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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Grossbritannien.

Von grosser Wichtigkeit waren die Vorschläge, die eine Reinigung
des Roheisens, besonders von Phosphor und Silicium, bezweckten. Dies
sollte teils durch das Ofenfutter, teils durch Zusätze erreicht werden.
Von den vielen darauf bezüglichen Patenten erwähnen wir das von
James Henderson, der Flussspat und Eisenoxyd dafür verwendete
(Engl. Pat. 1870, Nr. 1051, 1544, 2940), weil dieses Verfahren eine
ziemlich grosse Verbreitung fand.

Zugleich mit den Puddelöfen und deren Betrieb verbesserte man
auch die Walzwerke, besonders um die Produktion zu steigern. Da diese
Verbesserungen dem Puddeleisen und dem Flusseisen gemeinschaftlich
zu gute kamen, wollen wir sie später bei dem Flusseisen aufführen.

Das meiste Puddeleisen wurde Anfang der siebziger Jahre noch
zu Eisenbahnschienen verarbeitet, obgleich man die Überlegenheit der
Bessemerschienen bereits erkannt hatte. Der hohe Preis und die
geringe Leistungsfähigkeit der Bessemerwerke standen deren all-
gemeiner Verwendung damals noch im Wege.

Zu den grössten Puddelwerken Englands gehörten die von Ebbw
Vale und Dowlais in Süd-Wales; die von Ebbw Vale zählten 173 Puddel-
öfen neben fünf Konvertern und vier Schienenwalzwerke mit einer
Wochenproduktion von 3000 Tonnen, wovon nur 600 Tonnen Stahl-
schienen waren. Die Arbeiterzahl der Eisenwerke der Ebbw Vale-
Gesellschaft betrug 20000. Die Dowlais Iron Company arbeitete mit
160 Puddelöfen, 6 Konvertern und 5 Schienenwalzwerken, wovon 2 Stahl-
schienen walzten; die Arbeiterzahl belief sich auf 12000. Die Puddel-
öfen waren alle einfach mit luftgekühlten Feuerbrücken. Der Roheisen-
satz wog 450 bis 550 engl. Pfund; man machte mit sechs Chargen in
der zwölfstündigen Schicht 30 bis 40 Centner Luppeneisen bei einem
Steinkohlenverbrauch von 16 Centner auf die Tonne. Die Arbeits-
löhne wurden nach dem Gewicht bezahlt, und zwar 8 bis 9 Schilling
auf die Tonne. Jeder Ofen hatte einen Puddler und einen Gehülfen.
Die Arbeit ging verhältnismässig leicht. Das Ausziehen der Luppe
geschah mit einer Zange an einer Kette, die durch einen Haspel
bewegt wurde. Man rechnete den Roheiseneinsatz zu 22/20 des Aus-
bringens, was nur infolge des Zuschlages von pulverisiertem Glaskopf,
der während des Puddelns schaufelweise eingeworfen wurde, möglich
war. Dieser Zusatz beschleunigte die Oxydation des Siliciums, bewirkte
dadurch einen hitzigen Gang, beschleunigte Schlackenabsonderung und
beförderte die Entkohlung. Die Luppen kamen unter Quetschen, die
meistens doppelarmig waren. Auf 16 Puddelöfen kam eine Luppen-

Groſsbritannien.

Von groſser Wichtigkeit waren die Vorschläge, die eine Reinigung
des Roheisens, besonders von Phosphor und Silicium, bezweckten. Dies
sollte teils durch das Ofenfutter, teils durch Zusätze erreicht werden.
Von den vielen darauf bezüglichen Patenten erwähnen wir das von
James Henderson, der Fluſsspat und Eisenoxyd dafür verwendete
(Engl. Pat. 1870, Nr. 1051, 1544, 2940), weil dieses Verfahren eine
ziemlich groſse Verbreitung fand.

Zugleich mit den Puddelöfen und deren Betrieb verbesserte man
auch die Walzwerke, besonders um die Produktion zu steigern. Da diese
Verbesserungen dem Puddeleisen und dem Fluſseisen gemeinschaftlich
zu gute kamen, wollen wir sie später bei dem Fluſseisen aufführen.

Das meiste Puddeleisen wurde Anfang der siebziger Jahre noch
zu Eisenbahnschienen verarbeitet, obgleich man die Überlegenheit der
Bessemerschienen bereits erkannt hatte. Der hohe Preis und die
geringe Leistungsfähigkeit der Bessemerwerke standen deren all-
gemeiner Verwendung damals noch im Wege.

