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Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860.

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Die Sterblichkeit in London ist in den besten Quartieren 13
auf 1000, in den schlechtesten 26; in den Musterwohnungen
starben während der drei Jahre 1850-53 13--14 auf 1000.
Jm Jahr 1853 gab es auf die gesammte Bevölkerung, die in
London in diesen Musterwohnungen war, auf 1343 zehn Todte,
was ein Durchschnittsverhältniß von 7--8 auf 1000 giebt. Unter
dieser Bevölkerung waren 490 Kinder unter 10 Jahren. Fünfe
davon starben, was ein Verhältniß giebt von 10 auf 1000,
während im gleichen Jahre in ganz London die Sterblichkeit
der Kinder 46 auf 1000 war. Jn Bezug auf andere Krank-
heiten kamen die nervösen Fieber, die so heftige Zerstörungen
anrichten, in diesen Musterwohnungen gar nicht vor. Die
Sterblichkeit in den bedeutendern europäischen Städten ist fol-
gende; in London 25 auf 1000, in Berlin 25, in Turin 26,
in Paris 28, in Genua 31, in Lyon 33, in Hamburg 36, in
Moskau 38, in Stockholm 39, in Petersburg 41, in Wien 49.
Jn den verschiedenen europäischen Ländern: in England 23 auf
1000, in Dänemark 23, in Frankreich 23--24, in Holland 24,
in Schweden 24, in Preußen 28, in Sardinien 30, in Oest-
reich 31, in Rußland 36. Jn fünf Jahren war die mittlere
Sterblichkeit in den Musterwohnungen in London 8 auf 1000!
Und diese Musterwohnungen stehen zum großen Theil in Gegen-
den, in denen die mittlere Sterblichkeit 27--28 auf 1000 ist.
Dr. Southwood Smith sagt: 'Wenn ganz London ebenso ge-
sund gewesen wäre, wie diese Musterwohnungen, so hätten jähr-
lich 23,000 Menschenleben erspart werden können.' Eine Be-
rechnung, welche die erschreckende Behauptung des Londoner
Gesundheitsbeamten M. Simon rechtfertigt, daß von den 52,000
Todten, welche der jährliche Tribut der großbritannischen Haupt-
stadt sind, die Hälfte durch Mittel gerettet werden könnten,
die in unserer Hand liegen, und daß die Zahl der schnell ver-
laufenden oder schleichenden Krankheiten, welche durch Nachläßig-
keit verursacht werden, außer aller Berechnung stehe.

"Mit der Verbesserung der Gesundheit ist die Verbesserung
der sittlichen Zustände Hand in Hand gegangen. Der Unmäßige
ist mäßig geworden, der Fahrläßige ordnungsliebend. Keine
Klage über Verbrechen oder Unordnung ist gegen irgend einen

Die Sterblichkeit in London iſt in den beſten Quartieren 13
auf 1000, in den ſchlechteſten 26; in den Muſterwohnungen
ſtarben während der drei Jahre 1850‒53 13—14 auf 1000.
Jm Jahr 1853 gab es auf die geſammte Bevölkerung, die in
London in dieſen Muſterwohnungen war, auf 1343 zehn Todte,
was ein Durchſchnittsverhältniß von 7—8 auf 1000 giebt. Unter
dieſer Bevölkerung waren 490 Kinder unter 10 Jahren. Fünfe
davon ſtarben, was ein Verhältniß giebt von 10 auf 1000,
während im gleichen Jahre in ganz London die Sterblichkeit
der Kinder 46 auf 1000 war. Jn Bezug auf andere Krank-
heiten kamen die nervöſen Fieber, die ſo heftige Zerſtörungen
anrichten, in dieſen Muſterwohnungen gar nicht vor. Die
Sterblichkeit in den bedeutendern europäiſchen Städten iſt fol-
gende; in London 25 auf 1000, in Berlin 25, in Turin 26,
in Paris 28, in Genua 31, in Lyon 33, in Hamburg 36, in
Moskau 38, in Stockholm 39, in Petersburg 41, in Wien 49.
Jn den verſchiedenen europäiſchen Ländern: in England 23 auf
1000, in Dänemark 23, in Frankreich 23—24, in Holland 24,
in Schweden 24, in Preußen 28, in Sardinien 30, in Oeſt-
reich 31, in Rußland 36. Jn fünf Jahren war die mittlere
Sterblichkeit in den Muſterwohnungen in London 8 auf 1000!
Und dieſe Muſterwohnungen ſtehen zum großen Theil in Gegen-
den, in denen die mittlere Sterblichkeit 27—28 auf 1000 iſt.
Dr. Southwood Smith ſagt: ‛Wenn ganz London ebenſo ge-
ſund geweſen wäre, wie dieſe Muſterwohnungen, ſo hätten jähr-
lich 23,000 Menſchenleben erſpart werden können.’ Eine Be-
rechnung, welche die erſchreckende Behauptung des Londoner
Geſundheitsbeamten M. Simon rechtfertigt, daß von den 52,000
Todten, welche der jährliche Tribut der großbritanniſchen Haupt-
ſtadt ſind, die Hälfte durch Mittel gerettet werden könnten,
die in unſerer Hand liegen, und daß die Zahl der ſchnell ver-
laufenden oder ſchleichenden Krankheiten, welche durch Nachläßig-
keit verurſacht werden, außer aller Berechnung ſtehe.

