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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die Drahtfabrikation.
ferner ein Glühtopf, ein Reinigungsapparat und eine Mitnehmevor-
richtung (D. R. P. Nr. 23025, 23026, 23027, 23093).

1880 machte Hughes zuerst darauf aufmerksam, dass der Eisen-
draht durch Beizen an seiner Festigkeit verliert. Diese "Beizbrüchig-
keit" war die Folge einer Aufnahme von Wasserstoff zu einer Art
von Legierung, was A. Ledebur durch Versuche im Jahre 1889 fest-
stellte 1).

William Garrets verbessertes Schnellwalzensystem wurde 1882
von der Cleveland-Walzwerksgesellschaft in Amerika eingeführt und
hierdurch eine grosse Steigerung der Produktion erzielt. Man walzte
dabei den Rohblock durch Vorwalzen und Fertigwalzen, deren Kaliber
durch Röhrenführungen verbunden waren, in 11/2 Hitzen zu fertigem
Draht aus.

In Deutschland baute die Maschinenbau-Aktiengesellschaft, vor-
mals Gebr. Klein in Dahlbruch, 1881 zu Phönix in Laar ein ver-
bessertes Drahtwalzwerk, bestehend aus selbständiger Vorwalze, zwei
Trios zum Auswalzen und einer Fertigwalze, die alle von einer Ver-
bund-Dampfmaschine betrieben wurden. Diese Anordnung fand in
Deutschland vielfach Nachahmung, weshalb es Spannagel als
"deutsches Walzwerk" bezeichnete. -- Böcker in Schalke 2) arbeitete
mit zwei gegenüberliegenden Walzenstrassen, wobei zwei Stiche, wie
bei dem kontinuierlichen Walzwerk, selbstthätig vorgingen, während
die anderen Stiche durch Umführungen bewirkt wurden.

1882 liess sich Gustav Erkenzweig in Hagen eine selbstthätige
Umstechvorrichtung patentieren (D. R. P. Nr. 21498).

Durch die Verwendung des Flussstahls nahm die Stahldraht-
fabrikation zu Anfang der achtziger Jahre einen grossen Aufschwung,
während sich die Erzeugung von Schweisseisendraht noch ziemlich
gleich blieb, sie betrug 1880 222322 Tonnen, 1883 214000 Tonnen,
während die Stahldrahterzeugung von 1880 bis 1883 von 10800 Tonnen
auf 145000 Tonnen stieg. Der Jahresbedarf der Vereinigten Staaten
betrug 1884 350000 Tonnen, wovon 125000 bis 150000 Tonnen ein-
geführt, 200000 bis 225000 Tonnen auf etwa 30 einheimischen Werken
erzeugt wurden.

1884 verband G. Erkenzweig, um dünnen Draht von 3,8 mm
Stärke zu walzen, vertikale Walzen, die durch Riemen getrieben
wurden, mit den horizontalen. Daelen zog Zahnradübersetzung für
die gesteigerte Umdrehungsgeschwindigkeit der Walzen vor.


1) Siehe Stahl und Eisen 1889, S. 745.
2) A. a. O. 1900, S. 69.

Die Drahtfabrikation.
ferner ein Glühtopf, ein Reinigungsapparat und eine Mitnehmevor-
richtung (D. R. P. Nr. 23025, 23026, 23027, 23093).

1880 machte Hughes zuerst darauf aufmerksam, daſs der Eisen-
draht durch Beizen an seiner Festigkeit verliert. Diese „Beizbrüchig-
keit“ war die Folge einer Aufnahme von Wasserstoff zu einer Art
von Legierung, was A. Ledebur durch Versuche im Jahre 1889 fest-
stellte 1).

William Garrets verbessertes Schnellwalzensystem wurde 1882
von der Cleveland-Walzwerksgesellschaft in Amerika eingeführt und
hierdurch eine groſse Steigerung der Produktion erzielt. Man walzte
dabei den Rohblock durch Vorwalzen und Fertigwalzen, deren Kaliber
durch Röhrenführungen verbunden waren, in 1½ Hitzen zu fertigem
Draht aus.

In Deutschland baute die Maschinenbau-Aktiengesellschaft, vor-
mals Gebr. Klein in Dahlbruch, 1881 zu Phönix in Laar ein ver-
bessertes Drahtwalzwerk, bestehend aus selbständiger Vorwalze, zwei
Trios zum Auswalzen und einer Fertigwalze, die alle von einer Ver-
bund-Dampfmaschine betrieben wurden. Diese Anordnung fand in
Deutschland vielfach Nachahmung, weshalb es Spannagel als
„deutsches Walzwerk“ bezeichnete. — Böcker in Schalke 2) arbeitete
mit zwei gegenüberliegenden Walzenstraſsen, wobei zwei Stiche, wie
bei dem kontinuierlichen Walzwerk, selbstthätig vorgingen, während
die anderen Stiche durch Umführungen bewirkt wurden.

