Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechs und zwanzigster Abschnitt.
mers an den Meerufern verschiedene vierecki-
ge Gruben anlegt, die am Rande entweder
gebohlet oder gemauert, und auf dem Boden
mit Thon oder Estrich belegt sind. Wenn das
Meerwasser in der tiefsten Grube einige Zeit
zur Ausdünstung gestanden hat, wird es all-
mälig durch Umwege, damit es den Schlamm
absetze, in seichtere Gruben gelassen, bis es,
wenn es in der letztern angeschossen ist, mit
Schaumlöffeln herausgenommen, und abge-
trocknet wird.

1. Der Namen Baysalz ist von Bay, Meerbu-
sen. Die verschiedene Farbe desselben rührt
von dem Thone her, der sich beym Ausneh-
men, wenigstens an das üntere Salz anhen-
ket.
2. Jn Frankreich geschieht die Crystallisation am
schnellesten bey Nord- und Nordost-Wind mit
hellem Sonnenscheine. Merkwürdig ist, daß
zuweilen kurz vor dem Anschuße, bey den
Sümpfen, ein starker Geruch nach Violen ent-
steht, den man auch bey dem Portugiesischen
Salze, wenn es in großen Haufen aufgeschüt-
tet ist, bemerkt.
3. Baysalz ist schärfer, stärker und vorzüglicher
zum Einpöckeln, als Solensalz; daher man
es auch nach Oertern, wo starke Schiffart
ist, und anderes Salz nicht fehlt, z. B. nach
St. Petersburg, kommen läßt. Dieser Vor-
zug scheint daher zu rühren, weil, bey der
gelinden Verdünstung an der Sonne, weni-
ger Säure verlohren geht.
§. 21.

Sechs und zwanzigſter Abſchnitt.
mers an den Meerufern verſchiedene vierecki-
ge Gruben anlegt, die am Rande entweder
gebohlet oder gemauert, und auf dem Boden
mit Thon oder Eſtrich belegt ſind. Wenn das
Meerwaſſer in der tiefſten Grube einige Zeit
zur Ausduͤnſtung geſtanden hat, wird es all-
maͤlig durch Umwege, damit es den Schlamm
abſetze, in ſeichtere Gruben gelaſſen, bis es,
wenn es in der letztern angeſchoſſen iſt, mit
Schaumloͤffeln herausgenommen, und abge-
trocknet wird.

