Konvertern für eine Produktion von 10000 Tonnen Flussstahl, das andere zu Wischaw von der Glasgow-Eisengesellschaft mit drei 7-Tonnen-Kon- vertern. Gilchrist, Teilhaber der North-Eastern Steel Co. zu Middles- borough hatte 1885 auf der Erfindungsausstellung zu London Proben der verschiedenen Stadien des Thomasprozesses mit chemischen Analysen vorgeführt. Die Stahlhütte der Gesellschaft besass damals vier 12-Tonnen-Konverter. Ein Konverter machte 17 Chargen in 24 Stunden. Ein Birnenfutter hielt 50 bis 70, ein Boden 7 bis 15 Chargen aus. Der Einsatz bestand aus 25 Zentner weissem Roheisen und 7 bis 15 Zentner Kalk als Zuschlag. Den Wind lieferten zwei stehende Gebläsemaschinen von 600 P.S. Man nahm Eisen- und Schlacken- proben bei jeder Charge. Der basische Prozess lieferte ein sehr weiches Flusseisen, das sich namentlich gut für Bleche eignete, die auch im Schiffsbau bereits zur Verwendung kamen. Dennoch verbot der englische Lloyd im Jahre 1885 noch die Verwendung von Thomas- stahlblechen, die indes wenige Jahre später freigegeben wurde. Das weiche Flusseisenblech führte sich dagegen im Handwerk, besonders bei den Klempnern rasch ein, wie es denn auch bei der Weissblech- fabrikation ausgedehnte Verwendung fand. In der Kleinbessemerei war der basische Betrieb durch Auskleidung der Clapp-Griffith-Konverter mit basischem Futter ebenfalls zur Einführung gelangt und war das damit erzielte Produkt der Kleinbessemerei für Bleche besonders beliebt.
1888 erfand Darby zu Brymbo sein Rückkohlungsverfahren mit Kohlenstaub.
Eine glänzende Entwickelung nahm die Fabrikation des Herd- flussstahls, des Siemens-Martin-Prozesses. Karl Wilhelm Siemens, oder nach englischer Bezeichnung Sir William Charles Siemens1), der an der Erfindung dieses Verfahrens wesentlich beteiligt war, dasselbe als selbständige Grossindustrie ausgebildet und in Gross- britannien mit dauerndem Erfolg eingeführt hatte, starb am 19. No-
1)Karl Wilhelm Siemens wurde am 4. April 1823 zu Lentha in Han- nover geboren als einer der vier ruhmreichen Brüder (Werner, Wilhelm, Karl und Friedrich), denen die Technik so viel verdankt. Er studierte in Göttingen Chemie, trat aber schon im 19. Jahre in die Stolbergische Maschinenfabrik ein, um sich mit dem Maschinenwesen vertraut zu machen. 1830 ging er nach England, um eine Erfindung seines Bruders Werner zu verwerten, und blieb daselbst. 1847 führte er das Regenerativprinzip bei Dampfmaschinen aus. 1857 erfand er mit seinem Bruder den Regenerativ-Gasofen. 1862 baute er den ersten Stahlschmelzofen zu Durham. Zum Zweck der Flammofen-Stahlbereitung gründete er mit Josia Mason das Stahlwerk zu Landore. Seine weiteren Erfindungen für die Eisen- und Stahlbereitung ergeben sich aus dem Text unserer Geschichte.
Groſsbritannien.
Konvertern für eine Produktion von 10000 Tonnen Fluſsstahl, das andere zu Wischaw von der Glasgow-Eisengesellschaft mit drei 7-Tonnen-Kon- vertern. Gilchrist, Teilhaber der North-Eastern Steel Co. zu Middles- borough hatte 1885 auf der Erfindungsausstellung zu London Proben der verschiedenen Stadien des Thomasprozeſses mit chemischen Analysen vorgeführt. Die Stahlhütte der Gesellschaft besaſs damals vier 12-Tonnen-Konverter. Ein Konverter machte 17 Chargen in 24 Stunden. Ein Birnenfutter hielt 50 bis 70, ein Boden 7 bis 15 Chargen aus. Der Einsatz bestand aus 25 Zentner weiſsem Roheisen und 7 bis 15 Zentner Kalk als Zuschlag. Den Wind lieferten zwei stehende Gebläsemaschinen von 600 P.S. Man nahm Eisen- und Schlacken- proben bei jeder Charge. Der basische Prozeſs lieferte ein sehr weiches Fluſseisen, das sich namentlich gut für Bleche eignete, die auch im Schiffsbau bereits zur Verwendung kamen. Dennoch verbot der englische Lloyd im Jahre 1885 noch die Verwendung von Thomas- stahlblechen, die indes wenige Jahre später freigegeben wurde. Das weiche Fluſseisenblech führte sich dagegen im Handwerk, besonders bei den Klempnern rasch ein, wie es denn auch bei der Weiſsblech- fabrikation ausgedehnte Verwendung fand. In der Kleinbessemerei war der basische Betrieb durch Auskleidung der Clapp-Griffith-Konverter mit basischem Futter ebenfalls zur Einführung gelangt und war das damit erzielte Produkt der Kleinbessemerei für Bleche besonders beliebt.
