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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Spiegelgiesserey. §. 1. 2. 3.
2. Als unter Colbert die Franzosen den Venetia-
nern den Glashandel zu entziehen aufiengen,
erfand einer, namens Abraham Thewart im
Jahre 1688, die Kunst, das Glas zu Tafeln
zu gießen. Durch Blasen kan man nicht wohl
Tafeln, die über 15 Pariser Zoll lang sind,
erhalten, wenn sie anders eine verhältnißmäs-
sige Breite haben sollen. Jn der Spiegelma-
nufactur zu Paris macht man jetzt Spiegel,
die 9 Schuh lang, 5 Schuh breit und einen
halben Zoll dick sind; man rühmt sich aber,
auch Tafeln 17 Schuh lang liefern zu können.
Jn England hat man bisher noch keine grös-
sere Spiegel gemacht, als sechszig Zoll lang,
und zwey und vierzig Zoll breit; und die Ein-
fuhr der französischen Spiegel steigt, unge-
achtet hundert von hundert Zoll gegeben wer-
den muß, jährlich auf 100,000 Pfund Sterling.
§. 2.

Der Glas- oder Schmelzofen ist viereckig,
hat in der Mitte den Heerd mit einem Rost,
und an jeder Seite desselben eine erhabene
Bank, worauf die Hafen gestellet werden.

§. 3.

Die Hafen sind parallelepipedalisch, aus
feuerfestem Thone gemacht. Jeder enthält
die zu einer Glastafel erforderliche Fritte, wel-
che eben diejenige ist, die zum schönsten Cry-
stallglase genommen wird. Sie muß vorsich-
tig calcinirt, pulverisirt, gesiebt und lange
im Flusse erhalten werden.

§. 4.
R
Spiegelgieſſerey. §. 1. 2. 3.
2. Als unter Colbert die Franzoſen den Venetia-
nern den Glashandel zu entziehen aufiengen,
erfand einer, namens Abraham Thewart im
Jahre 1688, die Kunſt, das Glas zu Tafeln
zu gießen. Durch Blaſen kan man nicht wohl
Tafeln, die uͤber 15 Pariſer Zoll lang ſind,
erhalten, wenn ſie anders eine verhaͤltnißmaͤſ-
ſige Breite haben ſollen. Jn der Spiegelma-
nufactur zu Paris macht man jetzt Spiegel,
die 9 Schuh lang, 5 Schuh breit und einen
halben Zoll dick ſind; man ruͤhmt ſich aber,
auch Tafeln 17 Schuh lang liefern zu koͤnnen.
Jn England hat man bisher noch keine groͤſ-
ſere Spiegel gemacht, als ſechszig Zoll lang,
und zwey und vierzig Zoll breit; und die Ein-
fuhr der franzoͤſiſchen Spiegel ſteigt, unge-
achtet hundert von hundert Zoll gegeben wer-
den muß, jaͤhrlich auf 100,000 Pfund Sterling.
§. 2.

Der Glas- oder Schmelzofen iſt viereckig,
hat in der Mitte den Heerd mit einem Roſt,
und an jeder Seite deſſelben eine erhabene
Bank, worauf die Hafen geſtellet werden.

§. 3.

Die Hafen ſind parallelepipedaliſch, aus
feuerfeſtem Thone gemacht. Jeder enthaͤlt
die zu einer Glastafel erforderliche Fritte, wel-
che eben diejenige iſt, die zum ſchoͤnſten Cry-
ſtallglaſe genommen wird. Sie muß vorſich-
tig calcinirt, pulveriſirt, geſiebt und lange
im Fluſſe erhalten werden.

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R
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[257/0317] Spiegelgieſſerey. §. 1. 2. 3. 2. Als unter Colbert die Franzoſen den Venetia- nern den Glashandel zu entziehen aufiengen, erfand einer, namens Abraham Thewart im Jahre 1688, die Kunſt, das Glas zu Tafeln zu gießen. Durch Blaſen kan man nicht wohl Tafeln, die uͤber 15 Pariſer Zoll lang ſind, erhalten, wenn ſie anders eine verhaͤltnißmaͤſ- ſige Breite haben ſollen. Jn der Spiegelma- nufactur zu Paris macht man jetzt Spiegel, die 9 Schuh lang, 5 Schuh breit und einen halben Zoll dick ſind; man ruͤhmt ſich aber, auch Tafeln 17 Schuh lang liefern zu koͤnnen. Jn England hat man bisher noch keine groͤſ- ſere Spiegel gemacht, als ſechszig Zoll lang, und zwey und vierzig Zoll breit; und die Ein- fuhr der franzoͤſiſchen Spiegel ſteigt, unge- achtet hundert von hundert Zoll gegeben wer- den muß, jaͤhrlich auf 100,000 Pfund Sterling. §. 2. Der Glas- oder Schmelzofen iſt viereckig, hat in der Mitte den Heerd mit einem Roſt, und an jeder Seite deſſelben eine erhabene Bank, worauf die Hafen geſtellet werden. §. 3. Die Hafen ſind parallelepipedaliſch, aus feuerfeſtem Thone gemacht. Jeder enthaͤlt die zu einer Glastafel erforderliche Fritte, wel- che eben diejenige iſt, die zum ſchoͤnſten Cry- ſtallglaſe genommen wird. Sie muß vorſich- tig calcinirt, pulveriſirt, geſiebt und lange im Fluſſe erhalten werden. §. 4. R

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/317>, abgerufen am 22.11.2024.