Zu den gröſsten Puddelwerken Englands gehörten die von Ebbw
Vale und Dowlais in Süd-Wales; die von Ebbw Vale zählten 173 Puddel-
öfen neben fünf Konvertern und vier Schienenwalzwerke mit einer
Wochenproduktion von 3000 Tonnen, wovon nur 600 Tonnen Stahl-
schienen waren. Die Arbeiterzahl der Eisenwerke der Ebbw Vale-
Gesellschaft betrug 20000. Die Dowlais Iron Company arbeitete mit
160 Puddelöfen, 6 Konvertern und 5 Schienenwalzwerken, wovon 2 Stahl-
schienen walzten; die Arbeiterzahl belief sich auf 12000. Die Puddel-
öfen waren alle einfach mit luftgekühlten Feuerbrücken. Der Roheisen-
satz wog 450 bis 550 engl. Pfund; man machte mit sechs Chargen in
der zwölfstündigen Schicht 30 bis 40 Centner Luppeneisen bei einem
Steinkohlenverbrauch von 16 Centner auf die Tonne. Die Arbeits-
löhne wurden nach dem Gewicht bezahlt, und zwar 8 bis 9 Schilling
auf die Tonne. Jeder Ofen hatte einen Puddler und einen Gehülfen.
Die Arbeit ging verhältnismäſsig leicht. Das Ausziehen der Luppe
geschah mit einer Zange an einer Kette, die durch einen Haspel
bewegt wurde. Man rechnete den Roheiseneinsatz zu 22/20 des Aus-
bringens, was nur infolge des Zuschlages von pulverisiertem Glaskopf,
der während des Puddelns schaufelweise eingeworfen wurde, möglich
war. Dieser Zusatz beschleunigte die Oxydation des Siliciums, bewirkte
dadurch einen hitzigen Gang, beschleunigte Schlackenabsonderung und
beförderte die Entkohlung. Die Luppen kamen unter Quetschen, die
meistens doppelarmig waren. Auf 16 Puddelöfen kam eine Luppen-

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[916/0932] Groſsbritannien. Von groſser Wichtigkeit waren die Vorschläge, die eine Reinigung des Roheisens, besonders von Phosphor und Silicium, bezweckten. Dies sollte teils durch das Ofenfutter, teils durch Zusätze erreicht werden. Von den vielen darauf bezüglichen Patenten erwähnen wir das von James Henderson, der Fluſsspat und Eisenoxyd dafür verwendete (Engl. Pat. 1870, Nr. 1051, 1544, 2940), weil dieses Verfahren eine ziemlich groſse Verbreitung fand. Zugleich mit den Puddelöfen und deren Betrieb verbesserte man auch die Walzwerke, besonders um die Produktion zu steigern. Da diese Verbesserungen dem Puddeleisen und dem Fluſseisen gemeinschaftlich zu gute kamen, wollen wir sie später bei dem Fluſseisen aufführen. Das meiste Puddeleisen wurde Anfang der siebziger Jahre noch zu Eisenbahnschienen verarbeitet, obgleich man die Überlegenheit der Bessemerschienen bereits erkannt hatte. Der hohe Preis und die geringe Leistungsfähigkeit der Bessemerwerke standen deren all- gemeiner Verwendung damals noch im Wege. Zu den gröſsten Puddelwerken Englands gehörten die von Ebbw Vale und Dowlais in Süd-Wales; die von Ebbw Vale zählten 173 Puddel- öfen neben fünf Konvertern und vier Schienenwalzwerke mit einer Wochenproduktion von 3000 Tonnen, wovon nur 600 Tonnen Stahl- schienen waren. Die Arbeiterzahl der Eisenwerke der Ebbw Vale- Gesellschaft betrug 20000. Die Dowlais Iron Company arbeitete mit 160 Puddelöfen, 6 Konvertern und 5 Schienenwalzwerken, wovon 2 Stahl- schienen walzten; die Arbeiterzahl belief sich auf 12000. Die Puddel- öfen waren alle einfach mit luftgekühlten Feuerbrücken. Der Roheisen- satz wog 450 bis 550 engl. Pfund; man machte mit sechs Chargen in der zwölfstündigen Schicht 30 bis 40 Centner Luppeneisen bei einem Steinkohlenverbrauch von 16 Centner auf die Tonne. Die Arbeits- löhne wurden nach dem Gewicht bezahlt, und zwar 8 bis 9 Schilling auf die Tonne. Jeder Ofen hatte einen Puddler und einen Gehülfen. Die Arbeit ging verhältnismäſsig leicht. Das Ausziehen der Luppe geschah mit einer Zange an einer Kette, die durch einen Haspel bewegt wurde. Man rechnete den Roheiseneinsatz zu 22/20 des Aus- bringens, was nur infolge des Zuschlages von pulverisiertem Glaskopf, der während des Puddelns schaufelweise eingeworfen wurde, möglich war. Dieser Zusatz beschleunigte die Oxydation des Siliciums, bewirkte dadurch einen hitzigen Gang, beschleunigte Schlackenabsonderung und beförderte die Entkohlung. Die Luppen kamen unter Quetschen, die meistens doppelarmig waren. Auf 16 Puddelöfen kam eine Luppen-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 916. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/932>, abgerufen am 23.11.2024.