Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Wollenfärberey. §. 6.
es auch keine allgemeine Proben der Aechtheit,
sondern besondere für die schwarze, beson-
dere für Scharlach u. s. w.
3. Gemeiniglich eignen sich die Franzosen die Be-
stimmung dieses Unterschieds der Farben zu,
den sie durch die Wörter: teindre en grand
teint, en bon teint,
und teindre en petit, en
faux teint,
ausdrücken. Aber er gehört den
Venetianern, die im Anfange des 16ten Jahr-
hunderts in der Färberey schon weiter gekom-
men waren, als die Franzosen am Ende des
17ten. Colbert hat freylich diese Kunst in
Frankreich in die Höhe gebracht, aber ihr
Schöpfer ist er nicht. Sowohl in dem be-
rühmten Edicte vom Jahre 1669, wodurch
die Schön- und Schlechtfärber getrennet wur-
den, und besondere Gesetze erhielten, als auch
in dem auf Colberts Befehl gedruckten Bu-
che: Le teinturier parfait, dessen Verfasser
Albo heissen soll, hat man ein italienisches
Buch zum Grunde gelegt, welches jetzt zu
den seltensten gehört. Der Titel ist: Plictho
dell'arte de' Tentori, che insegna tenger pan-
ni, tele, bambasi, e sede si per l'arthe mag-
giore, come per la comune.
Es ist zu Vene-
dig
im Jahre 1548 bey Augustino Bindoni ge-
druckt; ich finde aber auch eine Ausgabe vom
Jahre 1540 in 4. angeführt. Das erste Wort
schreiben einige Plycto, andere Pletho, noch
andere Plieto, und sehen es für den Namen
des Verfassers an; aber dieser hieß Giovan-
Ventura Rosetti,
nante sich Provisionato nel-
lo Arsenal
(oder wie man jetzt sagt, provigio-
nato dell'Arsenale
); er hatte ganz Jtalien
durchgereiset, um den damaligen Zustand der
Färberey kennen zu lernen, und schrieb auf
öffentliche Erlaubniß. Er unterscheidet über-
all
Wollenfaͤrberey. §. 6.
es auch keine allgemeine Proben der Aechtheit,
ſondern beſondere fuͤr die ſchwarze, beſon-
dere fuͤr Scharlach u. ſ. w.
3. Gemeiniglich eignen ſich die Franzoſen die Be-
ſtimmung dieſes Unterſchieds der Farben zu,
den ſie durch die Woͤrter: teindre en grand
teint, en bon teint,
und teindre en petit, en
faux teint,
ausdruͤcken. Aber er gehoͤrt den
Venetianern, die im Anfange des 16ten Jahr-
hunderts in der Faͤrberey ſchon weiter gekom-
men waren, als die Franzoſen am Ende des
17ten. Colbert hat freylich dieſe Kunſt in
Frankreich in die Hoͤhe gebracht, aber ihr
Schoͤpfer iſt er nicht. Sowohl in dem be-
ruͤhmten Edicte vom Jahre 1669, wodurch
die Schoͤn- und Schlechtfaͤrber getrennet wur-
den, und beſondere Geſetze erhielten, als auch
in dem auf Colberts Befehl gedruckten Bu-
che: Le teinturier parfait, deſſen Verfaſſer
Albo heiſſen ſoll, hat man ein italieniſches
Buch zum Grunde gelegt, welches jetzt zu
den ſeltenſten gehoͤrt. Der Titel iſt: Plictho
dell’arte de’ Tentori, che inſegna tenger pan-
ni, tele, bambaſi, e ſede ſi per l’arthe mag-
giore, come per la comune.
Es iſt zu Vene-
dig
im Jahre 1548 bey Auguſtino Bindoni ge-
druckt; ich finde aber auch eine Ausgabe vom
Jahre 1540 in 4. angefuͤhrt. Das erſte Wort
ſchreiben einige Plycto, andere Pletho, noch
andere Plieto, und ſehen es fuͤr den Namen
des Verfaſſers an; aber dieſer hieß Giovan-
Ventura Roſetti,
nante ſich Proviſionato nel-
lo Arſenal
(oder wie man jetzt ſagt, provigio-
nato dell’Arſenale
); er hatte ganz Jtalien
durchgereiſet, um den damaligen Zuſtand der
Faͤrberey kennen zu lernen, und ſchrieb auf
oͤffentliche Erlaubniß. Er unterſcheidet uͤber-
all
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item><pb facs="#f0119" n="59"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wollenfa&#x0364;rberey.</hi> §. 6.</fw><lb/>
es auch keine allgemeine Proben der Aechtheit,<lb/>
&#x017F;ondern be&#x017F;ondere fu&#x0364;r die &#x017F;chwarze, be&#x017F;on-<lb/>
dere fu&#x0364;r Scharlach u. &#x017F;. w.</item><lb/>
            <item>3. Gemeiniglich eignen &#x017F;ich die Franzo&#x017F;en die Be-<lb/>
&#x017F;timmung die&#x017F;es Unter&#x017F;chieds der Farben zu,<lb/>
den &#x017F;ie durch die Wo&#x0364;rter: <hi rendition="#aq">teindre en grand<lb/>
teint, en bon teint,</hi> und <hi rendition="#aq">teindre en petit, en<lb/>
faux teint,</hi> ausdru&#x0364;cken. Aber er geho&#x0364;rt den<lb/>
