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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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besserungen der Walzwerke und des Walzwerksbetriebes. Bei den
grossen Schweisseisenpaketen, z. B. für die Schienenfabrikation, war es
nötig, dieselben erst unter Dampfhämmern zu bearbeiten, um sie richtig
zu schweissen. Bei den Flussstahlblöcken war dies nicht erforderlich.
Anfangs verfuhr man allerdings hierbei wie bei dem Schweisseisen
und legte auf das Ausschmieden der Stahlblöcke besonderen Wert.
Bald aber erkannte man, dass das Vorstrecken der Blöcke ebenso gut
unter Walzen geschehen und man der teuren Dampfhämmer entraten
könne. So ging man bei der Fabrikation der Bessemerstahlschienen
in Dowlais zuerst dazu über, die Blöcke in starken Blockwalzwerken
(cogging mills) vorzustrecken oder "vorzublocken". Welche Ersparnis
dadurch herbeigeführt wurde, erhellt daraus, dass, als 1874 dieses
Verfahren von John Brown in Sheffield eingeführt wurde, 200
Hammerarbeiter beschäftigungslos wurden. Von weiteren Verbesse-
rungen bei den Walzwerken in Grossbritannien erwähnen wir die
Friktionskuppelungen für die Reversierwalzwerke an Stelle der früheren
Klauenkuppelungen; eine von Kitson und Chalas 1869 erfundene
wurde auf dem Monkbridge-Eisenwerk bei Leeds eingeführt und
später von B. Walker verbessert. 1871 erhielt Graham Stevenson
ein Patent auf die von ihm erfundene Differential-Friktionskuppelung,
die zu Monkland und Blochairn in Schottland zur Einführung kam.
Das von White angegebene Walzwerk, das auf dem Princip der mit
der Querschnittsverminderung zunehmender Geschwindigkeit hinter-
einander liegender Walzenpaare beruhte, kam 1871 zu Aberdare in
Betrieb. 1892 wurden damit 90 bis 100 Tonnen in 12 Stunden
gewalzt.

Für schwere Arbeit zog man in England im allgemeinen Reversier-
walzwerke den in den Vereinigten Staaten beliebten Triowalzwerken
vor. Ramsbottom in Crewe konstruierte ein Reversierwalzwerk für
schwere Bleche, dessen Walzen 2125 mm lang und 625 mm dick waren.
Die Hydraulik kam auch bei den Arbeitswerkzeugen immer mehr in
Anwendung, wie bei Siemens' Luppenpresse (1874), bei den Press-
hämmern, bei A. R. Browns Walzwerk für Kesselbleche (Engl. Pat.
vom 1. Mai 1875, Nr. 1607), bei Twedells hydraulischer Schere
1878 u. s. w.

Bei der Schienenfabrikation verdrängte der Flussstahl das Puddel-
eisen in dieser Periode gänzlich. Über den Umfang der Schienen-
fabrikation wie über den Eisenhandel Grossbritanniens werden die
statistischen Tafeln am Schlusse des Kapitels die näheren Erläute-
rungen geben. Wir wollen hier nur erwähnen, dass die Gesamt-

Groſsbritannien.
besserungen der Walzwerke und des Walzwerksbetriebes. Bei den
groſsen Schweiſseisenpaketen, z. B. für die Schienenfabrikation, war es
nötig, dieselben erst unter Dampfhämmern zu bearbeiten, um sie richtig
zu schweiſsen. Bei den Fluſsstahlblöcken war dies nicht erforderlich.
Anfangs verfuhr man allerdings hierbei wie bei dem Schweiſseisen
und legte auf das Ausschmieden der Stahlblöcke besonderen Wert.
Bald aber erkannte man, daſs das Vorstrecken der Blöcke ebenso gut
unter Walzen geschehen und man der teuren Dampfhämmer entraten
könne. So ging man bei der Fabrikation der Bessemerstahlschienen
in Dowlais zuerst dazu über, die Blöcke in starken Blockwalzwerken
(cogging mills) vorzustrecken oder „vorzublocken“. Welche Ersparnis
dadurch herbeigeführt wurde, erhellt daraus, daſs, als 1874 dieses
Verfahren von John Brown in Sheffield eingeführt wurde, 200
Hammerarbeiter beschäftigungslos wurden. Von weiteren Verbesse-
rungen bei den Walzwerken in Groſsbritannien erwähnen wir die
Friktionskuppelungen für die Reversierwalzwerke an Stelle der früheren
Klauenkuppelungen; eine von Kitson und Chalas 1869 erfundene
wurde auf dem Monkbridge-Eisenwerk bei Leeds eingeführt und
später von B. Walker verbessert. 1871 erhielt Graham Stevenson
ein Patent auf die von ihm erfundene Differential-Friktionskuppelung,
die zu Monkland und Blochairn in Schottland zur Einführung kam.
Das von White angegebene Walzwerk, das auf dem Princip der mit
der Querschnittsverminderung zunehmender Geschwindigkeit hinter-
einander liegender Walzenpaare beruhte, kam 1871 zu Aberdare in
Betrieb. 1892 wurden damit 90 bis 100 Tonnen in 12 Stunden
gewalzt.

