Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Teerschwelerey. §. 6. ze Teer zum Theil zu schwarzem Pich, baldmehr, bald weniger eingekocht, und das hart gesottene, in Mulden, oder Gruben, oder Gefäßen von Rinden gegossene, abgekühlte Pich in Tonnen geschlagen. 1. Der Schweiß, oder das Sauerwasser, die Teergalle, acetum, spiritus acidus lignorum, wird gemeiniglich als unbrauchbar weggegos- sen, aber er könte, in mancher Absicht, stat des aus Getreide gemachten Sauerwassers, dienen. 2. Was in dem ausgebranten Ofen zurück ge- blieben ist, besteht in Kohlen, die theils zum Brennen verkauft, theils zum Kienrußschwe- len verwendet werden. 3. Man erhält von den Nadelbäumen noch ver- schiedene andere ähnliche Producte. Die Tan- ne, Pinus picea, setzt in der Rinde kleine Beulen oder Blasen an, welche den gemeinen Deutschen oder Schweitzerischen Terpentin enthalten, der ohne weitere Bearbeitung ver- kauft wird; doch läßt man ihn wohl, wenn er unrein ist, durch einen Sack laufen. Aus diesem erhält man durch die Destillation den gemeinen Terpentingeist, spirit. tereb. -- Die Lerche, Pinus larix, liefert deujenigen Terpentin, der bey uns unter dem Namen des Venetianischen verkauft wird, weil ihn die Venetianer zuerst in den Handel gebracht haben. Aber der ächte Cyprische oder Grie- chische Terpentin, der ehemals der Venetia- nische hieß, weil er über Venedig zu uns kam, der aber jetzt in Deutschland selten ist, wird vom Terpentinbaum, Pistacia terebinthus, er- halten.
Teerſchwelerey. §. 6. ze Teer zum Theil zu ſchwarzem Pich, baldmehr, bald weniger eingekocht, und das hart geſottene, in Mulden, oder Gruben, oder Gefaͤßen von Rinden gegoſſene, abgekuͤhlte Pich in Tonnen geſchlagen. 1. Der Schweiß, oder das Sauerwaſſer, die Teergalle, acetum, ſpiritus acidus lignorum, wird gemeiniglich als unbrauchbar weggegoſ- ſen, aber er koͤnte, in mancher Abſicht, ſtat des aus Getreide gemachten Sauerwaſſers, dienen. 2. Was in dem ausgebranten Ofen zuruͤck ge- blieben iſt, beſteht in Kohlen, die theils zum Brennen verkauft, theils zum Kienrußſchwe- len verwendet werden. 3. Man erhaͤlt von den Nadelbaͤumen noch ver- ſchiedene andere aͤhnliche Producte. Die Tan- ne, Pinus picea, ſetzt in der Rinde kleine Beulen oder Blaſen an, welche den gemeinen Deutſchen oder Schweitzeriſchen Terpentin enthalten, der ohne weitere Bearbeitung ver- kauft wird; doch laͤßt man ihn wohl, wenn er unrein iſt, durch einen Sack laufen. Aus dieſem erhaͤlt man durch die Deſtillation den gemeinen Terpentingeiſt, ſpirit. tereb. — Die Lerche, Pinus larix, liefert deujenigen Terpentin, der bey uns unter dem Namen des Venetianiſchen verkauft wird, weil ihn die Venetianer zuerſt in den Handel gebracht haben. Aber der aͤchte Cypriſche oder Grie- chiſche Terpentin, der ehemals der Venetia- niſche hieß, weil er uͤber Venedig zu uns kam, der aber jetzt in Deutſchland ſelten iſt, wird vom Terpentinbaum, Piſtacia terebinthus, er- halten.
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Teerſchwelerey. §. 6.
ze Teer zum Theil zu ſchwarzem Pich, bald
mehr, bald weniger eingekocht, und das hart
geſottene, in Mulden, oder Gruben, oder
Gefaͤßen von Rinden gegoſſene, abgekuͤhlte
Pich in Tonnen geſchlagen.
1. Der Schweiß, oder das Sauerwaſſer, die
Teergalle, acetum, ſpiritus acidus lignorum,
wird gemeiniglich als unbrauchbar weggegoſ-
ſen, aber er koͤnte, in mancher Abſicht, ſtat
des aus Getreide gemachten Sauerwaſſers,
dienen.
2. Was in dem ausgebranten Ofen zuruͤck ge-
blieben iſt, beſteht in Kohlen, die theils zum
Brennen verkauft, theils zum Kienrußſchwe-
len verwendet werden.
3. Man erhaͤlt von den Nadelbaͤumen noch ver-
ſchiedene andere aͤhnliche Producte. Die Tan-
ne, Pinus picea, ſetzt in der Rinde kleine
Beulen oder Blaſen an, welche den gemeinen
Deutſchen oder Schweitzeriſchen Terpentin
enthalten, der ohne weitere Bearbeitung ver-
kauft wird; doch laͤßt man ihn wohl, wenn
er unrein iſt, durch einen Sack laufen. Aus
dieſem erhaͤlt man durch die Deſtillation den
gemeinen Terpentingeiſt, ſpirit. tereb. —
Die Lerche, Pinus larix, liefert deujenigen
Terpentin, der bey uns unter dem Namen
des Venetianiſchen verkauft wird, weil ihn
die Venetianer zuerſt in den Handel gebracht
haben. Aber der aͤchte Cypriſche oder Grie-
chiſche Terpentin, der ehemals der Venetia-
niſche hieß, weil er uͤber Venedig zu uns kam,
der aber jetzt in Deutſchland ſelten iſt, wird
vom Terpentinbaum, Piſtacia terebinthus, er-
halten.
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