Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Zwanzigster Abschnitt. "können und mögen gesagt werden; nicht min-"der sie auch bereits ziemliche Probstücken von "dem weißen Porzellan, sowohl glasurt, als "unverglasurt vorgelegt, welche genugsame "Anzeigung geben, daß aus denen in unsern "Landen befindlichen Materialien ein dem ost- "indischen Porzellan, sowohl an Durchsich- "keit, als andern dabey erforderten Eigen- "schaften gleichkommendes Gefäße könne und "möge fabricirt werden, auch wohl zu ver- "muthen ist, daß in Zukunft bey rechter Ein- "richtung und Veranstaltung dergleichen weis- "ses Porzellan, wie bereits bey dem rothen "erweislich gemacht worden, den Jndiani- "schen an Schönheit und Tugend, noch mehr "aber an allerhand Facons, auch großen und "massiven Stücken, als Statüen, Columnen, "Servicen u. d. weit übergehen möchte"; -- -- Diese deutsche Erfindung machte ganz Euro- pa eifersüchtig. Holländer oder Engländer ließen die Materialien aus China kommen, um wenigstens daraus selbst Porzellan zu ma- chen. Auch die Franzosen verschrieben daher Materialien, und brauchten Jesuiten zu Kund- schaftern; aber vergebens. Hr. von Tschirn- hausen, auch ein Deutscher, der im Jahre 1708 starb, erfand selbst eine Bereitung des Porzellans, die vermuthlich von der Bötti- cherschen nicht wesentlich verschieden war; er offenbarte sie zu Paris dem Homberg, aber mit beyden verstarb die Kunst. Sachsen wen- dete alle mögliche Mittel an, die seinige ge- heim zu halten. Jm Jahre 1745 und öfterer ward auch die Ausfuhr der weißen Erde, erst bey Geldstrafe, hernach beym Strange, öf- fentlich verbothen. Jetzt verschaffen sich Rei- sende leicht die schriftliche Erlaubniß alles zu bese-
Zwanzigſter Abſchnitt. „koͤnnen und moͤgen geſagt werden; nicht min-„der ſie auch bereits ziemliche Probſtuͤcken von „dem weißen Porzellan, ſowohl glaſurt, als „unverglaſurt vorgelegt, welche genugſame „Anzeigung geben, daß aus denen in unſern „Landen befindlichen Materialien ein dem oſt- „indiſchen Porzellan, ſowohl an Durchſich- „keit, als andern dabey erforderten Eigen- „ſchaften gleichkommendes Gefaͤße koͤnne und „moͤge fabricirt werden, auch wohl zu ver- „muthen iſt, daß in Zukunft bey rechter Ein- „richtung und Veranſtaltung dergleichen weiſ- „ſes Porzellan, wie bereits bey dem rothen „erweislich gemacht worden, den Jndiani- „ſchen an Schoͤnheit und Tugend, noch mehr „aber an allerhand Façons, auch großen und „maſſiven Stuͤcken, als Statuͤen, Columnen, „Servicen u. d. weit uͤbergehen moͤchte”; — — Dieſe deutſche Erfindung machte ganz Euro- pa eiferſuͤchtig. Hollaͤnder oder Englaͤnder ließen die Materialien aus China kommen, um wenigſtens daraus ſelbſt Porzellan zu ma- chen. Auch die Franzoſen verſchrieben daher Materialien, und brauchten Jeſuiten zu Kund- ſchaftern; aber vergebens. Hr. von Tſchirn- hauſen, auch ein Deutſcher, der im Jahre 1708 ſtarb, erfand ſelbſt eine Bereitung des Porzellans, die vermuthlich von der Boͤtti- cherſchen nicht weſentlich verſchieden war; er offenbarte ſie zu Paris dem Homberg, aber mit beyden verſtarb die Kunſt. Sachſen wen- dete alle moͤgliche Mittel an, die ſeinige ge- heim zu halten. Jm Jahre 1745 und oͤfterer ward auch die Ausfuhr der weißen Erde, erſt bey Geldſtrafe, hernach beym Strange, oͤf- fentlich verbothen. Jetzt verſchaffen ſich Rei- ſende leicht die ſchriftliche Erlaubniß alles zu beſe-
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Zwanzigſter Abſchnitt.
„koͤnnen und moͤgen geſagt werden; nicht min-
„der ſie auch bereits ziemliche Probſtuͤcken von
„dem weißen Porzellan, ſowohl glaſurt, als
„unverglaſurt vorgelegt, welche genugſame
„Anzeigung geben, daß aus denen in unſern
„Landen befindlichen Materialien ein dem oſt-
„indiſchen Porzellan, ſowohl an Durchſich-
„keit, als andern dabey erforderten Eigen-
„ſchaften gleichkommendes Gefaͤße koͤnne und
„moͤge fabricirt werden, auch wohl zu ver-
„muthen iſt, daß in Zukunft bey rechter Ein-
„richtung und Veranſtaltung dergleichen weiſ-
„ſes Porzellan, wie bereits bey dem rothen
„erweislich gemacht worden, den Jndiani-
„ſchen an Schoͤnheit und Tugend, noch mehr
„aber an allerhand Façons, auch großen und
„maſſiven Stuͤcken, als Statuͤen, Columnen,
„Servicen u. d. weit uͤbergehen moͤchte”; — —
Dieſe deutſche Erfindung machte ganz Euro-
pa eiferſuͤchtig. Hollaͤnder oder Englaͤnder
ließen die Materialien aus China kommen,
um wenigſtens daraus ſelbſt Porzellan zu ma-
chen. Auch die Franzoſen verſchrieben daher
Materialien, und brauchten Jeſuiten zu Kund-
ſchaftern; aber vergebens. Hr. von Tſchirn-
hauſen, auch ein Deutſcher, der im Jahre
1708 ſtarb, erfand ſelbſt eine Bereitung des
Porzellans, die vermuthlich von der Boͤtti-
cherſchen nicht weſentlich verſchieden war; er
offenbarte ſie zu Paris dem Homberg, aber
mit beyden verſtarb die Kunſt. Sachſen wen-
dete alle moͤgliche Mittel an, die ſeinige ge-
heim zu halten. Jm Jahre 1745 und oͤfterer
ward auch die Ausfuhr der weißen Erde, erſt
bey Geldſtrafe, hernach beym Strange, oͤf-
fentlich verbothen. Jetzt verſchaffen ſich Rei-
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