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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.
schaftliche akademische Bildung, die sie befähigte, auf theoretischem
Wege alle gestellten Aufgaben zu lösen. Diese bessere wissenschaft-
liche Vorbildung der deutschen Eisenhüttenmänner hat einen sehr
segensreichen Einfluss auf die Entwickelung der Eisenindustrie in
Deutschland geübt und am meisten dazu beigetragen, dass Deutsch-
land in dem scharfen Wettbewerbe der Industrievölker die hervor-
ragende Stufe erklomm, die es jetzt einnimmt.

Die Beschickung der Hochöfen war in Deutschland sehr ver-
schiedenartig und wechselnd. Sie erfolgte aber in den sechziger
Jahren schon auf fast allen Eisenhütten nach stöchiometrischen
Principien auf Grund chemischer Analysen der Erze und Zuschläge.
Diese stöchiometrischen Grundsätze, welche auf der richtigen Zu-
sammensetzung der Beschickung zur Erzeugung der für das ge-
wünschte Roheisen geeignetsten Schlacke begründet waren, wurden
damals von Balling, v. Mayrhofer, Lindauer und besonders von
Professor W. Mrazek zu Pribram gründlich bearbeitet. Wir können
auf diese Arbeiten nur verweisen. Nach Lindauer suchte man im
allgemeinen Hochofenschlacken zu erzeugen, die in den Grenzen von
[Formel 1] und [Formel 2]
blieben. Mrazek stellte 1869 umfangreiche Hülfstabellen für stöchio-
metrische Beschickungen auf, die er 1870 noch verbesserte und ver-
einfachte 1).

Die grossartige Entwickelung der Stahlindustrie, namentlich des
Bessemerprozesses stellte auch an den Hochofenbetreib ganz neue An-
forderungen. Das Roheisen für den Bessemerprozess musste
grau bis schwach halbiert sein, 1,5 bis 2 Proz. Silicium und nur sehr
wenig Schwefel und Phosphor enthalten. Nur wenige Erze entsprechen
diesen Anforderungen, darunter am meisten die reinen Magneteisen-
erze Schwedens und in England die reichen Roteisensteine oder
Hämatite von Cumberland.

Durch richtige Gattierung gelang es aber auch in anderen Gegen-
den, namentlich in Deutschland, brauchbare Roheisensorten für den
Bessemerprozess zu erzeugen. Durch manganhaltige Zuschlagerze,
stark basische Beschickung und garen Ofengang war man imstande,
sowohl in Rheinland und Westfalen als in Oberschlesien aus den zur
Verfügung stehenden Erzen ein geeignetes Produkt darzustellen.
Braunsteinhaltige Brauneisensteine, wie sie in verschiedenen Gegenden

1) Siehe Tunners Jahrbuch 1869, S. 282 und 1870, S. 375.

Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.
schaftliche akademische Bildung, die sie befähigte, auf theoretischem
Wege alle gestellten Aufgaben zu lösen. Diese bessere wissenschaft-
liche Vorbildung der deutschen Eisenhüttenmänner hat einen sehr
segensreichen Einfluſs auf die Entwickelung der Eisenindustrie in
Deutschland geübt und am meisten dazu beigetragen, daſs Deutsch-
land in dem scharfen Wettbewerbe der Industrievölker die hervor-
ragende Stufe erklomm, die es jetzt einnimmt.

Die Beschickung der Hochöfen war in Deutschland sehr ver-
schiedenartig und wechselnd. Sie erfolgte aber in den sechziger
Jahren schon auf fast allen Eisenhütten nach stöchiometrischen
Principien auf Grund chemischer Analysen der Erze und Zuschläge.
Diese stöchiometrischen Grundsätze, welche auf der richtigen Zu-
sammensetzung der Beschickung zur Erzeugung der für das ge-
wünschte Roheisen geeignetsten Schlacke begründet waren, wurden
damals von Balling, v. Mayrhofer, Lindauer und besonders von
Professor W. Mrázek zu Přibram gründlich bearbeitet. Wir können
auf diese Arbeiten nur verweisen. Nach Lindauer suchte man im
allgemeinen Hochofenschlacken zu erzeugen, die in den Grenzen von
[Formel 1] und [Formel 2]
blieben. Mrázek stellte 1869 umfangreiche Hülfstabellen für stöchio-
metrische Beschickungen auf, die er 1870 noch verbesserte und ver-
einfachte 1).

