Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Dritter Abschnitt. H. Gleditsch diese Nutzung durch Versuche er-wiesen. S. Physikal. ökonom. Biblioth. II. S. 397. §. 7. Nach dem Farben wird der Hut gewaschen, 1. Zum Steifen der Hüte dient auch der Schleim verschiedener Samen, z. B. von Leinsamen, Quittenkörnern und Flöhsamen, Plantago psyl- lium 167, der meistens aus dem südlichen Frankreich in unsere Officinen kömt. 2. Der älteste Filzhut, von dem man Nachricht hat, ist der, den Karl VII. König von Frank- reich, beym Einzuge in Rouen, trug. Unter Franz I war er noch eine spitze Filzmütze, auf die der Adel sein Wapen sticken ließ. Kayser Karl V trug einen kleinen mit Sammet über- zogenen Hut, den er, als er 1547 seine Ar- mee musterte, und es regnete, abnahm, da- mit er nicht naß würde. Die ältesten Jn- nungsartikel der französischen Hutmacher sind von Heinrich III im Jahre 1578 bestätigt. Der anfänglich herunter hängende Rand der Hüte war im Kriege, beym Gebrauche des Gewehrs, und Werfung der Granaten unbe- quem, daher ward er erst zweymal, hernach dreymal aufgeschlagen. Die Folge der man- nigfaltigen Aenderungen, welche die Mode, zum
Dritter Abſchnitt. H. Gleditſch dieſe Nutzung durch Verſuche er-wieſen. S. Phyſikal. oͤkonom. Biblioth. II. S. 397. §. 7. Nach dem Farben wird der Hut gewaſchen, 1. Zum Steifen der Huͤte dient auch der Schleim verſchiedener Samen, z. B. von Leinſamen, Quittenkoͤrnern und Floͤhſamen, Plantago pſyl- lium 167, der meiſtens aus dem ſuͤdlichen Frankreich in unſere Officinen koͤmt. 2. Der aͤlteſte Filzhut, von dem man Nachricht hat, iſt der, den Karl VII. Koͤnig von Frank- reich, beym Einzuge in Rouen, trug. Unter Franz I war er noch eine ſpitze Filzmuͤtze, auf die der Adel ſein Wapen ſticken ließ. Kayſer Karl V trug einen kleinen mit Sammet uͤber- zogenen Hut, den er, als er 1547 ſeine Ar- mee muſterte, und es regnete, abnahm, da- mit er nicht naß wuͤrde. Die aͤlteſten Jn- nungsartikel der franzoͤſiſchen Hutmacher ſind von Heinrich III im Jahre 1578 beſtaͤtigt. Der anfaͤnglich herunter haͤngende Rand der Huͤte war im Kriege, beym Gebrauche des Gewehrs, und Werfung der Granaten unbe- quem, daher ward er erſt zweymal, hernach dreymal aufgeſchlagen. Die Folge der man- nigfaltigen Aenderungen, welche die Mode, zum
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Dritter Abſchnitt.
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S. 397.
§. 7.
Nach dem Farben wird der Hut gewaſchen,
getrocknet, mit Leim und Hauſenblaſen geſtei-
fet, uͤber einer heißen Kupfertafel eingedun-
ſtet, gebuͤrſtet, mit etwas Oehl und Gum-
miwaſſer geglaͤnzet, gebuͤgelt, gefuͤttert und
aufgeſtutzt.
1. Zum Steifen der Huͤte dient auch der Schleim
verſchiedener Samen, z. B. von Leinſamen,
Quittenkoͤrnern und Floͤhſamen, Plantago pſyl-
lium 167, der meiſtens aus dem ſuͤdlichen
Frankreich in unſere Officinen koͤmt.
2. Der aͤlteſte Filzhut, von dem man Nachricht
hat, iſt der, den Karl VII. Koͤnig von Frank-
reich, beym Einzuge in Rouen, trug. Unter
Franz I war er noch eine ſpitze Filzmuͤtze, auf
die der Adel ſein Wapen ſticken ließ. Kayſer
Karl V trug einen kleinen mit Sammet uͤber-
zogenen Hut, den er, als er 1547 ſeine Ar-
mee muſterte, und es regnete, abnahm, da-
mit er nicht naß wuͤrde. Die aͤlteſten Jn-
nungsartikel der franzoͤſiſchen Hutmacher ſind
von Heinrich III im Jahre 1578 beſtaͤtigt.
Der anfaͤnglich herunter haͤngende Rand der
Huͤte war im Kriege, beym Gebrauche des
Gewehrs, und Werfung der Granaten unbe-
quem, daher ward er erſt zweymal, hernach
dreymal aufgeſchlagen. Die Folge der man-
nigfaltigen Aenderungen, welche die Mode,
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