1888 erfand Darby zu Brymbo sein Rückkohlungsverfahren mit Kohlenstaub.
Eine glänzende Entwickelung nahm die Fabrikation des Herd- fluſsstahls, des Siemens-Martin-Prozesses. Karl Wilhelm Siemens, oder nach englischer Bezeichnung Sir William Charles Siemens1), der an der Erfindung dieses Verfahrens wesentlich beteiligt war, dasselbe als selbständige Groſsindustrie ausgebildet und in Groſs- britannien mit dauerndem Erfolg eingeführt hatte, starb am 19. No-
1)Karl Wilhelm Siemens wurde am 4. April 1823 zu Lentha in Han- nover geboren als einer der vier ruhmreichen Brüder (Werner, Wilhelm, Karl und Friedrich), denen die Technik so viel verdankt. Er studierte in Göttingen Chemie, trat aber schon im 19. Jahre in die Stolbergische Maschinenfabrik ein, um sich mit dem Maschinenwesen vertraut zu machen. 1830 ging er nach England, um eine Erfindung seines Bruders Werner zu verwerten, und blieb daselbst. 1847 führte er das Regenerativprinzip bei Dampfmaschinen aus. 1857 erfand er mit seinem Bruder den Regenerativ-Gasofen. 1862 baute er den ersten Stahlschmelzofen zu Durham. Zum Zweck der Flammofen-Stahlbereitung gründete er mit Josia Mason das Stahlwerk zu Landore. Seine weiteren Erfindungen für die Eisen- und Stahlbereitung ergeben sich aus dem Text unserer Geschichte.
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Groſsbritannien.
Konvertern für eine Produktion von 10000 Tonnen Fluſsstahl, das andere
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vertern. Gilchrist, Teilhaber der North-Eastern Steel Co. zu Middles-
borough hatte 1885 auf der Erfindungsausstellung zu London Proben der
verschiedenen Stadien des Thomasprozeſses mit chemischen Analysen
vorgeführt. Die Stahlhütte der Gesellschaft besaſs damals vier
12-Tonnen-Konverter. Ein Konverter machte 17 Chargen in 24 Stunden.
Ein Birnenfutter hielt 50 bis 70, ein Boden 7 bis 15 Chargen aus.
Der Einsatz bestand aus 25 Zentner weiſsem Roheisen und 7 bis
15 Zentner Kalk als Zuschlag. Den Wind lieferten zwei stehende
Gebläsemaschinen von 600 P.S. Man nahm Eisen- und Schlacken-
proben bei jeder Charge. Der basische Prozeſs lieferte ein sehr
weiches Fluſseisen, das sich namentlich gut für Bleche eignete, die
auch im Schiffsbau bereits zur Verwendung kamen. Dennoch verbot
der englische Lloyd im Jahre 1885 noch die Verwendung von Thomas-
stahlblechen, die indes wenige Jahre später freigegeben wurde. Das
weiche Fluſseisenblech führte sich dagegen im Handwerk, besonders
bei den Klempnern rasch ein, wie es denn auch bei der Weiſsblech-
fabrikation ausgedehnte Verwendung fand. In der Kleinbessemerei war
der basische Betrieb durch Auskleidung der Clapp-Griffith-Konverter
mit basischem Futter ebenfalls zur Einführung gelangt und war das
damit erzielte Produkt der Kleinbessemerei für Bleche besonders
beliebt.
1888 erfand Darby zu Brymbo sein Rückkohlungsverfahren mit
Kohlenstaub.
Eine glänzende Entwickelung nahm die Fabrikation des Herd-
fluſsstahls, des Siemens-Martin-Prozesses. Karl Wilhelm Siemens,
oder nach englischer Bezeichnung Sir William Charles Siemens 1),
der an der Erfindung dieses Verfahrens wesentlich beteiligt war,
dasselbe als selbständige Groſsindustrie ausgebildet und in Groſs-
britannien mit dauerndem Erfolg eingeführt hatte, starb am 19. No-
1) Karl Wilhelm Siemens wurde am 4. April 1823 zu Lentha in Han-
nover geboren als einer der vier ruhmreichen Brüder (Werner, Wilhelm, Karl
und Friedrich), denen die Technik so viel verdankt. Er studierte in Göttingen
Chemie, trat aber schon im 19. Jahre in die Stolbergische Maschinenfabrik ein,
um sich mit dem Maschinenwesen vertraut zu machen. 1830 ging er nach
England, um eine Erfindung seines Bruders Werner zu verwerten, und blieb
daselbst. 1847 führte er das Regenerativprinzip bei Dampfmaschinen aus. 1857
erfand er mit seinem Bruder den Regenerativ-Gasofen. 1862 baute er den ersten
Stahlschmelzofen zu Durham. Zum Zweck der Flammofen-Stahlbereitung gründete
er mit Josia Mason das Stahlwerk zu Landore. Seine weiteren Erfindungen für
die Eisen- und Stahlbereitung ergeben sich aus dem Text unserer Geschichte.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 940. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/956>, abgerufen am 23.11.2024.
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