Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Hutmacherey §. 6. Vitriol, Galläpfel, Gummi von inländischenBäumen, auch wohl etwas Spangrün und Schmack. 1. Spangrün halten die Hutmacher in England und Frankreich, auch größtentheils in Deutsch- land, zu ihrer Farbe, die so schwarz und dau- erhaft, als irgend eine andere ist, für noth- wendig. Gewiß ist es auch, daß die andere salinische Substanz vom Kupfer, nämlich der blaue Vitriol, sehr viel zur Dauerhaftigkeit der Farben beyträgt; vielleicht ist es also der Mü- he werth, auch Spangrün bey mehrern Far- ben zu versuchen. 2. Die Hüte, welche aus England nach Jamai- ka, und in andere südliche Jnseln gehn, wer- den nicht gefärbt, sondern bleiben weiß. Die rothen Cardinalshüte werden fast alle in Eng- land gemacht, weil die Franzosen nicht die Kunst wissen, dem Biberhaar eine so glänzen- de Farbe zu geben, als diese Hüte haben sol- len. Das Stück kömt in England auf fünf bis sechs Guineen. Die rothen Filzmützen zu den Turbanen der Türken, werden jetzt in Or- leans und Marseille gemacht. 3. Seit wenigen Jahren hat man aus Frankreich sehr glänzende feine Hüte, unter dem Namen seidene Hüte, erhalten, die ihren Glanz, nach der wahrscheinlichen Vermuthung des H. Schrebers, von der Seidenpflanze, Asclepias syriaca, haben. Gewiß ist, daß der Baret- macher Larouviere, im Jahre 1757 ein Pri- vilegium zur Verarbeitung der Seidenpflanze zu Flanel, Felbel und andern Zeugen erhal- ten hat. Aber schon im Jahre 1746 hatte H. D 2
Hutmacherey §. 6. Vitriol, Gallaͤpfel, Gummi von inlaͤndiſchenBaͤumen, auch wohl etwas Spangruͤn und Schmack. 1. Spangruͤn halten die Hutmacher in England und Frankreich, auch groͤßtentheils in Deutſch- land, zu ihrer Farbe, die ſo ſchwarz und dau- erhaft, als irgend eine andere iſt, fuͤr noth- wendig. Gewiß iſt es auch, daß die andere ſaliniſche Subſtanz vom Kupfer, naͤmlich der blaue Vitriol, ſehr viel zur Dauerhaftigkeit der Farben beytraͤgt; vielleicht iſt es alſo der Muͤ- he werth, auch Spangruͤn bey mehrern Far- ben zu verſuchen. 2. Die Huͤte, welche aus England nach Jamai- ka, und in andere ſuͤdliche Jnſeln gehn, wer- den nicht gefaͤrbt, ſondern bleiben weiß. Die rothen Cardinalshuͤte werden faſt alle in Eng- land gemacht, weil die Franzoſen nicht die Kunſt wiſſen, dem Biberhaar eine ſo glaͤnzen- de Farbe zu geben, als dieſe Huͤte haben ſol- len. Das Stuͤck koͤmt in England auf fuͤnf bis ſechs Guineen. Die rothen Filzmuͤtzen zu den Turbanen der Tuͤrken, werden jetzt in Or- leans und Marſeille gemacht. 3. Seit wenigen Jahren hat man aus Frankreich ſehr glaͤnzende feine Huͤte, unter dem Namen ſeidene Huͤte, erhalten, die ihren Glanz, nach der wahrſcheinlichen Vermuthung des H. Schrebers, von der Seidenpflanze, Asclepias ſyriaca, haben. Gewiß iſt, daß der Baret- macher Larouviere, im Jahre 1757 ein Pri- vilegium zur Verarbeitung der Seidenpflanze zu Flanel, Felbel und andern Zeugen erhal- ten hat. Aber ſchon im Jahre 1746 hatte H. D 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0111" n="51"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hutmacherey</hi> §. 6.</fw><lb/> Vitriol, Gallaͤpfel, Gummi von inlaͤndiſchen<lb/> Baͤumen, auch wohl etwas Spangruͤn und<lb/> Schmack.