Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Dritter Abschnitt. 2. Die gebeitzten Felle trocknet man gemeiniglich in kleinen Kammern, die man mit Kohlen er- wärmet, weil aber die sauren Dünste der Schwärze der gefärbten Hüte, die ebenfals in dieser Kammer getrocknet werden, schaden, so trocknet einer unserer geschicktesten Hutma- cher, H. Malpel, erstere im Ofen unter dem Walkkessel, den er zu dem Ende, gleich nach dem Walken, von Kohlen und Asche reinigen läßt. 3. Die enthaarten Felle werden von Täschnern, Schuhmachern, Siebmachern, auch Leimko- chern genutzt. 4. Die Franzosen sagen, ihre Hutmacher hätten die Beitze erfunden; nach der thörichten Ver- jagung der Ketzer, sey sie den Engländern be- kannt geworden; darauf hätten die Französi- schen Hutmacher das Geheimniß ganz verloh- ren, bis einer von ihnen, namens Mathien, im Anfange dieses Jahrhunderts, es wieder in England erlernt, und wieder in Paris für Geld bekannt gemacht hätte. Aber derglei- chen Behauptungen erlauben sich die Franzo- sen bey vielen Erfindungen der Engländer. §. 3. Die gebeitzten und abgeschnittenen Haare 1. Der Fachbogen ist keine Europäische Erfin- dung; denn in China und in der Levante hat man
Dritter Abſchnitt. 2. Die gebeitzten Felle trocknet man gemeiniglich in kleinen Kammern, die man mit Kohlen er- waͤrmet, weil aber die ſauren Duͤnſte der Schwaͤrze der gefaͤrbten Huͤte, die ebenfals in dieſer Kammer getrocknet werden, ſchaden, ſo trocknet einer unſerer geſchickteſten Hutma- cher, H. Malpel, erſtere im Ofen unter dem Walkkeſſel, den er zu dem Ende, gleich nach dem Walken, von Kohlen und Aſche reinigen laͤßt. 3. Die enthaarten Felle werden von Taͤſchnern, Schuhmachern, Siebmachern, auch Leimko- chern genutzt. 4. Die Franzoſen ſagen, ihre Hutmacher haͤtten die Beitze erfunden; nach der thoͤrichten Ver- jagung der Ketzer, ſey ſie den Englaͤndern be- kannt geworden; darauf haͤtten die Franzoͤſi- ſchen Hutmacher das Geheimniß ganz verloh- ren, bis einer von ihnen, namens Mathien, im Anfange dieſes Jahrhunderts, es wieder in England erlernt, und wieder in Paris fuͤr Geld bekannt gemacht haͤtte. Aber derglei- chen Behauptungen erlauben ſich die Franzo- ſen bey vielen Erfindungen der Englaͤnder. §. 3. Die gebeitzten und abgeſchnittenen Haare 1. Der Fachbogen iſt keine Europaͤiſche Erfin- dung; denn in China und in der Levante hat man
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Dritter Abſchnitt.
2. Die gebeitzten Felle trocknet man gemeiniglich
in kleinen Kammern, die man mit Kohlen er-
waͤrmet, weil aber die ſauren Duͤnſte der
Schwaͤrze der gefaͤrbten Huͤte, die ebenfals in
dieſer Kammer getrocknet werden, ſchaden,
ſo trocknet einer unſerer geſchickteſten Hutma-
cher, H. Malpel, erſtere im Ofen unter dem
Walkkeſſel, den er zu dem Ende, gleich nach
dem Walken, von Kohlen und Aſche reinigen
laͤßt.
3. Die enthaarten Felle werden von Taͤſchnern,
Schuhmachern, Siebmachern, auch Leimko-
chern genutzt.
4. Die Franzoſen ſagen, ihre Hutmacher haͤtten
die Beitze erfunden; nach der thoͤrichten Ver-
jagung der Ketzer, ſey ſie den Englaͤndern be-
kannt geworden; darauf haͤtten die Franzoͤſi-
ſchen Hutmacher das Geheimniß ganz verloh-
ren, bis einer von ihnen, namens Mathien,
im Anfange dieſes Jahrhunderts, es wieder
in England erlernt, und wieder in Paris fuͤr
Geld bekannt gemacht haͤtte. Aber derglei-
chen Behauptungen erlauben ſich die Franzo-
ſen bey vielen Erfindungen der Englaͤnder.
§. 3.
Die gebeitzten und abgeſchnittenen Haare
werden ſortiret, nach gehoͤriger Vermiſchung
geſchlagen, kartetſchet, zu Huͤten abgewo-
gen, und mit dem Fachbogen voͤllig gemiſcht,
zerfaͤſert oder gefachet.
1. Der Fachbogen iſt keine Europaͤiſche Erfin-
dung; denn in China und in der Levante hat
man
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