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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Grossbritannien.
116 Kilotonnen Giessereiroheisen über See, während 198 Kilotonnen
nach England verführt wurden.

Die Roheisenverschiffungen aus Cleveland betrugen in Kilotonnen:

[Tabelle]

Gegenüber der Ausfuhr erscheint die Einfuhr von Eisen und
Stahl nach Grossbritannien nicht bedeutend. Im Jahre 1872 1) betrug
sie 130 Kilotonnen gegenüber einer Ausfuhr von 3383 Kilotonnen =
3,8 Prozent; 1873 117 Kilotonnen = 3,9 Prozent dem Gewichte nach.
1896 für £ 5303000 gegen eine Ausfuhr von £ 44352000 = nahezu
12 Prozent dem Werte nach. Die Einfuhr von Eisen- und Stahl-
waren, wie von Maschinen ist im Zunehmen, ihr Wert betrug 1896 für
£ 40377, 1898 für £ 6639000.

Es ist ein grossartiges Bild der Entwickelung, welches uns die
Fortschritte der britischen Eisenindustrie seit 1870 entrollen. Die volle
Würdigung desselben wird leicht beeinträchtigt durch den Hinblick
auf den noch grossartigeren Aufschwung der Eisenindustrie der Ver-
einigten Staaten in dieser Zeit.

Betrachtet man aber die Geschichte des Eisens in Grossbritannien
in den drei Jahrzenten für sich und unbefangen, so muss man nicht
nur die Leistungen und Erfolge, sondern auch das eifrige Streben
einer grossen Anzahl ausgezeichneter Metallurgen anerkennen. Wenn
einige hervorragende unter diesen, wie Sir William Siemens und
John Gjers, eingewanderte Ausländer waren, so macht dies nichts
aus, und England nennt sie mit Recht die Ihrigen, da ihre Thätigkeit
und Erfindungen in England und für die englische Eisenindustrie
gemacht wurden.

Es herrscht in dieser Periode ein ganz anderer Geist wie früher
in der britischen Eisenindustrie, der Geist wissenschaftlichen Forschens,
theoretischer Begründung. Früher war der "practical man" alles,
seine Erfahrung galt für viel wertvoller als alle Theorie. Heute,
nachdem das Alte gefallen ist und Neuem Platz gemacht hat, weiss
man auch in England den Wert wissenschaftlicher Bildung zu schätzen.
Es ist sehr beachtenswert, eine wie grosse Zahl hochgebildeter, vor-
züglicher Metallurgen in den letzten 30 Jahren in England aufgetaucht

1) 1871 war ein abnormes Jahr; damals erreichte die Einfuhr die Höhe von
528147 Tonnen = 16,6 Prozent.

Groſsbritannien.
116 Kilotonnen Gieſsereiroheisen über See, während 198 Kilotonnen
nach England verführt wurden.

Die Roheisenverschiffungen aus Cleveland betrugen in Kilotonnen:

[Tabelle]

Gegenüber der Ausfuhr erscheint die Einfuhr von Eisen und
Stahl nach Groſsbritannien nicht bedeutend. Im Jahre 1872 1) betrug
sie 130 Kilotonnen gegenüber einer Ausfuhr von 3383 Kilotonnen =
3,8 Prozent; 1873 117 Kilotonnen = 3,9 Prozent dem Gewichte nach.
1896 für £ 5303000 gegen eine Ausfuhr von £ 44352000 = nahezu
12 Prozent dem Werte nach. Die Einfuhr von Eisen- und Stahl-
waren, wie von Maschinen ist im Zunehmen, ihr Wert betrug 1896 für
£ 40377, 1898 für £ 6639000.

Es ist ein groſsartiges Bild der Entwickelung, welches uns die
Fortschritte der britischen Eisenindustrie seit 1870 entrollen. Die volle
Würdigung desselben wird leicht beeinträchtigt durch den Hinblick
auf den noch groſsartigeren Aufschwung der Eisenindustrie der Ver-
einigten Staaten in dieser Zeit.

