Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Achtzehnter Abschnitt.
1. Diese Verglasung der Oberfläche geschieht da-
durch, daß man etwas Kochsalz, welches et-
was alkalisch wird, in den Ofen wirft, oder
damit die Waare bestreuet. Man kan auch
die Gefäße, vor dem Brennen, mit etwas
Salzlake überstreichen, und zu eben dieser
Absicht überstreuet man in Frankreich die
schwarz gefärbte Waare mit wohl ausgebran-
ter Asche.
2. Hieher gehören die Vaisseau de gres der Fran-
zosen, und unser so genantes braunes Stein-
gut,
woraus Buttertöpfe, Milchäscher oder
Setten, Retorten, Kruken, Wasserröhren,
u. d. gemacht werden. Vorzüglich gut wer-
den dergleichen gemacht zu Waldenburg im
Erzgebürgischen Kreise, zu Creussen, im
Brandenburg-Culmbachischen, zu Burgdorf
im Herzogthum Lüneburg; auch im Dorfe
Duingen unweit Hameln, wo vierzig und ei-
nige Dörfer sind, in denen solche Töpfe ge-
macht werden, die auf der Weser nach Bre-
men, auch nach Hamburg, Altona, Holland,
auch nach Dänemark, Schweden, Danzig,
Riga und Rußland gehn.
3. Die vorzüglichste Gattung ist das weiße oder
gelbliche englische Steingut, white flint wa-
re
oder Stone ware, welches bey Worcester,
Derby, Burslem,
um Newcastle und in an-
deren Gegenden von England verfertigt wird.
Man mischt zu dem weissen, geschlämten, ge-
siebten und in Wasser verbreiteten Pfeiffen-
thon, calcinirte, kleingestossene und durch
Seidenflor gesiebte Feuersteine, oder derbe
grobe Quarze. Um dieses Gemeng vom über-
flüssigen Wasser zu befreyen, und zwar so
schnell, daß sich beyde Erden nicht durch ih-
re
Achtzehnter Abſchnitt.
1. Dieſe Verglaſung der Oberflaͤche geſchieht da-
durch, daß man etwas Kochſalz, welches et-
was alkaliſch wird, in den Ofen wirft, oder
damit die Waare beſtreuet. Man kan auch
die Gefaͤße, vor dem Brennen, mit etwas
Salzlake uͤberſtreichen, und zu eben dieſer
Abſicht uͤberſtreuet man in Frankreich die
ſchwarz gefaͤrbte Waare mit wohl ausgebran-
ter Aſche.
2. Hieher gehoͤren die Vaiſſeau de grès der Fran-
zoſen, und unſer ſo genantes braunes Stein-
gut,
woraus Buttertoͤpfe, Milchaͤſcher oder
Setten, Retorten, Kruken, Waſſerroͤhren,
u. d. gemacht werden. Vorzuͤglich gut wer-
den dergleichen gemacht zu Waldenburg im
Erzgebuͤrgiſchen Kreiſe, zu Creuſſen, im
Brandenburg-Culmbachiſchen, zu Burgdorf
im Herzogthum Luͤneburg; auch im Dorfe
Duingen unweit Hameln, wo vierzig und ei-
nige Doͤrfer ſind, in denen ſolche Toͤpfe ge-
macht werden, die auf der Weſer nach Bre-
men, auch nach Hamburg, Altona, Holland,
auch nach Daͤnemark, Schweden, Danzig,
Riga und Rußland gehn.
3. Die vorzuͤglichſte Gattung iſt das weiße oder
gelbliche engliſche Steingut, white flint wa-
re
oder Stone ware, welches bey Worceſter,
Derby, Burslem,
um Newcaſtle und in an-
deren Gegenden von England verfertigt wird.