1882 lieſs sich Gustav Erkenzweig in Hagen eine selbstthätige
Umstechvorrichtung patentieren (D. R. P. Nr. 21498).

Durch die Verwendung des Fluſsstahls nahm die Stahldraht-
fabrikation zu Anfang der achtziger Jahre einen groſsen Aufschwung,
während sich die Erzeugung von Schweiſseisendraht noch ziemlich
gleich blieb, sie betrug 1880 222322 Tonnen, 1883 214000 Tonnen,
während die Stahldrahterzeugung von 1880 bis 1883 von 10800 Tonnen
auf 145000 Tonnen stieg. Der Jahresbedarf der Vereinigten Staaten
betrug 1884 350000 Tonnen, wovon 125000 bis 150000 Tonnen ein-
geführt, 200000 bis 225000 Tonnen auf etwa 30 einheimischen Werken
erzeugt wurden.

1884 verband G. Erkenzweig, um dünnen Draht von 3,8 mm
Stärke zu walzen, vertikale Walzen, die durch Riemen getrieben
wurden, mit den horizontalen. Daelen zog Zahnradübersetzung für
die gesteigerte Umdrehungsgeschwindigkeit der Walzen vor.


1) Siehe Stahl und Eisen 1889, S. 745.
2) A. a. O. 1900, S. 69.
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[869/0885] Die Drahtfabrikation. ferner ein Glühtopf, ein Reinigungsapparat und eine Mitnehmevor- richtung (D. R. P. Nr. 23025, 23026, 23027, 23093). 1880 machte Hughes zuerst darauf aufmerksam, daſs der Eisen- draht durch Beizen an seiner Festigkeit verliert. Diese „Beizbrüchig- keit“ war die Folge einer Aufnahme von Wasserstoff zu einer Art von Legierung, was A. Ledebur durch Versuche im Jahre 1889 fest- stellte 1). William Garrets verbessertes Schnellwalzensystem wurde 1882 von der Cleveland-Walzwerksgesellschaft in Amerika eingeführt und hierdurch eine groſse Steigerung der Produktion erzielt. Man walzte dabei den Rohblock durch Vorwalzen und Fertigwalzen, deren Kaliber durch Röhrenführungen verbunden waren, in 1½ Hitzen zu fertigem Draht aus. In Deutschland baute die Maschinenbau-Aktiengesellschaft, vor- mals Gebr. Klein in Dahlbruch, 1881 zu Phönix in Laar ein ver- bessertes Drahtwalzwerk, bestehend aus selbständiger Vorwalze, zwei Trios zum Auswalzen und einer Fertigwalze, die alle von einer Ver- bund-Dampfmaschine betrieben wurden. Diese Anordnung fand in Deutschland vielfach Nachahmung, weshalb es Spannagel als „deutsches Walzwerk“ bezeichnete. — Böcker in Schalke 2) arbeitete mit zwei gegenüberliegenden Walzenstraſsen, wobei zwei Stiche, wie bei dem kontinuierlichen Walzwerk, selbstthätig vorgingen, während die anderen Stiche durch Umführungen bewirkt wurden. 1882 lieſs sich Gustav Erkenzweig in Hagen eine selbstthätige Umstechvorrichtung patentieren (D. R. P. Nr. 21498). Durch die Verwendung des Fluſsstahls nahm die Stahldraht- fabrikation zu Anfang der achtziger Jahre einen groſsen Aufschwung, während sich die Erzeugung von Schweiſseisendraht noch ziemlich gleich blieb, sie betrug 1880 222322 Tonnen, 1883 214000 Tonnen, während die Stahldrahterzeugung von 1880 bis 1883 von 10800 Tonnen auf 145000 Tonnen stieg. Der Jahresbedarf der Vereinigten Staaten betrug 1884 350000 Tonnen, wovon 125000 bis 150000 Tonnen ein- geführt, 200000 bis 225000 Tonnen auf etwa 30 einheimischen Werken erzeugt wurden. 1884 verband G. Erkenzweig, um dünnen Draht von 3,8 mm Stärke zu walzen, vertikale Walzen, die durch Riemen getrieben wurden, mit den horizontalen. Daelen zog Zahnradübersetzung für die gesteigerte Umdrehungsgeschwindigkeit der Walzen vor. 1) Siehe Stahl und Eisen 1889, S. 745. 2) A. a. O. 1900, S. 69.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 869. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/885>, abgerufen am 23.11.2024.