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Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860.

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bald naß und feucht oder trocken und dürr haben; wir legen
Steine, Schiefer, Holz auf den Boden; ja wollen erst zwischen
dem Boden und unsere Wohnung eine Schicht Luft haben. Der
schöne Boden der Natur ist eben nicht so gesund für uns, als
er schön ist. Jn der großen Wohnung, der Welt, sind an die
Wände schöne Porträte und Bilder ausgehängt. Das wollen
wir auch in unserer kleinen Wohnung haben. Wir wollen auch
etwas Schönes zum Ansehen und dazwischen eine Schraube, daß
wir einen Rock gut aufhängen können. Jn der Natur draußen
thun wir unsere Arbeit, wie die Natur dazu eingerichtet ist.
Da übt die Natur einen Einfluß auf uns. Wo Silber in den
Bergen ist, gräbt man Silber oder wo nur Kohle ist, Kohlen.
An Meeresufern sucht man Fische; in warmen Sümpfen baut
man Reis. Bei der Wohnung ist das anders, die bedingt
nicht unsere Arbeit; im Gegentheil, unsere Wohnung richtet sich
nach unserer Arbeit. Also unsere Wohnung soll endlich auch
so beschaffen sein, daß sie uns den Betrieb unserer Geschäfte
erleichtert.

Wie muß jetzt unsere kleine Wohnung beschaffen sein, daß
es uns wohl darin ist, daß wir so gern drin sind als in der
großen Wohnung Welt? daß wir so leicht drin athmen, so ge-
sund und blühend sind als draußen? ja mit einem rechten Be-
hagen zum Fenster hinausblicken, wenn es draußen schneit und
stürmt, wie es heute am 31. März thut und vielleicht noch
manchmal im April thun wird?

Wir haben hier an Verschiedenes zu denken: an neue
Häuser, die wir erst bauen wollen; an alte Häuser, die wir
bereits bewohnen, aber die nicht sind, wie sie sein sollten; und
endlich an Häuser, die nicht unser sind, an Miethswoh-
nungen, an denen man, weil man nur Miether ist, nicht Luft
hat viel zu verändern und an denen man auch, weil es der
Eigenthümer nicht litte, nicht zu viel herumdoctern darf. Auf
alle diese drei Fälle müssen wir hier Rücksicht nehmen. Zuerst
nehmen wir das Schönste an, daß wir eine neue Wohnung
bauen können, also nichts als brav Geld in der Tasche haben
und einen schönen Platz auslesen können. Also das erste nach
dem Geld wird die Lage sein.

bald naß und feucht oder trocken und dürr haben; wir legen
Steine, Schiefer, Holz auf den Boden; ja wollen erſt zwiſchen
dem Boden und unſere Wohnung eine Schicht Luft haben. Der
ſchöne Boden der Natur iſt eben nicht ſo geſund für uns, als
er ſchön iſt. Jn der großen Wohnung, der Welt, ſind an die
Wände ſchöne Porträte und Bilder ausgehängt. Das wollen
wir auch in unſerer kleinen Wohnung haben. Wir wollen auch
etwas Schönes zum Anſehen und dazwiſchen eine Schraube, daß
wir einen Rock gut aufhängen können. Jn der Natur draußen
thun wir unſere Arbeit, wie die Natur dazu eingerichtet iſt.
Da übt die Natur einen Einfluß auf uns. Wo Silber in den
Bergen iſt, gräbt man Silber oder wo nur Kohle iſt, Kohlen.
An Meeresufern ſucht man Fiſche; in warmen Sümpfen baut
man Reis. Bei der Wohnung iſt das anders, die bedingt
nicht unſere Arbeit; im Gegentheil, unſere Wohnung richtet ſich
nach unſerer Arbeit. Alſo unſere Wohnung ſoll endlich auch
ſo beſchaffen ſein, daß ſie uns den Betrieb unſerer Geſchäfte
erleichtert.