Man miſcht zu dem weiſſen, geſchlaͤmten, ge-
ſiebten und in Waſſer verbreiteten Pfeiffen-
thon, calcinirte, kleingeſtoſſene und durch
Seidenflor geſiebte Feuerſteine, oder derbe
grobe Quarze. Um dieſes Gemeng vom uͤber-
fluͤſſigen Waſſer zu befreyen, und zwar ſo
ſchnell, daß ſich beyde Erden nicht durch ih-
re
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0272" n="212"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Achtzehnter Ab&#x017F;chnitt.</hi> </fw><lb/>
            <list>
              <item>1. Die&#x017F;e Vergla&#x017F;ung der Oberfla&#x0364;che ge&#x017F;chieht da-<lb/>
durch, daß man etwas Koch&#x017F;alz, welches et-<lb/>
was alkali&#x017F;ch wird, in den Ofen wirft, oder<lb/>
damit die Waare be&#x017F;treuet. Man kan auch<lb/>
die Gefa&#x0364;ße, vor dem Brennen, mit etwas<lb/>
Salzlake u&#x0364;ber&#x017F;treichen, und zu eben die&#x017F;er<lb/>
Ab&#x017F;icht u&#x0364;ber&#x017F;treuet man in Frankreich die<lb/>
&#x017F;chwarz gefa&#x0364;rbte Waare mit wohl ausgebran-<lb/>
ter A&#x017F;che.</item><lb/>
              <item>2. Hieher geho&#x0364;ren die <hi rendition="#aq">Vai&#x017F;&#x017F;eau de grès</hi> der Fran-<lb/>
zo&#x017F;en, und un&#x017F;er &#x017F;o genantes <hi rendition="#fr">braunes Stein-<lb/>
gut,</hi> woraus Butterto&#x0364;pfe, Milcha&#x0364;&#x017F;cher oder<lb/>
Setten, Retorten, Kruken, Wa&#x017F;&#x017F;erro&#x0364;hren,<lb/>
u. d. gemacht werden. Vorzu&#x0364;glich gut wer-<lb/>
den dergleichen gemacht zu <hi rendition="#fr">Waldenburg</hi> im<lb/>
Erzgebu&#x0364;rgi&#x017F;chen Krei&#x017F;e, zu <hi rendition="#fr">Creu&#x017F;&#x017F;en,</hi> im<lb/>
Brandenburg-Culmbachi&#x017F;chen, zu <hi rendition="#fr">Burgdorf</hi><lb/>
im Herzogthum Lu&#x0364;neburg; auch im Dorfe<lb/><hi rendition="#fr">Duingen</hi> unweit Hameln, wo vierzig und ei-<lb/>
nige Do&#x0364;rfer &#x017F;ind, in denen &#x017F;olche To&#x0364;pfe ge-<lb/>
macht werden, die auf der We&#x017F;er nach Bre-<lb/>
men, auch nach Hamburg, Altona, Holland,<lb/>
auch nach Da&#x0364;nemark, Schweden, Danzig,<lb/>
Riga und Rußland gehn.</item><lb/>
              <item>3. Die vorzu&#x0364;glich&#x017F;te Gattung i&#x017F;t das <hi rendition="#fr">weiße</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">gelbliche engli&#x017F;che Steingut,</hi> <hi rendition="#aq">white flint wa-<lb/>
re</hi> oder <hi rendition="#aq">Stone ware,</hi> welches bey <hi rendition="#fr">Worce&#x017F;ter,<lb/>
Derby, Burslem,</hi> um <hi rendition="#fr">Newca&#x017F;tle</hi> und in an-<lb/>
deren Gegenden von England verfertigt wird.<lb/>
Man mi&#x017F;cht zu dem wei&#x017F;&#x017F;en, ge&#x017F;chla&#x0364;mten, ge-<lb/>
&#x017F;iebten und in Wa&#x017F;&#x017F;er verbreiteten Pfeiffen-<lb/>
thon, calcinirte, kleinge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;ene und durch<lb/>
Seidenflor ge&#x017F;iebte Feuer&#x017F;teine, oder derbe<lb/>
grobe Quarze. Um die&#x017F;es Gemeng vom u&#x0364;ber-<lb/>
flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Wa&#x017F;&#x017F;er zu befreyen, und zwar &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chnell, daß &#x017F;ich beyde Erden nicht durch ih-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">re</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0272] Achtzehnter Abſchnitt. 1. Dieſe Verglaſung der Oberflaͤche geſchieht da- durch, daß man etwas Kochſalz, welches et- was alkaliſch wird, in den Ofen wirft, oder damit die Waare beſtreuet. Man kan auch die Gefaͤße, vor dem Brennen, mit etwas Salzlake uͤberſtreichen, und zu eben dieſer Abſicht uͤberſtreuet man in Frankreich die ſchwarz gefaͤrbte Waare mit wohl ausgebran- ter Aſche. 2. Hieher gehoͤren die Vaiſſeau de grès der Fran- zoſen, und unſer ſo genantes braunes Stein- gut, woraus Buttertoͤpfe, Milchaͤſcher oder Setten, Retorten, Kruken, Waſſerroͤhren, u. d. gemacht werden. Vorzuͤglich gut wer- den dergleichen gemacht zu Waldenburg im Erzgebuͤrgiſchen Kreiſe, zu Creuſſen, im Brandenburg-Culmbachiſchen, zu Burgdorf im Herzogthum Luͤneburg; auch im Dorfe Duingen unweit Hameln, wo vierzig und ei- nige Doͤrfer ſind, in denen ſolche Toͤpfe ge- macht werden, die auf der Weſer nach Bre- men, auch nach Hamburg, Altona, Holland, auch nach Daͤnemark, Schweden, Danzig, Riga und Rußland gehn. 3. Die vorzuͤglichſte Gattung iſt das weiße oder gelbliche engliſche Steingut, white flint wa- re oder Stone ware, welches bey Worceſter, Derby, Burslem, um Newcaſtle und in an- deren Gegenden von England verfertigt wird. Man miſcht zu dem weiſſen, geſchlaͤmten, ge- ſiebten und in Waſſer verbreiteten Pfeiffen- thon, calcinirte, kleingeſtoſſene und durch Seidenflor geſiebte Feuerſteine, oder derbe grobe Quarze. Um dieſes Gemeng vom uͤber- fluͤſſigen Waſſer zu befreyen, und zwar ſo ſchnell, daß ſich beyde Erden nicht durch ih- re

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/272
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/272>, abgerufen am 25.11.2024.