Für schwere Arbeit zog man in England im allgemeinen Reversier-
walzwerke den in den Vereinigten Staaten beliebten Triowalzwerken
vor. Ramsbottom in Crewe konstruierte ein Reversierwalzwerk für
schwere Bleche, dessen Walzen 2125 mm lang und 625 mm dick waren.
Die Hydraulik kam auch bei den Arbeitswerkzeugen immer mehr in
Anwendung, wie bei Siemens’ Luppenpresse (1874), bei den Preſs-
hämmern, bei A. R. Browns Walzwerk für Kesselbleche (Engl. Pat.
vom 1. Mai 1875, Nr. 1607), bei Twedells hydraulischer Schere
1878 u. s. w.

Bei der Schienenfabrikation verdrängte der Fluſsstahl das Puddel-
eisen in dieser Periode gänzlich. Über den Umfang der Schienen-
fabrikation wie über den Eisenhandel Groſsbritanniens werden die
statistischen Tafeln am Schlusse des Kapitels die näheren Erläute-
rungen geben. Wir wollen hier nur erwähnen, daſs die Gesamt-

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[928/0944] Groſsbritannien. besserungen der Walzwerke und des Walzwerksbetriebes. Bei den groſsen Schweiſseisenpaketen, z. B. für die Schienenfabrikation, war es nötig, dieselben erst unter Dampfhämmern zu bearbeiten, um sie richtig zu schweiſsen. Bei den Fluſsstahlblöcken war dies nicht erforderlich. Anfangs verfuhr man allerdings hierbei wie bei dem Schweiſseisen und legte auf das Ausschmieden der Stahlblöcke besonderen Wert. Bald aber erkannte man, daſs das Vorstrecken der Blöcke ebenso gut unter Walzen geschehen und man der teuren Dampfhämmer entraten könne. So ging man bei der Fabrikation der Bessemerstahlschienen in Dowlais zuerst dazu über, die Blöcke in starken Blockwalzwerken (cogging mills) vorzustrecken oder „vorzublocken“. Welche Ersparnis dadurch herbeigeführt wurde, erhellt daraus, daſs, als 1874 dieses Verfahren von John Brown in Sheffield eingeführt wurde, 200 Hammerarbeiter beschäftigungslos wurden. Von weiteren Verbesse- rungen bei den Walzwerken in Groſsbritannien erwähnen wir die Friktionskuppelungen für die Reversierwalzwerke an Stelle der früheren Klauenkuppelungen; eine von Kitson und Chalas 1869 erfundene wurde auf dem Monkbridge-Eisenwerk bei Leeds eingeführt und später von B. Walker verbessert. 1871 erhielt Graham Stevenson ein Patent auf die von ihm erfundene Differential-Friktionskuppelung, die zu Monkland und Blochairn in Schottland zur Einführung kam. Das von White angegebene Walzwerk, das auf dem Princip der mit der Querschnittsverminderung zunehmender Geschwindigkeit hinter- einander liegender Walzenpaare beruhte, kam 1871 zu Aberdare in Betrieb. 1892 wurden damit 90 bis 100 Tonnen in 12 Stunden gewalzt. Für schwere Arbeit zog man in England im allgemeinen Reversier- walzwerke den in den Vereinigten Staaten beliebten Triowalzwerken vor. Ramsbottom in Crewe konstruierte ein Reversierwalzwerk für schwere Bleche, dessen Walzen 2125 mm lang und 625 mm dick waren. Die Hydraulik kam auch bei den Arbeitswerkzeugen immer mehr in Anwendung, wie bei Siemens’ Luppenpresse (1874), bei den Preſs- hämmern, bei A. R. Browns Walzwerk für Kesselbleche (Engl. Pat. vom 1. Mai 1875, Nr. 1607), bei Twedells hydraulischer Schere 1878 u. s. w. Bei der Schienenfabrikation verdrängte der Fluſsstahl das Puddel- eisen in dieser Periode gänzlich. Über den Umfang der Schienen- fabrikation wie über den Eisenhandel Groſsbritanniens werden die statistischen Tafeln am Schlusse des Kapitels die näheren Erläute- rungen geben. Wir wollen hier nur erwähnen, daſs die Gesamt-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 928. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/944>, abgerufen am 23.11.2024.