</p><lb/> <list> <item>1. Spangruͤn halten die Hutmacher in England<lb/> und Frankreich, auch groͤßtentheils in Deutſch-<lb/> land, zu ihrer Farbe, die ſo ſchwarz und dau-<lb/> erhaft, als irgend eine andere iſt, fuͤr noth-<lb/> wendig. Gewiß iſt es auch, daß die andere<lb/> ſaliniſche Subſtanz vom Kupfer, naͤmlich der<lb/> blaue Vitriol, ſehr viel zur Dauerhaftigkeit der<lb/> Farben beytraͤgt; vielleicht iſt es alſo der Muͤ-<lb/> he werth, auch Spangruͤn bey mehrern Far-<lb/> ben zu verſuchen.</item><lb/> <item>2. Die Huͤte, welche aus England nach Jamai-<lb/> ka, und in andere ſuͤdliche Jnſeln gehn, wer-<lb/> den nicht gefaͤrbt, ſondern bleiben weiß. Die<lb/> rothen Cardinalshuͤte werden faſt alle in Eng-<lb/> land gemacht, weil die Franzoſen nicht die<lb/> Kunſt wiſſen, dem Biberhaar eine ſo glaͤnzen-<lb/> de Farbe zu geben, als dieſe Huͤte haben ſol-<lb/> len. Das Stuͤck koͤmt in England auf fuͤnf<lb/> bis ſechs Guineen. Die rothen Filzmuͤtzen zu<lb/> den Turbanen der Tuͤrken, werden jetzt in Or-<lb/> leans und Marſeille gemacht.</item><lb/> <item>3. Seit wenigen Jahren hat man aus Frankreich<lb/> ſehr glaͤnzende feine Huͤte, unter dem Namen<lb/><hi rendition="#fr">ſeidene</hi> Huͤte, erhalten, die ihren Glanz, nach<lb/> der wahrſcheinlichen Vermuthung des H.<lb/><hi rendition="#fr">Schrebers,</hi> von der Seidenpflanze, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Asclepias<lb/> ſyriaca,</hi></hi> haben. Gewiß iſt, daß der Baret-<lb/> macher <hi rendition="#fr">Larouviere,</hi> im Jahre 1757 ein Pri-<lb/> vilegium zur Verarbeitung der Seidenpflanze<lb/> zu Flanel, Felbel und andern Zeugen erhal-<lb/> ten hat. Aber ſchon im Jahre 1746 hatte<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><fw place="bottom" type="catch">H.</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </body> </text> </TEI> [51/0111]
Hutmacherey §. 6.
Vitriol, Gallaͤpfel, Gummi von inlaͤndiſchen
Baͤumen, auch wohl etwas Spangruͤn und
Schmack.
1. Spangruͤn halten die Hutmacher in England
und Frankreich, auch groͤßtentheils in Deutſch-
land, zu ihrer Farbe, die ſo ſchwarz und dau-
erhaft, als irgend eine andere iſt, fuͤr noth-
wendig. Gewiß iſt es auch, daß die andere
ſaliniſche Subſtanz vom Kupfer, naͤmlich der
blaue Vitriol, ſehr viel zur Dauerhaftigkeit der
Farben beytraͤgt; vielleicht iſt es alſo der Muͤ-
he werth, auch Spangruͤn bey mehrern Far-
ben zu verſuchen.
2. Die Huͤte, welche aus England nach Jamai-
ka, und in andere ſuͤdliche Jnſeln gehn, wer-
den nicht gefaͤrbt, ſondern bleiben weiß. Die
rothen Cardinalshuͤte werden faſt alle in Eng-
land gemacht, weil die Franzoſen nicht die
Kunſt wiſſen, dem Biberhaar eine ſo glaͤnzen-
de Farbe zu geben, als dieſe Huͤte haben ſol-
len. Das Stuͤck koͤmt in England auf fuͤnf
bis ſechs Guineen. Die rothen Filzmuͤtzen zu
den Turbanen der Tuͤrken, werden jetzt in Or-
leans und Marſeille gemacht.
3. Seit wenigen Jahren hat man aus Frankreich
ſehr glaͤnzende feine Huͤte, unter dem Namen
ſeidene Huͤte, erhalten, die ihren Glanz, nach
der wahrſcheinlichen Vermuthung des H.
Schrebers, von der Seidenpflanze, Asclepias
ſyriaca, haben. Gewiß iſt, daß der Baret-
macher Larouviere, im Jahre 1757 ein Pri-
vilegium zur Verarbeitung der Seidenpflanze
zu Flanel, Felbel und andern Zeugen erhal-
ten hat. Aber ſchon im Jahre 1746 hatte
H.
D 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/111 |
Zitationshilfe: | Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/111>, abgerufen am 16.02.2025. |