Betrachtet man aber die Geschichte des Eisens in Groſsbritannien
in den drei Jahrzenten für sich und unbefangen, so muſs man nicht
nur die Leistungen und Erfolge, sondern auch das eifrige Streben
einer groſsen Anzahl ausgezeichneter Metallurgen anerkennen. Wenn
einige hervorragende unter diesen, wie Sir William Siemens und
John Gjers, eingewanderte Ausländer waren, so macht dies nichts
aus, und England nennt sie mit Recht die Ihrigen, da ihre Thätigkeit
und Erfindungen in England und für die englische Eisenindustrie
gemacht wurden.

Es herrscht in dieser Periode ein ganz anderer Geist wie früher
in der britischen Eisenindustrie, der Geist wissenschaftlichen Forschens,
theoretischer Begründung. Früher war der „practical man“ alles,
seine Erfahrung galt für viel wertvoller als alle Theorie. Heute,
nachdem das Alte gefallen ist und Neuem Platz gemacht hat, weiſs
man auch in England den Wert wissenschaftlicher Bildung zu schätzen.
Es ist sehr beachtenswert, eine wie groſse Zahl hochgebildeter, vor-
züglicher Metallurgen in den letzten 30 Jahren in England aufgetaucht

1) 1871 war ein abnormes Jahr; damals erreichte die Einfuhr die Höhe von
528147 Tonnen = 16,6 Prozent.
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[955/0971] Groſsbritannien. 116 Kilotonnen Gieſsereiroheisen über See, während 198 Kilotonnen nach England verführt wurden. Die Roheisenverschiffungen aus Cleveland betrugen in Kilotonnen: Gegenüber der Ausfuhr erscheint die Einfuhr von Eisen und Stahl nach Groſsbritannien nicht bedeutend. Im Jahre 1872 1) betrug sie 130 Kilotonnen gegenüber einer Ausfuhr von 3383 Kilotonnen = 3,8 Prozent; 1873 117 Kilotonnen = 3,9 Prozent dem Gewichte nach. 1896 für £ 5303000 gegen eine Ausfuhr von £ 44352000 = nahezu 12 Prozent dem Werte nach. Die Einfuhr von Eisen- und Stahl- waren, wie von Maschinen ist im Zunehmen, ihr Wert betrug 1896 für £ 40377, 1898 für £ 6639000. Es ist ein groſsartiges Bild der Entwickelung, welches uns die Fortschritte der britischen Eisenindustrie seit 1870 entrollen. Die volle Würdigung desselben wird leicht beeinträchtigt durch den Hinblick auf den noch groſsartigeren Aufschwung der Eisenindustrie der Ver- einigten Staaten in dieser Zeit. Betrachtet man aber die Geschichte des Eisens in Groſsbritannien in den drei Jahrzenten für sich und unbefangen, so muſs man nicht nur die Leistungen und Erfolge, sondern auch das eifrige Streben einer groſsen Anzahl ausgezeichneter Metallurgen anerkennen. Wenn einige hervorragende unter diesen, wie Sir William Siemens und John Gjers, eingewanderte Ausländer waren, so macht dies nichts aus, und England nennt sie mit Recht die Ihrigen, da ihre Thätigkeit und Erfindungen in England und für die englische Eisenindustrie gemacht wurden. Es herrscht in dieser Periode ein ganz anderer Geist wie früher in der britischen Eisenindustrie, der Geist wissenschaftlichen Forschens, theoretischer Begründung. Früher war der „practical man“ alles, seine Erfahrung galt für viel wertvoller als alle Theorie. Heute, nachdem das Alte gefallen ist und Neuem Platz gemacht hat, weiſs man auch in England den Wert wissenschaftlicher Bildung zu schätzen. Es ist sehr beachtenswert, eine wie groſse Zahl hochgebildeter, vor- züglicher Metallurgen in den letzten 30 Jahren in England aufgetaucht 1) 1871 war ein abnormes Jahr; damals erreichte die Einfuhr die Höhe von 528147 Tonnen = 16,6 Prozent.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 955. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/971>, abgerufen am 23.11.2024.