dern Werkzeugen, bedeutet. Man glaubt, die jetzt gebräuchlichen Nadeln seyn zuerst in Nürnberg gemacht, welches, ob es gleich wahrscheinlich ist, doch so viel ich weis, nicht bewiesen ist. Aus einer Verordnung Hein- richsVIII in England, vom Jahre 1543, er- hellet, daß die Erfindung damals, wenigstens in dem genanten Reiche, nicht bekant gewesen ist. Der König befahl, daß keine andere Nadeln verkauft werden solten, als die dop- pelte Köpfe hätten, die wohl geglättet, und am Schafte fest gelötet, und die an der Spit- ze gut zugefeilt wären. Da dieser Befehl ein Paar Jahr nachher wiederrufen worden, so scheint es, als ob um jene Zeit die jetzige Kunst erfunden sey. Nach Schweden ist sie erst im Jahre 1649 gekommen. Vorher hatte man im Reiche nur deutsche Nadeln.
§. 2.
Um den Drat vom Schmutze zu reinigen, wird er mit Wasser und Weinstein abgesot- ten, auf einem Amboß geschlagen, mit Was- ser abgespühlt, und an der Luft getrocknet. Um ihm die erforderliche Dicke zu geben, wel- che durch den Visirring, die Schießklin- ge, das Probireisen, bestimt wird, zieht ihn der Nadler von der Giebe oder Winde, durch das Zieheisen, auf eine hölzerne Spuh- le oder Walze, welche durch eine Kurbel um- gedrehet wird.
§. 3.
A a 5
Nadelmacherey. §. 1. 2.
dern Werkzeugen, bedeutet. Man glaubt, die jetzt gebraͤuchlichen Nadeln ſeyn zuerſt in Nuͤrnberg gemacht, welches, ob es gleich wahrſcheinlich iſt, doch ſo viel ich weis, nicht bewieſen iſt. Aus einer Verordnung Hein- richsVIII in England, vom Jahre 1543, er- hellet, daß die Erfindung damals, wenigſtens in dem genanten Reiche, nicht bekant geweſen iſt. Der Koͤnig befahl, daß keine andere Nadeln verkauft werden ſolten, als die dop- pelte Koͤpfe haͤtten, die wohl geglaͤttet, und am Schafte feſt geloͤtet, und die an der Spit- ze gut zugefeilt waͤren. Da dieſer Befehl ein Paar Jahr nachher wiederrufen worden, ſo ſcheint es, als ob um jene Zeit die jetzige Kunſt erfunden ſey. Nach Schweden iſt ſie erſt im Jahre 1649 gekommen. Vorher hatte man im Reiche nur deutſche Nadeln.
§. 2.
Um den Drat vom Schmutze zu reinigen, wird er mit Waſſer und Weinſtein abgeſot- ten, auf einem Amboß geſchlagen, mit Waſ- ſer abgeſpuͤhlt, und an der Luft getrocknet. Um ihm die erforderliche Dicke zu geben, wel- che durch den Viſirring, die Schießklin- ge, das Probireiſen, beſtimt wird, zieht ihn der Nadler von der Giebe oder Winde, durch das Zieheiſen, auf eine hoͤlzerne Spuh- le oder Walze, welche durch eine Kurbel um- gedrehet wird.
§. 3.
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Nadelmacherey. §. 1. 2.
dern Werkzeugen, bedeutet. Man glaubt,
die jetzt gebraͤuchlichen Nadeln ſeyn zuerſt in
Nuͤrnberg gemacht, welches, ob es gleich
wahrſcheinlich iſt, doch ſo viel ich weis, nicht
bewieſen iſt. Aus einer Verordnung Hein-
richs VIII in England, vom Jahre 1543, er-
hellet, daß die Erfindung damals, wenigſtens
in dem genanten Reiche, nicht bekant geweſen
iſt. Der Koͤnig befahl, daß keine andere
Nadeln verkauft werden ſolten, als die dop-
pelte Koͤpfe haͤtten, die wohl geglaͤttet, und
am Schafte feſt geloͤtet, und die an der Spit-
ze gut zugefeilt waͤren. Da dieſer Befehl
ein Paar Jahr nachher wiederrufen worden,
ſo ſcheint es, als ob um jene Zeit die jetzige
Kunſt erfunden ſey. Nach Schweden iſt ſie
erſt im Jahre 1649 gekommen. Vorher hatte
man im Reiche nur deutſche Nadeln.
§. 2.
Um den Drat vom Schmutze zu reinigen,
wird er mit Waſſer und Weinſtein abgeſot-
ten, auf einem Amboß geſchlagen, mit Waſ-
ſer abgeſpuͤhlt, und an der Luft getrocknet.
Um ihm die erforderliche Dicke zu geben, wel-
che durch den Viſirring, die Schießklin-
ge, das Probireiſen, beſtimt wird, zieht
ihn der Nadler von der Giebe oder Winde,
durch das Zieheiſen, auf eine hoͤlzerne Spuh-
le oder Walze, welche durch eine Kurbel um-
gedrehet wird.
§. 3.
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/437>, abgerufen am 17.07.2024.
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