Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Einleitung. §. 2. richtet wird. Jedes Handwerk ist eine Kunst,aber nicht jede Kunst ist ein Handwerk; sonst wären Billardspiel und Whisk Handwerke. Aber der Uhrmacher, der Seidenweber, der Bildgießer, - - - der Besenbinder, der Ver- fertiger der Mäusefallen, sind Handwerker. Erstere werden durch diese Benennung so we- nig erniedrigt, so wenig der Naturalist die Menschheit entehret, wenn er die Menschen Thiere nennet; so wenig als der Besenbinder durch diese allgemeine Benennung im Range gewinnet; und die Milbe mehr wird, da sie im Verzeichnisse der Thiere steht. 2. So haben auch unsere Vorfahren diese Wör- ter verstanden. Werken hieß so viel als ar- beiten und verfertigen, welches Wort sich in noch mehrern Zusammensetzungen erhalten hat; z. B. Werkstelle, Werktisch, Feuerwerk, Feu- erwerker. 3. Also Künste, welche sich nicht mit Verarbei- tung der Naturalien beschäftigen, gehören auch nicht hieher, gesetzt auch, daß man ih- nen eine handwerkmässige Einrichtung gege- ben hätte. Jch lasse also Jagdkunst, Reit- kunst u. s. w. unter dem allgemeinen Namen der Künste; andere mögen sie eintheilen, und durch Namen unterscheiden. 4. Gewerb heißt ein jedes Geschäft, welches in der Absicht getrieben wird, um dadurch Un- terhalt zu gewinnen. Jrre ich nicht, so las- sen sich alle Gewerbe unter folgende Abthei- lungen bringen. 1. Landwirthschaft. Viehzucht, Pflanzenbau. 2. Berg-
Einleitung. §. 2. richtet wird. Jedes Handwerk iſt eine Kunſt,aber nicht jede Kunſt iſt ein Handwerk; ſonſt waͤren Billardſpiel und Whiſk Handwerke. Aber der Uhrmacher, der Seidenweber, der Bildgießer, ‒ ‒ ‒ der Beſenbinder, der Ver- fertiger der Maͤuſefallen, ſind Handwerker. Erſtere werden durch dieſe Benennung ſo we- nig erniedrigt, ſo wenig der Naturaliſt die Menſchheit entehret, wenn er die Menſchen Thiere nennet; ſo wenig als der Beſenbinder durch dieſe allgemeine Benennung im Range gewinnet; und die Milbe mehr wird, da ſie im Verzeichniſſe der Thiere ſteht. 2. So haben auch unſere Vorfahren dieſe Woͤr- ter verſtanden. Werken hieß ſo viel als ar- beiten und verfertigen, welches Wort ſich in noch mehrern Zuſammenſetzungen erhalten hat; z. B. Werkſtelle, Werktiſch, Feuerwerk, Feu- erwerker. 3. Alſo Kuͤnſte, welche ſich nicht mit Verarbei- tung der Naturalien beſchaͤftigen, gehoͤren auch nicht hieher, geſetzt auch, daß man ih- nen eine handwerkmaͤſſige Einrichtung gege- ben haͤtte. Jch laſſe alſo Jagdkunſt, Reit- kunſt u. ſ. w. unter dem allgemeinen Namen der Kuͤnſte; andere moͤgen ſie eintheilen, und durch Namen unterſcheiden. 4. Gewerb heißt ein jedes Geſchaͤft, welches in der Abſicht getrieben wird, um dadurch Un- terhalt zu gewinnen. Jrre ich nicht, ſo laſ- ſen ſich alle Gewerbe unter folgende Abthei- lungen bringen. 1. Landwirthſchaft. Viehzucht, Pflanzenbau. 2. Berg-
