Häute, welche biegsameres, geschmeidi- geres und dünneres Leder werden sollen, wer- den zum Abhaaren eingekalkt, oder in den Kalkäscher, hernach zum Treiben oder Auf- schwellen, in eine schwächere Farbe, und auf eine kürzere Zeit in Lohgruben gebracht.
1. Um entweder eine geistige oder saure Gährung in den Häuten hervorzubringen, bedient man sich verschiedener Materialien; z. B. der Ger- ste in England, des Roggens in Siebendür- gen, des Habermehls in Rusland, der Kley- en in Frankreich, des Honigs und der Feigen in der Levante, des Tauben- und Hühnerkoths in England, des Hundekoths, Album graecum, in der Levante und in Frankreich beym Saffian.
2. Der Kalk leistet bey den Gerbereyen mannig- faltigen Nutzen. Er kan, nach dem er ange- wendet wird, Fäulung erregen und aufhalten. Er reinigt die Häute vom übermässigen Fette, und schleimichten Wesen; er trocknet sie aus, und macht sie weißer.
§. 10.
Schmalleder oder Fahlleder wird, nach dieser Bearbeitung, mit Thran und Talg ein- geschmiert, mit den Füßen gewalket, gebro- chen, auf dem Falzbocke mit dem Falzeisen gefalzet, das ist, dünner geschabt; wenn es Narben haben soll, mit dem Krispelholze
gekris-
L 4
I. Lohgerberey. §. 9. 10.
§. 9.
Haͤute, welche biegſameres, geſchmeidi- geres und duͤnneres Leder werden ſollen, wer- den zum Abhaaren eingekalkt, oder in den Kalkaͤſcher, hernach zum Treiben oder Auf- ſchwellen, in eine ſchwaͤchere Farbe, und auf eine kuͤrzere Zeit in Lohgruben gebracht.
1. Um entweder eine geiſtige oder ſaure Gaͤhrung in den Haͤuten hervorzubringen, bedient man ſich verſchiedener Materialien; z. B. der Ger- ſte in England, des Roggens in Siebenduͤr- gen, des Habermehls in Rusland, der Kley- en in Frankreich, des Honigs und der Feigen in der Levante, des Tauben- und Huͤhnerkoths in England, des Hundekoths, Album graecum, in der Levante und in Frankreich beym Saffian.
2. Der Kalk leiſtet bey den Gerbereyen mannig- faltigen Nutzen. Er kan, nach dem er ange- wendet wird, Faͤulung erregen und aufhalten. Er reinigt die Haͤute vom uͤbermaͤſſigen Fette, und ſchleimichten Weſen; er trocknet ſie aus, und macht ſie weißer.
§. 10.
Schmalleder oder Fahlleder wird, nach dieſer Bearbeitung, mit Thran und Talg ein- geſchmiert, mit den Fuͤßen gewalket, gebro- chen, auf dem Falzbocke mit dem Falzeiſen gefalzet, das iſt, duͤnner geſchabt; wenn es Narben haben ſoll, mit dem Krispelholze
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I. Lohgerberey. §. 9. 10.
§. 9.
Haͤute, welche biegſameres, geſchmeidi-
geres und duͤnneres Leder werden ſollen, wer-
den zum Abhaaren eingekalkt, oder in den
Kalkaͤſcher, hernach zum Treiben oder Auf-
ſchwellen, in eine ſchwaͤchere Farbe, und auf
eine kuͤrzere Zeit in Lohgruben gebracht.
1. Um entweder eine geiſtige oder ſaure Gaͤhrung
in den Haͤuten hervorzubringen, bedient man
ſich verſchiedener Materialien; z. B. der Ger-
ſte in England, des Roggens in Siebenduͤr-
gen, des Habermehls in Rusland, der Kley-
en in Frankreich, des Honigs und der Feigen
in der Levante, des Tauben- und Huͤhnerkoths
in England, des Hundekoths, Album graecum,
in der Levante und in Frankreich beym Saffian.
2. Der Kalk leiſtet bey den Gerbereyen mannig-
faltigen Nutzen. Er kan, nach dem er ange-
wendet wird, Faͤulung erregen und aufhalten.
Er reinigt die Haͤute vom uͤbermaͤſſigen Fette,
und ſchleimichten Weſen; er trocknet ſie aus,
und macht ſie weißer.
§. 10.
Schmalleder oder Fahlleder wird, nach
dieſer Bearbeitung, mit Thran und Talg ein-
geſchmiert, mit den Fuͤßen gewalket, gebro-
chen, auf dem Falzbocke mit dem Falzeiſen
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/227>, abgerufen am 18.07.2024.
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