„Mit der Verbeſſerung der Geſundheit iſt die Verbeſſerung
der ſittlichen Zuſtände Hand in Hand gegangen. Der Unmäßige
iſt mäßig geworden, der Fahrläßige ordnungsliebend. Keine
Klage über Verbrechen oder Unordnung iſt gegen irgend einen

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[22/0022] Die Sterblichkeit in London iſt in den beſten Quartieren 13 auf 1000, in den ſchlechteſten 26; in den Muſterwohnungen ſtarben während der drei Jahre 1850‒53 13—14 auf 1000. Jm Jahr 1853 gab es auf die geſammte Bevölkerung, die in London in dieſen Muſterwohnungen war, auf 1343 zehn Todte, was ein Durchſchnittsverhältniß von 7—8 auf 1000 giebt. Unter dieſer Bevölkerung waren 490 Kinder unter 10 Jahren. Fünfe davon ſtarben, was ein Verhältniß giebt von 10 auf 1000, während im gleichen Jahre in ganz London die Sterblichkeit der Kinder 46 auf 1000 war. Jn Bezug auf andere Krank- heiten kamen die nervöſen Fieber, die ſo heftige Zerſtörungen anrichten, in dieſen Muſterwohnungen gar nicht vor. Die Sterblichkeit in den bedeutendern europäiſchen Städten iſt fol- gende; in London 25 auf 1000, in Berlin 25, in Turin 26, in Paris 28, in Genua 31, in Lyon 33, in Hamburg 36, in Moskau 38, in Stockholm 39, in Petersburg 41, in Wien 49. Jn den verſchiedenen europäiſchen Ländern: in England 23 auf 1000, in Dänemark 23, in Frankreich 23—24, in Holland 24, in Schweden 24, in Preußen 28, in Sardinien 30, in Oeſt- reich 31, in Rußland 36. Jn fünf Jahren war die mittlere Sterblichkeit in den Muſterwohnungen in London 8 auf 1000! Und dieſe Muſterwohnungen ſtehen zum großen Theil in Gegen- den, in denen die mittlere Sterblichkeit 27—28 auf 1000 iſt. Dr. Southwood Smith ſagt: ‛Wenn ganz London ebenſo ge- ſund geweſen wäre, wie dieſe Muſterwohnungen, ſo hätten jähr- lich 23,000 Menſchenleben erſpart werden können.’ Eine Be- rechnung, welche die erſchreckende Behauptung des Londoner Geſundheitsbeamten M. Simon rechtfertigt, daß von den 52,000 Todten, welche der jährliche Tribut der großbritanniſchen Haupt- ſtadt ſind, die Hälfte durch Mittel gerettet werden könnten, die in unſerer Hand liegen, und daß die Zahl der ſchnell ver- laufenden oder ſchleichenden Krankheiten, welche durch Nachläßig- keit verurſacht werden, außer aller Berechnung ſtehe. „Mit der Verbeſſerung der Geſundheit iſt die Verbeſſerung der ſittlichen Zuſtände Hand in Hand gegangen. Der Unmäßige iſt mäßig geworden, der Fahrläßige ordnungsliebend. Keine Klage über Verbrechen oder Unordnung iſt gegen irgend einen

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Zitationshilfe: Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becker_arbeiter_1860/22>, abgerufen am 21.11.2024.