1. Der Namen Bayſalz iſt von Bay, Meerbu-
ſen. Die verſchiedene Farbe deſſelben ruͤhrt
von dem Thone her, der ſich beym Ausneh-
men, wenigſtens an das uͤntere Salz anhen-
ket.
2. Jn Frankreich geſchieht die Cryſtalliſation am
ſchnelleſten bey Nord- und Nordoſt-Wind mit
hellem Sonnenſcheine. Merkwuͤrdig iſt, daß
zuweilen kurz vor dem Anſchuße, bey den
Suͤmpfen, ein ſtarker Geruch nach Violen ent-
ſteht, den man auch bey dem Portugieſiſchen
Salze, wenn es in großen Haufen aufgeſchuͤt-
tet iſt, bemerkt.
3. Bayſalz iſt ſchaͤrfer, ſtaͤrker und vorzuͤglicher
zum Einpoͤckeln, als Solenſalz; daher man
es auch nach Oertern, wo ſtarke Schiffart
iſt, und anderes Salz nicht fehlt, z. B. nach
St. Petersburg, kommen laͤßt. Dieſer Vor-
zug ſcheint daher zu ruͤhren, weil, bey der
gelinden Verduͤnſtung an der Sonne, weni-
ger Saͤure verlohren geht.
§. 21.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0372" n="312"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sechs und zwanzig&#x017F;ter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
mers an den Meerufern ver&#x017F;chiedene vierecki-<lb/>
ge Gruben anlegt, die am Rande entweder<lb/>
gebohlet oder gemauert, und auf dem Boden<lb/>
mit Thon oder E&#x017F;trich belegt &#x017F;ind. Wenn das<lb/>
Meerwa&#x017F;&#x017F;er in der tief&#x017F;ten Grube einige Zeit<lb/>
zur Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung ge&#x017F;tanden hat, wird es all-<lb/>
ma&#x0364;lig durch Umwege, damit es den Schlamm<lb/>
ab&#x017F;etze, in &#x017F;eichtere Gruben gela&#x017F;&#x017F;en, bis es,<lb/>
wenn es in der letztern ange&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, mit<lb/>
Schaumlo&#x0364;ffeln herausgenommen, und abge-<lb/>
trocknet wird.</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Der Namen <hi rendition="#fr">Bay&#x017F;alz</hi> i&#x017F;t von <hi rendition="#fr">Bay,</hi> Meerbu-<lb/>
&#x017F;en. Die ver&#x017F;chiedene Farbe de&#x017F;&#x017F;elben ru&#x0364;hrt<lb/>
von dem Thone her, der &#x017F;ich beym Ausneh-<lb/>
men, wenig&#x017F;tens an das u&#x0364;ntere Salz anhen-<lb/>
ket.</item><lb/>
              <item>2. Jn Frankreich ge&#x017F;chieht die Cry&#x017F;talli&#x017F;ation am<lb/>
&#x017F;chnelle&#x017F;ten bey Nord- und Nordo&#x017F;t-Wind mit<lb/>
hellem Sonnen&#x017F;cheine. Merkwu&#x0364;rdig i&#x017F;t, daß<lb/>
zuweilen kurz vor dem An&#x017F;chuße, bey den<lb/>
Su&#x0364;mpfen, ein &#x017F;tarker Geruch nach Violen ent-<lb/>
&#x017F;teht, den man auch bey dem Portugie&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Salze, wenn es in großen Haufen aufge&#x017F;chu&#x0364;t-<lb/>
tet i&#x017F;t, bemerkt.</item><lb/>
              <item>3. Bay&#x017F;alz i&#x017F;t &#x017F;cha&#x0364;rfer, &#x017F;ta&#x0364;rker und vorzu&#x0364;glicher<lb/>
zum Einpo&#x0364;ckeln, als Solen&#x017F;alz; daher man<lb/>
es auch nach Oertern, wo &#x017F;tarke Schiffart<lb/>
i&#x017F;t, und anderes Salz nicht fehlt, z. B. nach<lb/>
St. Petersburg, kommen la&#x0364;ßt. Die&#x017F;er Vor-<lb/>
zug &#x017F;cheint daher zu ru&#x0364;hren, weil, bey der<lb/>
gelinden Verdu&#x0364;n&#x017F;tung an der Sonne, weni-<lb/>
ger Sa&#x0364;ure verlohren geht.</item>
            </list>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 21.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0372] Sechs und zwanzigſter Abſchnitt. mers an den Meerufern verſchiedene vierecki- ge Gruben anlegt, die am Rande entweder gebohlet oder gemauert, und auf dem Boden mit Thon oder Eſtrich belegt ſind. Wenn das Meerwaſſer in der tiefſten Grube einige Zeit zur Ausduͤnſtung geſtanden hat, wird es all- maͤlig durch Umwege, damit es den Schlamm abſetze, in ſeichtere Gruben gelaſſen, bis es, wenn es in der letztern angeſchoſſen iſt, mit Schaumloͤffeln herausgenommen, und abge- trocknet wird. 1. Der Namen Bayſalz iſt von Bay, Meerbu- ſen. Die verſchiedene Farbe deſſelben ruͤhrt von dem Thone her, der ſich beym Ausneh- men, wenigſtens an das uͤntere Salz anhen- ket. 2. Jn Frankreich geſchieht die Cryſtalliſation am ſchnelleſten bey Nord- und Nordoſt-Wind mit hellem Sonnenſcheine. Merkwuͤrdig iſt, daß zuweilen kurz vor dem Anſchuße, bey den Suͤmpfen, ein ſtarker Geruch nach Violen ent- ſteht, den man auch bey dem Portugieſiſchen Salze, wenn es in großen Haufen aufgeſchuͤt- tet iſt, bemerkt. 3. Bayſalz iſt ſchaͤrfer, ſtaͤrker und vorzuͤglicher zum Einpoͤckeln, als Solenſalz; daher man es auch nach Oertern, wo ſtarke Schiffart iſt, und anderes Salz nicht fehlt, z. B. nach St. Petersburg, kommen laͤßt. Dieſer Vor- zug ſcheint daher zu ruͤhren, weil, bey der gelinden Verduͤnſtung an der Sonne, weni- ger Saͤure verlohren geht. §. 21.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/372
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/372>, abgerufen am 25.11.2024.