Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Porzellankunst. §. 1.
besehn, sehn aber dennoch nur, was ohnehin
bekant genug ist; nicht die Einrichtung der
Oefen, nicht die Drehscheibe u. s. w. Gleich-
wohl hat die Meisnische Manufactur, diese
Spröde, heimlich eine Menge Töchter zur
Welt gebracht, unter denen einige so schön
sind, daß sie der Mutter Buhlschaft Abbruch
thun. Manche hat sie inzwischen schon über-
lebt, und die Nachkommenschaft der Töchter
wird so zahlreich, daß sie sich unter einander
aufreibt.
2. Nach der Nachricht, die ich dem H. Prof.
Bütner zu danken habe, fieng man bereits
im Jahre 1743 oder 1744 an, zu Fürstenberg
im Wolfenbüttelschen, eine ächte Porzellanma-
nufactur zu errichten. Ein Feuermaler aus
Franken, namens Glaser, machte unter der
Aufsicht des Baron von Lange, der Oberjä-
germeister in Norwegen gewesen war, die er-
sten Versuche, die aber kein ächtes sächsisches
Porzellan geben wolten. Nachher hat man
Arbeiter aus Frankenthal erhalten, und die
Kunst zu einem hohen Grade der Vollkommen-
heit gebracht; gleichwohl verlangt diese Manu-
factur, wovon fast 50 Familien leben, noch
jährlich Zubuße. Jm Jahre 1751 machte,
wie H. Büsching erzählt, der Kaufmann Wil-
belm Caspar Wegeli
den Anfang, eine ächte
Porzellanmanufactur auf eigene Kosten zu Ber-
lin
zu errichten. Sie hatte in etlichen Jah-
ren einen so guten Fortgang, daß die Waare
Liebhaber fand, dennoch entschloß er sich un-
vermuthet, das Werk liegen zu lassen. Jm
Jahre 1760 legte der Kaufmann Joh. Ernst
Gotzkowski
den Grund zu einer neuen Manu-
factur, nachdem er vorher von dem Bildhauer
Ernst
Porzellankunſt. §. 1.
beſehn, ſehn aber dennoch nur, was ohnehin
bekant genug iſt; nicht die Einrichtung der
Oefen, nicht die Drehſcheibe u. ſ. w. Gleich-
wohl hat die Meisniſche Manufactur, dieſe
Sproͤde, heimlich eine Menge Toͤchter zur
Welt gebracht, unter denen einige ſo ſchoͤn
ſind, daß ſie der Mutter Buhlſchaft Abbruch
thun. Manche hat ſie inzwiſchen ſchon uͤber-
lebt, und die Nachkommenſchaft der Toͤchter
wird ſo zahlreich, daß ſie ſich unter einander
aufreibt.
2. Nach der Nachricht, die ich dem H. Prof.
Buͤtner zu danken habe, fieng man bereits
im Jahre 1743 oder 1744 an, zu Fuͤrſtenberg
im Wolfenbuͤttelſchen, eine aͤchte Porzellanma-
nufactur zu errichten. Ein Feuermaler aus
Franken, namens Glaſer, machte unter der
Aufſicht des Baron von Lange, der Oberjaͤ-
germeiſter in Norwegen geweſen war, die er-
ſten Verſuche, die aber kein aͤchtes ſaͤchſiſches
Porzellan geben wolten. Nachher hat man
Arbeiter aus Frankenthal erhalten, und die
Kunſt zu einem hohen Grade der Vollkommen-
heit gebracht; gleichwohl verlangt dieſe Manu-
factur, wovon faſt 50 Familien leben, noch
jaͤhrlich Zubuße. Jm Jahre 1751 machte,
wie H. Buͤſching erzaͤhlt, der Kaufmann Wil-
belm Caspar Wegeli
den Anfang, eine aͤchte
Porzellanmanufactur auf eigene Koſten zu Ber-
lin
zu errichten. Sie hatte in etlichen Jah-
ren einen ſo guten Fortgang, daß die Waare
Liebhaber fand, dennoch entſchloß er ſich un-
vermuthet, das Werk liegen zu laſſen. Jm
Jahre 1760 legte der Kaufmann Joh. Ernſt
Gotzkowski
den Grund zu einer neuen Manu-
factur, nachdem er vorher von dem Bildhauer
Ernſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <list>
              <item><pb facs="#f0283" n="223"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Porzellankun&#x017F;t. §. 1.</hi></fw><lb/>
be&#x017F;ehn, &#x017F;ehn aber dennoch nur, was ohnehin<lb/>
bekant genug i&#x017F;t; nicht die Einrichtung der<lb/>
Oefen, nicht die Dreh&#x017F;cheibe u. &#x017F;. w. Gleich-<lb/>
wohl hat die Meisni&#x017F;che Manufactur, die&#x017F;e<lb/>
Spro&#x0364;de, heimlich eine Menge To&#x0364;chter zur<lb/>
Welt gebracht, unter denen einige &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
