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Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

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Europaeer.
den lassen/ und habe seithero mich ein we-
nig unter denen Leuten in fremden
Ländern umbgesehen/ reuet mich also
das Geld nicht/ welches ich in der Frem-
de gelassen.

Was zum andern mein Alter an-
betrifft/ ist solches meiner schwachen Na-
tur nach groß gnug/ denn ich wolte gar
gerne vorlieb nehmen/ wenn ich gewiß
wüste/ daß ich nur biß in mein dreissig-
stes Jahr vergnügt leben solte.

Daß mir aber drittens vorge-
worffen wird/ ich könne vorietzo noch
nichts verdienen/ gesteh ich gar gerne/
deswegen folget aber nicht/ wenn ich ei-
ne Frau nehme/ so kan ich nichts mehr
erwerben.

Vierdtens posito, ich heyrathe-
te auch gleich ein Frauenzimmer/ mit
welchem ich 50000. Thlr. nach der El-
tern Tode bekäme/ und sie wäre un-
fruchtbar/ und könte kein Kind zur Welt

brin-

Europæer.
den laſſen/ und habe ſeitheꝛo mich ein we-
nig unter denen Leuten in fremden
Laͤndern umbgeſehen/ reuet mich alſo
das Geld nicht/ welches ich in der Frem-
de gelaſſen.

Was zum andern mein Alter an-
betrifft/ iſt ſolches meiner ſchwachen Na-
tur nach groß gnug/ denn ich wolte gar
gerne vorlieb nehmen/ wenn ich gewiß
wuͤſte/ daß ich nur biß in mein dreiſſig-
ſtes Jahr vergnuͤgt leben ſolte.

Daß mir aber drittens vorge-
worffen wird/ ich koͤnne vorietzo noch
nichts verdienen/ geſteh ich gar gerne/
deswegen folget aber nicht/ wenn ich ei-
ne Frau nehme/ ſo kan ich nichts mehr
erwerben.

Vierdtens poſito, ich heyrathe-
te auch gleich ein Frauenzimmer/ mit
welchem ich 50000. Thlr. nach der El-
tern Tode bekaͤme/ und ſie waͤre un-
fruchtbar/ und koͤnte kein Kind zur Welt

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[171/0193] Europæer. den laſſen/ und habe ſeitheꝛo mich ein we- nig unter denen Leuten in fremden Laͤndern umbgeſehen/ reuet mich alſo das Geld nicht/ welches ich in der Frem- de gelaſſen. Was zum andern mein Alter an- betrifft/ iſt ſolches meiner ſchwachen Na- tur nach groß gnug/ denn ich wolte gar gerne vorlieb nehmen/ wenn ich gewiß wuͤſte/ daß ich nur biß in mein dreiſſig- ſtes Jahr vergnuͤgt leben ſolte. Daß mir aber drittens vorge- worffen wird/ ich koͤnne vorietzo noch nichts verdienen/ geſteh ich gar gerne/ deswegen folget aber nicht/ wenn ich ei- ne Frau nehme/ ſo kan ich nichts mehr erwerben. Vierdtens poſito, ich heyrathe- te auch gleich ein Frauenzimmer/ mit welchem ich 50000. Thlr. nach der El- tern Tode bekaͤme/ und ſie waͤre un- fruchtbar/ und koͤnte kein Kind zur Welt brin-

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Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/193>, abgerufen am 30.04.2024.