Die groſsartige Entwickelung der Stahlindustrie, namentlich des
Bessemerprozesses stellte auch an den Hochofenbetreib ganz neue An-
forderungen. Das Roheisen für den Bessemerprozeſs muſste
grau bis schwach halbiert sein, 1,5 bis 2 Proz. Silicium und nur sehr
wenig Schwefel und Phosphor enthalten. Nur wenige Erze entsprechen
diesen Anforderungen, darunter am meisten die reinen Magneteisen-
erze Schwedens und in England die reichen Roteisensteine oder
Hämatite von Cumberland.

Durch richtige Gattierung gelang es aber auch in anderen Gegen-
den, namentlich in Deutschland, brauchbare Roheisensorten für den
Bessemerprozeſs zu erzeugen. Durch manganhaltige Zuschlagerze,
stark basische Beschickung und garen Ofengang war man imstande,
sowohl in Rheinland und Westfalen als in Oberschlesien aus den zur
Verfügung stehenden Erzen ein geeignetes Produkt darzustellen.
Braunsteinhaltige Brauneisensteine, wie sie in verschiedenen Gegenden

1) Siehe Tunners Jahrbuch 1869, S. 282 und 1870, S. 375.
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[73/0089] Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb. schaftliche akademische Bildung, die sie befähigte, auf theoretischem Wege alle gestellten Aufgaben zu lösen. Diese bessere wissenschaft- liche Vorbildung der deutschen Eisenhüttenmänner hat einen sehr segensreichen Einfluſs auf die Entwickelung der Eisenindustrie in Deutschland geübt und am meisten dazu beigetragen, daſs Deutsch- land in dem scharfen Wettbewerbe der Industrievölker die hervor- ragende Stufe erklomm, die es jetzt einnimmt. Die Beschickung der Hochöfen war in Deutschland sehr ver- schiedenartig und wechselnd. Sie erfolgte aber in den sechziger Jahren schon auf fast allen Eisenhütten nach stöchiometrischen Principien auf Grund chemischer Analysen der Erze und Zuschläge. Diese stöchiometrischen Grundsätze, welche auf der richtigen Zu- sammensetzung der Beschickung zur Erzeugung der für das ge- wünschte Roheisen geeignetsten Schlacke begründet waren, wurden damals von Balling, v. Mayrhofer, Lindauer und besonders von Professor W. Mrázek zu Přibram gründlich bearbeitet. Wir können auf diese Arbeiten nur verweisen. Nach Lindauer suchte man im allgemeinen Hochofenschlacken zu erzeugen, die in den Grenzen von [FORMEL] und [FORMEL] blieben. Mrázek stellte 1869 umfangreiche Hülfstabellen für stöchio- metrische Beschickungen auf, die er 1870 noch verbesserte und ver- einfachte 1). Die groſsartige Entwickelung der Stahlindustrie, namentlich des Bessemerprozesses stellte auch an den Hochofenbetreib ganz neue An- forderungen. Das Roheisen für den Bessemerprozeſs muſste grau bis schwach halbiert sein, 1,5 bis 2 Proz. Silicium und nur sehr wenig Schwefel und Phosphor enthalten. Nur wenige Erze entsprechen diesen Anforderungen, darunter am meisten die reinen Magneteisen- erze Schwedens und in England die reichen Roteisensteine oder Hämatite von Cumberland. Durch richtige Gattierung gelang es aber auch in anderen Gegen- den, namentlich in Deutschland, brauchbare Roheisensorten für den Bessemerprozeſs zu erzeugen. Durch manganhaltige Zuschlagerze, stark basische Beschickung und garen Ofengang war man imstande, sowohl in Rheinland und Westfalen als in Oberschlesien aus den zur Verfügung stehenden Erzen ein geeignetes Produkt darzustellen. Braunsteinhaltige Brauneisensteine, wie sie in verschiedenen Gegenden 1) Siehe Tunners Jahrbuch 1869, S. 282 und 1870, S. 375.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/89>, abgerufen am 23.11.2024.