hi rendition="#aq">æ</hi>er.</hi></fw><lb/>
ge&#x017F;tern war &#x017F;ie eine Jungfer/ heute i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ie eine Frau. Die andere &#x017F;agte: Die<lb/>
Braut &#x017F;iehet aus/ als wenn &#x017F;ie heute<lb/>
nicht ausge&#x017F;chlaffen. Solche und der-<lb/>
gleichen Reden fu&#x0364;hret das Flo&#x0364;hzimmer<lb/>
mit einander/ und war wol keine unter<lb/>
dem Hauffen/ welche nicht &#x017F;olte Ver-<lb/>
langen getragen haben/ die vergangene<lb/>
Nacht der Braut Stelle vertreten zu<lb/>
haben.</p><lb/>
        <p>Hierauff &#x017F;atzte man &#x017F;ich zu Ti&#x017F;che/<lb/>
und nachdem die Mahlzeit geendiget/<lb/>
kam Friedrich zu <hi rendition="#aq">Alexandern</hi> gelauf-<lb/>
fen/ mit vermelden: Daß ihm ein guter<lb/>
Freund aus Sicilien zu &#x017F;prechen ver-<lb/>
langte. Als un&#x017F;er Ritter auff eine kurtze<lb/>
Zeit von denen Hochzeit-Ga&#x0364;&#x017F;ten Ab-<lb/>
&#x017F;chied genommen/ und in &#x017F;ein Logiament<lb/>
gelangei/ merckte er gar bald/ daß der<lb/>
jeniget welcher ihn &#x017F;prechen wolte/ &#x017F;ein<lb/>
Vetter Aurelius war. Er empfieng<lb/>
ihn freundlich/ und bath zugleich/ er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 2</fw><fw place="bottom" type="catch">mo&#x0364;chte</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0247] Europæer. geſtern war ſie eine Jungfer/ heute iſt ſie eine Frau. Die andere ſagte: Die Braut ſiehet aus/ als wenn ſie heute nicht ausgeſchlaffen. Solche und der- gleichen Reden fuͤhret das Floͤhzimmer mit einander/ und war wol keine unter dem Hauffen/ welche nicht ſolte Ver- langen getragen haben/ die vergangene Nacht der Braut Stelle vertreten zu haben. Hierauff ſatzte man ſich zu Tiſche/ und nachdem die Mahlzeit geendiget/ kam Friedrich zu Alexandern gelauf- fen/ mit vermelden: Daß ihm ein guter Freund aus Sicilien zu ſprechen ver- langte. Als unſer Ritter auff eine kurtze Zeit von denen Hochzeit-Gaͤſten Ab- ſchied genommen/ und in ſein Logiament gelangei/ merckte er gar bald/ daß der jeniget welcher ihn ſprechen wolte/ ſein Vetter Aurelius war. Er empfieng ihn freundlich/ und bath zugleich/ er moͤchte L 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/247
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/247>, abgerufen am 03.05.2024.