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <div n="2"> <list> <item><pb facs="#f0026" n="II"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung.</hi> §. 2.</fw><lb/> richtet wird. Jedes Handwerk iſt eine Kunſt,<lb/> aber nicht jede Kunſt iſt ein Handwerk; ſonſt<lb/> waͤren Billardſpiel und Whiſk Handwerke.<lb/> Aber der Uhrmacher, der Seidenweber, der<lb/> Bildgießer, ‒ ‒ ‒ der Beſenbinder, der Ver-<lb/> fertiger der Maͤuſefallen, ſind Handwerker.<lb/> Erſtere werden durch dieſe Benennung ſo we-<lb/> nig erniedrigt, ſo wenig der Naturaliſt die<lb/> Menſchheit entehret, wenn er die Menſchen<lb/> Thiere nennet; ſo wenig als der Beſenbinder<lb/> durch dieſe allgemeine Benennung im Range<lb/> gewinnet; und die Milbe mehr wird, da ſie<lb/> im Verzeichniſſe der Thiere ſteht.</item><lb/> <item>2. So haben auch unſere Vorfahren dieſe Woͤr-<lb/> ter verſtanden. <hi rendition="#fr">Werken</hi> hieß ſo viel als ar-<lb/> beiten und verfertigen, welches Wort ſich in<lb/> noch mehrern Zuſammenſetzungen erhalten hat;<lb/> z. B. Werkſtelle, Werktiſch, Feuerwerk, Feu-<lb/> erwerker.</item><lb/> <item>3. Alſo Kuͤnſte, welche ſich nicht mit Verarbei-<lb/> tung der Naturalien beſchaͤftigen, gehoͤren<lb/> auch nicht hieher, geſetzt auch, daß man ih-<lb/> nen eine handwerkmaͤſſige Einrichtung gege-<lb/> ben haͤtte. Jch laſſe alſo Jagdkunſt, Reit-<lb/> kunſt u. ſ. w. unter dem allgemeinen Namen<lb/> der Kuͤnſte; andere moͤgen ſie eintheilen, und<lb/> durch Namen unterſcheiden.</item><lb/> <item>4. <hi rendition="#fr">Gewerb</hi> heißt ein jedes Geſchaͤft, welches in<lb/> der Abſicht getrieben wird, um dadurch Un-<lb/> terhalt zu gewinnen. Jrre ich nicht, ſo laſ-<lb/> ſen ſich alle Gewerbe unter folgende Abthei-<lb/> lungen bringen.</item><lb/> <item> <list> <item>1. <hi rendition="#fr">Landwirthſchaft.</hi></item><lb/> <item>Viehzucht, Pflanzenbau.</item><lb/> <fw place="bottom" type="catch">2. <hi rendition="#fr">Berg-</hi></fw><lb/> </list> </item> </list> </div> </div> </front> </text> </TEI> [II/0026]
Einleitung. §. 2.
richtet wird. Jedes Handwerk iſt eine Kunſt,
aber nicht jede Kunſt iſt ein Handwerk; ſonſt
waͤren Billardſpiel und Whiſk Handwerke.
Aber der Uhrmacher, der Seidenweber, der
Bildgießer, ‒ ‒ ‒ der Beſenbinder, der Ver-
fertiger der Maͤuſefallen, ſind Handwerker.
Erſtere werden durch dieſe Benennung ſo we-
nig erniedrigt, ſo wenig der Naturaliſt die
Menſchheit entehret, wenn er die Menſchen
Thiere nennet; ſo wenig als der Beſenbinder
durch dieſe allgemeine Benennung im Range
gewinnet; und die Milbe mehr wird, da ſie
im Verzeichniſſe der Thiere ſteht.
2. So haben auch unſere Vorfahren dieſe Woͤr-
ter verſtanden. Werken hieß ſo viel als ar-
beiten und verfertigen, welches Wort ſich in
noch mehrern Zuſammenſetzungen erhalten hat;
z. B. Werkſtelle, Werktiſch, Feuerwerk, Feu-
erwerker.
3. Alſo Kuͤnſte, welche ſich nicht mit Verarbei-
tung der Naturalien beſchaͤftigen, gehoͤren
auch nicht hieher, geſetzt auch, daß man ih-
nen eine handwerkmaͤſſige Einrichtung gege-
ben haͤtte. Jch laſſe alſo Jagdkunſt, Reit-
kunſt u. ſ. w. unter dem allgemeinen Namen
der Kuͤnſte; andere moͤgen ſie eintheilen, und
durch Namen unterſcheiden.
4. Gewerb heißt ein jedes Geſchaͤft, welches in
der Abſicht getrieben wird, um dadurch Un-
terhalt zu gewinnen. Jrre ich nicht, ſo laſ-
ſen ſich alle Gewerbe unter folgende Abthei-
lungen bringen.
1. Landwirthſchaft.
Viehzucht, Pflanzenbau.
2. Berg-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |