zum Ersatz der Handarbeit beim Walzen von James Morgan in Pittsburg (Pa); Die Einführung der hydraulisch bewegten "Wiege" 1) zur Aufnahme der Blöcke und Überführung auf die Zuführungsrollen des Blockwalzwerkes auf den Blochairn-Stahlwerken (J. Riley) und die Verwendung eines Universalwalzwerkes zum Vorwalzen der Brammen für Panzerplatten auf demselben Werke.
Nach R. M. Daelen 2) wurden in Deutschland 1890 die Block- walzen meistens als Duo mit Reversierung betrieben. Der Durch- messer der Walzen war auf 1100 mm gestiegen, mit Abnahme der Kaliber von ein Achtel bei genügender Stärke der Betriebsmaschinen, deren Kolben 1300 mm Durchmesser und 1500 mm Hub erhielten, wobei die Walzen 120 bis 130 Umdrehungen machten. Reversier- maschinen mit stehendem und liegendem Cylinder, oder mit drei liegenden Cylindern hatten sich am besten bewährt. Für die weitere Verarbeitung der Vorwalzblöcke zu Schienen, Schwellen und Profil- eisen war die Triowalze am meisten in Verwendung mit bis 800 mm Walzendurchmesser für I-Träger von 400 mm Höhe und 16 m Länge. Hierbei hat sich das Trio mit festgelagerter Mittelwalze als am ge- eignetsten erwiesen, während man bei der Blechfabrikation das Trio mit loser Mittelwalze (System Lauth) meistens anwendete. Hierbei machte man die Mittelwalze schwächer nach dem Grundsatz, dass Walzen infolge der keilförmigen Wirkung um so stärker strecken, je schwächer die Durchmesser sind.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika 3) wendete man 1890 sowohl Trios als reversierbare Duos bei den Blockwalzwerken an. Zu Homestead geschah das Vorblocken sogar in einem Universal- walzwerk 4). Die Trio-Blockwalzwerke wurden durch starke, liegende Schwungradmaschinen mit Corliss- oder Porter-Allen-Steuerung be- trieben. Letztere war besonders beliebt, doch hatte die riesige Walzen- zugmaschine des Trägerwalzwerks zu Homestead von 3500 P. S., welche von Rob. Wetherill & Co. in Chester (Pa.) erbaut war, Corliss- Steuerung. Bei 1372 mm Dampfcylinderdurchmesser hatte sie 1828 mm Hub, das Schwungrad wog 8100 kg. In dem Phönixwalzwerke zu Phönixville (Pa.) waren Tandemmaschinen von 762 und 1168 mm Cylinderweite in Anwendung.
1) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 1022.
2) Vortrag im American Institute of Mining Engineers in New York, 1. Okt. 1890; Stahl und Eisen 1890, S. 1041.
3) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 104.
4) Daselbst 1889, S. 124.
Die Walzwerke.
zum Ersatz der Handarbeit beim Walzen von James Morgan in Pittsburg (Pa); Die Einführung der hydraulisch bewegten „Wiege“ 1) zur Aufnahme der Blöcke und Überführung auf die Zuführungsrollen des Blockwalzwerkes auf den Blochairn-Stahlwerken (J. Riley) und die Verwendung eines Universalwalzwerkes zum Vorwalzen der Brammen für Panzerplatten auf demselben Werke.
Nach R. M. Daelen 2) wurden in Deutschland 1890 die Block- walzen meistens als Duo mit Reversierung betrieben. Der Durch- messer der Walzen war auf 1100 mm gestiegen, mit Abnahme der Kaliber von ein Achtel bei genügender Stärke der Betriebsmaschinen, deren Kolben 1300 mm Durchmesser und 1500 mm Hub erhielten, wobei die Walzen 120 bis 130 Umdrehungen machten. Reversier- maschinen mit stehendem und liegendem Cylinder, oder mit drei liegenden Cylindern hatten sich am besten bewährt. Für die weitere Verarbeitung der Vorwalzblöcke zu Schienen, Schwellen und Profil- eisen war die Triowalze am meisten in Verwendung mit bis 800 mm Walzendurchmesser für I-Träger von 400 mm Höhe und 16 m Länge. Hierbei hat sich das Trio mit festgelagerter Mittelwalze als am ge- eignetsten erwiesen, während man bei der Blechfabrikation das Trio mit loser Mittelwalze (System Lauth) meistens anwendete. Hierbei machte man die Mittelwalze schwächer nach dem Grundsatz, daſs Walzen infolge der keilförmigen Wirkung um so stärker strecken, je schwächer die Durchmesser sind.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika 3) wendete man 1890 sowohl Trios als reversierbare Duos bei den Blockwalzwerken an. Zu Homestead geschah das Vorblocken sogar in einem Universal- walzwerk 4). Die Trio-Blockwalzwerke wurden durch starke, liegende Schwungradmaschinen mit Corliſs- oder Porter-Allen-Steuerung be- trieben. Letztere war besonders beliebt, doch hatte die riesige Walzen- zugmaschine des Trägerwalzwerks zu Homestead von 3500 P. S., welche von Rob. Wetherill & Co. in Chester (Pa.) erbaut war, Corliſs- Steuerung. Bei 1372 mm Dampfcylinderdurchmesser hatte sie 1828 mm Hub, das Schwungrad wog 8100 kg. In dem Phönixwalzwerke zu Phönixville (Pa.) waren Tandemmaschinen von 762 und 1168 mm Cylinderweite in Anwendung.
1) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 1022.
2) Vortrag im American Institute of Mining Engineers in New York, 1. Okt. 1890; Stahl und Eisen 1890, S. 1041.
3) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 104.
4) Daselbst 1889, S. 124.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0828"n="812"/><fwplace="top"type="header">Die Walzwerke.</fw><lb/>
zum Ersatz der Handarbeit beim Walzen von <hirendition="#g">James Morgan</hi> in<lb/>
Pittsburg (Pa); Die Einführung der hydraulisch bewegten „Wiege“<noteplace="foot"n="1)">Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 1022.</note> zur<lb/>
Aufnahme der Blöcke und Überführung auf die Zuführungsrollen des<lb/>
Blockwalzwerkes auf den Blochairn-Stahlwerken (J. <hirendition="#g">Riley</hi>) und die<lb/>
Verwendung eines Universalwalzwerkes zum Vorwalzen der Brammen<lb/>
für Panzerplatten auf demselben Werke.</p><lb/><p>Nach R. M. <hirendition="#g">Dael</hi>en <noteplace="foot"n="2)">Vortrag im American Institute of Mining Engineers in New York, 1. Okt.<lb/>
1890; Stahl und Eisen 1890, S. 1041.</note> wurden in Deutschland 1890 die Block-<lb/>
walzen meistens als Duo mit Reversierung betrieben. Der Durch-<lb/>
messer der Walzen war auf 1100 mm gestiegen, mit Abnahme der<lb/>
Kaliber von ein Achtel bei genügender Stärke der Betriebsmaschinen,<lb/>
deren Kolben 1300 mm Durchmesser und 1500 mm Hub erhielten,<lb/>
wobei die Walzen 120 bis 130 Umdrehungen machten. Reversier-<lb/>
maschinen mit stehendem und liegendem Cylinder, oder mit drei<lb/>
liegenden Cylindern hatten sich am besten bewährt. Für die weitere<lb/>
Verarbeitung der Vorwalzblöcke zu Schienen, Schwellen und Profil-<lb/>
eisen war die Triowalze am meisten in Verwendung mit bis 800 mm<lb/>
Walzendurchmesser für <hirendition="#b">I</hi>-Träger von 400 mm Höhe und 16 m Länge.<lb/>
Hierbei hat sich das Trio mit festgelagerter Mittelwalze als am ge-<lb/>
eignetsten erwiesen, während man bei der Blechfabrikation das Trio<lb/>
mit loser Mittelwalze (System <hirendition="#g">Lauth</hi>) meistens anwendete. Hierbei<lb/>
machte man die Mittelwalze schwächer nach dem Grundsatz, daſs<lb/>
Walzen infolge der keilförmigen Wirkung um so stärker strecken, je<lb/>
schwächer die Durchmesser sind.</p><lb/><p>In den Vereinigten Staaten von Nordamerika <noteplace="foot"n="3)">Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 104.</note> wendete man 1890<lb/>
sowohl Trios als reversierbare Duos bei den Blockwalzwerken an.<lb/>
Zu Homestead geschah das Vorblocken sogar in einem Universal-<lb/>
walzwerk <noteplace="foot"n="4)">Daselbst 1889, S. 124.</note>. Die Trio-Blockwalzwerke wurden durch starke, liegende<lb/>
Schwungradmaschinen mit Corliſs- oder Porter-Allen-Steuerung be-<lb/>
trieben. Letztere war besonders beliebt, doch hatte die riesige Walzen-<lb/>
zugmaschine des Trägerwalzwerks zu Homestead von 3500 P. S., welche<lb/>
von <hirendition="#g">Rob. Wetherill & Co.</hi> in Chester (Pa.) erbaut war, Corliſs-<lb/>
Steuerung. Bei 1372 mm Dampfcylinderdurchmesser hatte sie 1828 mm<lb/>
Hub, das Schwungrad wog 8100 kg. In dem Phönixwalzwerke zu<lb/>
Phönixville (Pa.) waren Tandemmaschinen von 762 und 1168 mm<lb/>
Cylinderweite in Anwendung.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[812/0828]
Die Walzwerke.