Wie muß jetzt unſere kleine Wohnung beſchaffen ſein, daß
es uns wohl darin iſt, daß wir ſo gern drin ſind als in der
großen Wohnung Welt? daß wir ſo leicht drin athmen, ſo ge-
ſund und blühend ſind als draußen? ja mit einem rechten Be-
hagen zum Fenſter hinausblicken, wenn es draußen ſchneit und
ſtürmt, wie es heute am 31. März thut und vielleicht noch
manchmal im April thun wird?

Wir haben hier an Verſchiedenes zu denken: an neue
Häuſer, die wir erſt bauen wollen; an alte Häuſer, die wir
bereits bewohnen, aber die nicht ſind, wie ſie ſein ſollten; und
endlich an Häuſer, die nicht unſer ſind, an Miethswoh-
nungen, an denen man, weil man nur Miether iſt, nicht Luft
hat viel zu verändern und an denen man auch, weil es der
Eigenthümer nicht litte, nicht zu viel herumdoctern darf. Auf
alle dieſe drei Fälle müſſen wir hier Rückſicht nehmen. Zuerſt
nehmen wir das Schönſte an, daß wir eine neue Wohnung
bauen können, alſo nichts als brav Geld in der Taſche haben
und einen ſchönen Platz ausleſen können. Alſo das erſte nach
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[32/0032] bald naß und feucht oder trocken und dürr haben; wir legen Steine, Schiefer, Holz auf den Boden; ja wollen erſt zwiſchen dem Boden und unſere Wohnung eine Schicht Luft haben. Der ſchöne Boden der Natur iſt eben nicht ſo geſund für uns, als er ſchön iſt. Jn der großen Wohnung, der Welt, ſind an die Wände ſchöne Porträte und Bilder ausgehängt. Das wollen wir auch in unſerer kleinen Wohnung haben. Wir wollen auch etwas Schönes zum Anſehen und dazwiſchen eine Schraube, daß wir einen Rock gut aufhängen können. Jn der Natur draußen thun wir unſere Arbeit, wie die Natur dazu eingerichtet iſt. Da übt die Natur einen Einfluß auf uns. Wo Silber in den Bergen iſt, gräbt man Silber oder wo nur Kohle iſt, Kohlen. An Meeresufern ſucht man Fiſche; in warmen Sümpfen baut man Reis. Bei der Wohnung iſt das anders, die bedingt nicht unſere Arbeit; im Gegentheil, unſere Wohnung richtet ſich nach unſerer Arbeit. Alſo unſere Wohnung ſoll endlich auch ſo beſchaffen ſein, daß ſie uns den Betrieb unſerer Geſchäfte erleichtert. Wie muß jetzt unſere kleine Wohnung beſchaffen ſein, daß es uns wohl darin iſt, daß wir ſo gern drin ſind als in der großen Wohnung Welt? daß wir ſo leicht drin athmen, ſo ge- ſund und blühend ſind als draußen? ja mit einem rechten Be- hagen zum Fenſter hinausblicken, wenn es draußen ſchneit und ſtürmt, wie es heute am 31. März thut und vielleicht noch manchmal im April thun wird? Wir haben hier an Verſchiedenes zu denken: an neue Häuſer, die wir erſt bauen wollen; an alte Häuſer, die wir bereits bewohnen, aber die nicht ſind, wie ſie ſein ſollten; und endlich an Häuſer, die nicht unſer ſind, an Miethswoh- nungen, an denen man, weil man nur Miether iſt, nicht Luft hat viel zu verändern und an denen man auch, weil es der Eigenthümer nicht litte, nicht zu viel herumdoctern darf. Auf alle dieſe drei Fälle müſſen wir hier Rückſicht nehmen. Zuerſt nehmen wir das Schönſte an, daß wir eine neue Wohnung bauen können, alſo nichts als brav Geld in der Taſche haben und einen ſchönen Platz ausleſen können. Alſo das erſte nach dem Geld wird die Lage ſein.

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Zitationshilfe: Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becker_arbeiter_1860/32>, abgerufen am 24.11.2024.