Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Ein und zwanzigster Abschnitt. Paris und Böhmen. Es ist eine Arbeit derWeiber, die diese Gläser mit einem glühen- den Eisen aus einer großen gläsernen Kugel schneiden, und alsdann mit einer stumpfen Scheere die spitzigen Ecken wegnehmen. Jch weis nicht, ob sie auch in Deutschland gemacht werden. §. 11. Damit die Gläser durch eine schnelle Er- 1. Der Kühlofen gleicht völlig dem §. 7. beschrie- benen Calcinirofen, und nicht selten dient ei- ner zu beyden Absichten. Auf einigen Hütten ist er auch über dem Schmelzofen angelegt. 2. Die Nothwendigkeit der allmäligen Abkühlung erkennet man aus den kleinen Bologneser Fla- schen und den Glaströpfchen, die man auch Springkolben nennet. Die letztern, lacrimae vitreae, vitrum stillaticium, brachte Prinz Ruprecht im Jahre 1661 aus Deutschland nach England. Die ersteren, phialae bono- nienses, waren einigen Glasmachern längst bekant, aber erst ums Jahr 1740 sind sie von Paul Baptista Balbus den Naturforschern bekant
Ein und zwanzigſter Abſchnitt. Paris und Boͤhmen. Es iſt eine Arbeit derWeiber, die dieſe Glaͤſer mit einem gluͤhen- den Eiſen aus einer großen glaͤſernen Kugel ſchneiden, und alsdann mit einer ſtumpfen Scheere die ſpitzigen Ecken wegnehmen. Jch weis nicht, ob ſie auch in Deutſchland gemacht werden. §. 11. Damit die Glaͤſer durch eine ſchnelle Er- 1. Der Kuͤhlofen gleicht voͤllig dem §. 7. beſchrie- benen Calcinirofen, und nicht ſelten dient ei- ner zu beyden Abſichten. Auf einigen Huͤtten iſt er auch uͤber dem Schmelzofen angelegt. 2. Die Nothwendigkeit der allmaͤligen Abkuͤhlung erkennet man aus den kleinen Bologneſer Fla- ſchen und den Glastroͤpfchen, die man auch Springkolben nennet. Die letztern, lacrimae vitreae, vitrum ſtillaticium, brachte Prinz Ruprecht im Jahre 1661 aus Deutſchland nach England. Die erſteren, phialae bono- nienſes, waren einigen Glasmachern laͤngſt bekant, aber erſt ums Jahr 1740 ſind ſie von Paul Baptiſta Balbus den Naturforſchern bekant
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Ein und zwanzigſter Abſchnitt.
Paris und Boͤhmen. Es iſt eine Arbeit der
Weiber, die dieſe Glaͤſer mit einem gluͤhen-
den Eiſen aus einer großen glaͤſernen Kugel
ſchneiden, und alsdann mit einer ſtumpfen
Scheere die ſpitzigen Ecken wegnehmen. Jch
weis nicht, ob ſie auch in Deutſchland gemacht
werden.
§. 11.
Damit die Glaͤſer durch eine ſchnelle Er-
kaͤltung nicht zerſpringen, werden ſie in den
Kuͤhlofen gebracht, deſſen Hitze geringer ſeyn
muß, als die, welche, das Glas zu ſchmelzen,
noͤthig iſt. Auf den weiſſen Huͤtten fuͤllet man
große Toͤpfe oder Kapſeln aus feuerfeſtem Tho-
ne mit der noch heiſſen Waare, die man nach
einigen Stunden aus dem Kuͤhlofen nimt,
zudeckt und langſam erkalten laͤßt.
1. Der Kuͤhlofen gleicht voͤllig dem §. 7. beſchrie-
benen Calcinirofen, und nicht ſelten dient ei-
ner zu beyden Abſichten. Auf einigen Huͤtten
iſt er auch uͤber dem Schmelzofen angelegt.
2. Die Nothwendigkeit der allmaͤligen Abkuͤhlung
erkennet man aus den kleinen Bologneſer Fla-
ſchen und den Glastroͤpfchen, die man auch
Springkolben nennet. Die letztern, lacrimae
vitreae, vitrum ſtillaticium, brachte Prinz
Ruprecht im Jahre 1661 aus Deutſchland
nach England. Die erſteren, phialae bono-
nienſes, waren einigen Glasmachern laͤngſt
bekant, aber erſt ums Jahr 1740 ſind ſie von
Paul Baptiſta Balbus den Naturforſchern
bekant
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