Venetianern, die im Anfange des 16ten Jahr-<lb/>
hunderts in der Fa&#x0364;rberey &#x017F;chon weiter gekom-<lb/>
men waren, als die Franzo&#x017F;en am Ende des<lb/>
17ten. <hi rendition="#fr">Colbert</hi> hat freylich die&#x017F;e Kun&#x017F;t in<lb/>
Frankreich in die Ho&#x0364;he gebracht, aber ihr<lb/>
Scho&#x0364;pfer i&#x017F;t er nicht. Sowohl in dem be-<lb/>
ru&#x0364;hmten Edicte vom Jahre 1669, wodurch<lb/>
die Scho&#x0364;n- und Schlechtfa&#x0364;rber getrennet wur-<lb/>
den, und be&#x017F;ondere Ge&#x017F;etze erhielten, als auch<lb/>
in dem auf <hi rendition="#fr">Colberts</hi> Befehl gedruckten Bu-<lb/>
che: <hi rendition="#aq">Le teinturier parfait,</hi> de&#x017F;&#x017F;en Verfa&#x017F;&#x017F;er<lb/><hi rendition="#fr">Albo</hi> hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll, hat man ein italieni&#x017F;ches<lb/>
Buch zum Grunde gelegt, welches jetzt zu<lb/>
den &#x017F;elten&#x017F;ten geho&#x0364;rt. Der Titel i&#x017F;t: <hi rendition="#aq">Plictho<lb/>
dell&#x2019;arte de&#x2019; Tentori, che in&#x017F;egna tenger pan-<lb/>
ni, tele, bamba&#x017F;i, e &#x017F;ede &#x017F;i per l&#x2019;arthe mag-<lb/>
giore, come per la comune.</hi> Es i&#x017F;t zu <hi rendition="#fr">Vene-<lb/>
dig</hi> im Jahre 1548 bey <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tino Bindoni</hi> ge-<lb/>
druckt; ich finde aber auch eine Ausgabe vom<lb/>
Jahre 1540 in 4. angefu&#x0364;hrt. Das er&#x017F;te Wort<lb/>
&#x017F;chreiben einige <hi rendition="#aq">Plycto,</hi> andere <hi rendition="#aq">Pletho,</hi> noch<lb/>
andere <hi rendition="#aq">Plieto,</hi> und &#x017F;ehen es fu&#x0364;r den Namen<lb/>
des Verfa&#x017F;&#x017F;ers an; aber die&#x017F;er hieß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Giovan-<lb/>
Ventura Ro&#x017F;etti,</hi></hi> nante &#x017F;ich <hi rendition="#aq">Provi&#x017F;ionato nel-<lb/>
lo Ar&#x017F;enal</hi> (oder wie man jetzt &#x017F;agt, <hi rendition="#aq">provigio-<lb/>
nato dell&#x2019;Ar&#x017F;enale</hi>); er hatte ganz Jtalien<lb/>
durchgerei&#x017F;et, um den damaligen Zu&#x017F;tand der<lb/>
Fa&#x0364;rberey kennen zu lernen, und &#x017F;chrieb auf<lb/>
o&#x0364;ffentliche Erlaubniß. Er unter&#x017F;cheidet u&#x0364;ber-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">all</fw><lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0119] Wollenfaͤrberey. §. 6. es auch keine allgemeine Proben der Aechtheit, ſondern beſondere fuͤr die ſchwarze, beſon- dere fuͤr Scharlach u. ſ. w. 3. Gemeiniglich eignen ſich die Franzoſen die Be- ſtimmung dieſes Unterſchieds der Farben zu, den ſie durch die Woͤrter: teindre en grand teint, en bon teint, und teindre en petit, en faux teint, ausdruͤcken. Aber er gehoͤrt den Venetianern, die im Anfange des 16ten Jahr- hunderts in der Faͤrberey ſchon weiter gekom- men waren, als die Franzoſen am Ende des 17ten. Colbert hat freylich dieſe Kunſt in Frankreich in die Hoͤhe gebracht, aber ihr Schoͤpfer iſt er nicht. Sowohl in dem be- ruͤhmten Edicte vom Jahre 1669, wodurch die Schoͤn- und Schlechtfaͤrber getrennet wur- den, und beſondere Geſetze erhielten, als auch in dem auf Colberts Befehl gedruckten Bu- che: Le teinturier parfait, deſſen Verfaſſer Albo heiſſen ſoll, hat man ein italieniſches Buch zum Grunde gelegt, welches jetzt zu den ſeltenſten gehoͤrt. Der Titel iſt: Plictho dell’arte de’ Tentori, che inſegna tenger pan- ni, tele, bambaſi, e ſede ſi per l’arthe mag- giore, come per la comune. Es iſt zu Vene- dig im Jahre 1548 bey Auguſtino Bindoni ge- druckt; ich finde aber auch eine Ausgabe vom Jahre 1540 in 4. angefuͤhrt. Das erſte Wort ſchreiben einige Plycto, andere Pletho, noch andere Plieto, und ſehen es fuͤr den Namen des Verfaſſers an; aber dieſer hieß Giovan- Ventura Roſetti, nante ſich Proviſionato nel- lo Arſenal (oder wie man jetzt ſagt, provigio- nato dell’Arſenale); er hatte ganz Jtalien durchgereiſet, um den damaligen Zuſtand der Faͤrberey kennen zu lernen, und ſchrieb auf oͤffentliche Erlaubniß. Er unterſcheidet uͤber- all

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/119
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/119>, abgerufen am 03.05.2024.