zum Ersatz der Handarbeit beim Walzen von James Morgan in
Pittsburg (Pa); Die Einführung der hydraulisch bewegten „Wiege“ 1) zur
Aufnahme der Blöcke und Überführung auf die Zuführungsrollen des
Blockwalzwerkes auf den Blochairn-Stahlwerken (J. Riley) und die
Verwendung eines Universalwalzwerkes zum Vorwalzen der Brammen
für Panzerplatten auf demselben Werke.
Nach R. M. Daelen 2) wurden in Deutschland 1890 die Block-
walzen meistens als Duo mit Reversierung betrieben. Der Durch-
messer der Walzen war auf 1100 mm gestiegen, mit Abnahme der
Kaliber von ein Achtel bei genügender Stärke der Betriebsmaschinen,
deren Kolben 1300 mm Durchmesser und 1500 mm Hub erhielten,
wobei die Walzen 120 bis 130 Umdrehungen machten. Reversier-
maschinen mit stehendem und liegendem Cylinder, oder mit drei
liegenden Cylindern hatten sich am besten bewährt. Für die weitere
Verarbeitung der Vorwalzblöcke zu Schienen, Schwellen und Profil-
eisen war die Triowalze am meisten in Verwendung mit bis 800 mm
Walzendurchmesser für I-Träger von 400 mm Höhe und 16 m Länge.
Hierbei hat sich das Trio mit festgelagerter Mittelwalze als am ge-
eignetsten erwiesen, während man bei der Blechfabrikation das Trio
mit loser Mittelwalze (System Lauth) meistens anwendete. Hierbei
machte man die Mittelwalze schwächer nach dem Grundsatz, daſs
Walzen infolge der keilförmigen Wirkung um so stärker strecken, je
schwächer die Durchmesser sind.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika 3) wendete man 1890
sowohl Trios als reversierbare Duos bei den Blockwalzwerken an.
Zu Homestead geschah das Vorblocken sogar in einem Universal-
walzwerk 4). Die Trio-Blockwalzwerke wurden durch starke, liegende
Schwungradmaschinen mit Corliſs- oder Porter-Allen-Steuerung be-
trieben. Letztere war besonders beliebt, doch hatte die riesige Walzen-
zugmaschine des Trägerwalzwerks zu Homestead von 3500 P. S., welche
von Rob. Wetherill & Co. in Chester (Pa.) erbaut war, Corliſs-
Steuerung. Bei 1372 mm Dampfcylinderdurchmesser hatte sie 1828 mm
Hub, das Schwungrad wog 8100 kg. In dem Phönixwalzwerke zu
Phönixville (Pa.) waren Tandemmaschinen von 762 und 1168 mm
Cylinderweite in Anwendung.
1) Siehe Stahl und Eisen 1896, S. 1022.
2) Vortrag im American Institute of Mining Engineers in New York, 1. Okt.
1890; Stahl und Eisen 1890, S. 1041.
3) Siehe Stahl und Eisen 1891, S. 104.
4) Daselbst 1889, S. 124.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/828>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.