&#x017F;ind, daß &#x017F;ie der Mutter Buhl&#x017F;chaft Abbruch<lb/>
thun. Manche hat &#x017F;ie inzwi&#x017F;chen &#x017F;chon u&#x0364;ber-<lb/>
lebt, und die Nachkommen&#x017F;chaft der To&#x0364;chter<lb/>
wird &#x017F;o zahlreich, daß &#x017F;ie &#x017F;ich unter einander<lb/>
aufreibt.</item><lb/>
              <item>2. Nach der Nachricht, die ich dem H. Prof.<lb/><hi rendition="#fr">Bu&#x0364;tner</hi> zu danken habe, fieng man bereits<lb/>
im Jahre 1743 oder 1744 an, zu Fu&#x0364;r&#x017F;tenberg<lb/>
im Wolfenbu&#x0364;ttel&#x017F;chen, eine a&#x0364;chte Porzellanma-<lb/>
nufactur zu errichten. Ein Feuermaler aus<lb/>
Franken, namens <hi rendition="#fr">Gla&#x017F;er,</hi> machte unter der<lb/>
Auf&#x017F;icht des Baron <hi rendition="#fr">von Lange,</hi> der Oberja&#x0364;-<lb/>
germei&#x017F;ter in Norwegen gewe&#x017F;en war, die er-<lb/>
&#x017F;ten Ver&#x017F;uche, die aber kein a&#x0364;chtes &#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;ches<lb/>
Porzellan geben wolten. Nachher hat man<lb/>
Arbeiter aus Frankenthal erhalten, und die<lb/>
Kun&#x017F;t zu einem hohen Grade der Vollkommen-<lb/>
heit gebracht; gleichwohl verlangt die&#x017F;e Manu-<lb/>
factur, wovon fa&#x017F;t 50 Familien leben, noch<lb/>
ja&#x0364;hrlich Zubuße. Jm Jahre 1751 machte,<lb/>
wie H. <hi rendition="#fr">Bu&#x0364;&#x017F;ching</hi> erza&#x0364;hlt, der Kaufmann <hi rendition="#fr">Wil-<lb/>
belm Caspar Wegeli</hi> den Anfang, eine a&#x0364;chte<lb/>
Porzellanmanufactur auf eigene Ko&#x017F;ten zu <hi rendition="#fr">Ber-<lb/>
lin</hi> zu errichten. Sie hatte in etlichen Jah-<lb/>
ren einen &#x017F;o guten Fortgang, daß die Waare<lb/>
Liebhaber fand, dennoch ent&#x017F;chloß er &#x017F;ich un-<lb/>
vermuthet, das Werk liegen zu la&#x017F;&#x017F;en. Jm<lb/>
Jahre 1760 legte der Kaufmann <hi rendition="#fr">Joh. Ern&#x017F;t<lb/>
Gotzkowski</hi> den Grund zu einer neuen Manu-<lb/>
factur, nachdem er vorher von dem Bildhauer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Ern&#x017F;t</hi></fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0283] Porzellankunſt. §. 1. beſehn, ſehn aber dennoch nur, was ohnehin bekant genug iſt; nicht die Einrichtung der Oefen, nicht die Drehſcheibe u. ſ. w. Gleich- wohl hat die Meisniſche Manufactur, dieſe Sproͤde, heimlich eine Menge Toͤchter zur Welt gebracht, unter denen einige ſo ſchoͤn ſind, daß ſie der Mutter Buhlſchaft Abbruch thun. Manche hat ſie inzwiſchen ſchon uͤber- lebt, und die Nachkommenſchaft der Toͤchter wird ſo zahlreich, daß ſie ſich unter einander aufreibt. 2. Nach der Nachricht, die ich dem H. Prof. Buͤtner zu danken habe, fieng man bereits im Jahre 1743 oder 1744 an, zu Fuͤrſtenberg im Wolfenbuͤttelſchen, eine aͤchte Porzellanma- nufactur zu errichten. Ein Feuermaler aus Franken, namens Glaſer, machte unter der Aufſicht des Baron von Lange, der Oberjaͤ- germeiſter in Norwegen geweſen war, die er- ſten Verſuche, die aber kein aͤchtes ſaͤchſiſches Porzellan geben wolten. Nachher hat man Arbeiter aus Frankenthal erhalten, und die Kunſt zu einem hohen Grade der Vollkommen- heit gebracht; gleichwohl verlangt dieſe Manu- factur, wovon faſt 50 Familien leben, noch jaͤhrlich Zubuße. Jm Jahre 1751 machte, wie H. Buͤſching erzaͤhlt, der Kaufmann Wil- belm Caspar Wegeli den Anfang, eine aͤchte Porzellanmanufactur auf eigene Koſten zu Ber- lin zu errichten. Sie hatte in etlichen Jah- ren einen ſo guten Fortgang, daß die Waare Liebhaber fand, dennoch entſchloß er ſich un- vermuthet, das Werk liegen zu laſſen. Jm Jahre 1760 legte der Kaufmann Joh. Ernſt Gotzkowski den Grund zu einer neuen Manu- factur, nachdem er vorher von dem Bildhauer Ernſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/283
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/283>, abgerufen am 17.05.2024.