zu legen, um dadurch die Arbeit zu beschleunigen, kam damals in England mehrfach in Anwendung.
Bei Whites Walzwerk zu Aberdare (1871) befanden sich mehrere Walzenpaare in einem Walzengerüst; einige waren horizontal, andere vertikal. Das Walzeisen konnte aus einer Walzenspur in die andere, um 180 Grad verdreht, hochkantig durchlaufen und trat in das zweite Walzenpaar ein, ehe es das erste verlassen hatte. Hierdurch wurde Beschleunigung und Vereinfachung der Arbeit erzielt. Zu Aberdare konnte man 90 bis 100 Tonnen in 12 Stunden mit einer Maschine walzen. In der Regel lagen bei Whites "Schweisswalz- werk" drei Walzenpaare hintereinander, wovon eins und drei hori- zontal, das mittlere vertikal waren. Diese Anordnung ermöglichte grosse Zeit- und Arbeitsersparnis.
William Brown hatte schon 1867 ein Patent (Nr. 2588) auf ein Walzverfahren genommen, wobei das Walzgut zwei Walzenpaare, die hintereinander lagen und wovon das hintere mit grösserer Ge- schwindigkeit umlief, gleichzeitig passierte. 1868 kombinierte er drei und mehr Walzenpaare, die durch Zahngetriebe verbunden waren, welche die entsprechende Geschwindigkeitsbeschleunigung bewirkten. Für Eisenbahnschienen und Träger durften aber nur zwei Walzen- paare in dieser Weise verbunden werden (Engl. Pat. vom 22. Oktober 1879, Nr. 3640). In Dowlais hatte man zwei Walzenpaare für das Auswalzen von Eisenbahnschienen in ein Ständergerüst gelegt.
B. Lauth in Pittsburg konstruierte ebenfalls ein kombiniertes Walzwerk für Flach-, Band- und dergleichen Eisen (Engl. Pat. 1876, Nr. 4158).
Während bei dem Lauthschen Dreiwalzensystem die Mittel- walze kleiner war, bauten Hillon und Dejardin 1874 ein Trio von gleich dicken Walzen, wobei die beiden Oberwalzen sich gemein- schaftlich auf und ab bewegten.
In den Vereinigten Staaten erhielt seit Anfang der siebziger Jahre das Kaltwalzen eine grosse Bedeutung, besonders für die Her- stellung polierter Stahlwellen.
In England war die Stimmung fortdauernd gegen die Anwendung von Triowalzwerken bei der Schienenfabrikation, die Menelaus, Snelus und Williams als unzweckmässig bezeichneten, während man in den Vereinigten Staaten entgegengesetzter Ansicht war und besonders Alex. L. Holley für deren Verwendung eintrat. Ein nicht unwichtiger Grund dieser Verschiedenheit der Ansichten lag darin,
Die Walzwerke.
zu legen, um dadurch die Arbeit zu beschleunigen, kam damals in England mehrfach in Anwendung.
Bei Whites Walzwerk zu Aberdare (1871) befanden sich mehrere Walzenpaare in einem Walzengerüst; einige waren horizontal, andere vertikal. Das Walzeisen konnte aus einer Walzenspur in die andere, um 180 Grad verdreht, hochkantig durchlaufen und trat in das zweite Walzenpaar ein, ehe es das erste verlassen hatte. Hierdurch wurde Beschleunigung und Vereinfachung der Arbeit erzielt. Zu Aberdare konnte man 90 bis 100 Tonnen in 12 Stunden mit einer Maschine walzen. In der Regel lagen bei Whites „Schweiſswalz- werk“ drei Walzenpaare hintereinander, wovon eins und drei hori- zontal, das mittlere vertikal waren. Diese Anordnung ermöglichte groſse Zeit- und Arbeitsersparnis.
William Brown hatte schon 1867 ein Patent (Nr. 2588) auf ein Walzverfahren genommen, wobei das Walzgut zwei Walzenpaare, die hintereinander lagen und wovon das hintere mit gröſserer Ge- schwindigkeit umlief, gleichzeitig passierte. 1868 kombinierte er drei und mehr Walzenpaare, die durch Zahngetriebe verbunden waren, welche die entsprechende Geschwindigkeitsbeschleunigung bewirkten. Für Eisenbahnschienen und Träger durften aber nur zwei Walzen- paare in dieser Weise verbunden werden (Engl. Pat. vom 22. Oktober 1879, Nr. 3640). In Dowlais hatte man zwei Walzenpaare für das Auswalzen von Eisenbahnschienen in ein Ständergerüst gelegt.
B. Lauth in Pittsburg konstruierte ebenfalls ein kombiniertes Walzwerk für Flach-, Band- und dergleichen Eisen (Engl. Pat. 1876, Nr. 4158).
Während bei dem Lauthschen Dreiwalzensystem die Mittel- walze kleiner war, bauten Hillon und Dejardin 1874 ein Trio von gleich dicken Walzen, wobei die beiden Oberwalzen sich gemein- schaftlich auf und ab bewegten.
In den Vereinigten Staaten erhielt seit Anfang der siebziger Jahre das Kaltwalzen eine groſse Bedeutung, besonders für die Her- stellung polierter Stahlwellen.
In England war die Stimmung fortdauernd gegen die Anwendung von Triowalzwerken bei der Schienenfabrikation, die Menelaus, Snelus und Williams als unzweckmäſsig bezeichneten, während man in den Vereinigten Staaten entgegengesetzter Ansicht war und besonders Alex. L. Holley für deren Verwendung eintrat. Ein nicht unwichtiger Grund dieser Verschiedenheit der Ansichten lag darin,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0809"n="793"/><fwplace="top"type="header">Die Walzwerke.</fw><lb/>
zu legen, um dadurch die Arbeit zu beschleunigen, kam damals in<lb/>
England mehrfach in Anwendung.</p><lb/><p>Bei <hirendition="#g">Whites</hi> Walzwerk zu Aberdare (1871) befanden sich mehrere<lb/>
Walzenpaare in einem Walzengerüst; einige waren horizontal, andere<lb/>
vertikal. Das Walzeisen konnte aus einer Walzenspur in die andere,<lb/>
um 180 Grad verdreht, hochkantig durchlaufen und trat in das<lb/>
zweite Walzenpaar ein, ehe es das erste verlassen hatte. Hierdurch<lb/>
wurde Beschleunigung und Vereinfachung der Arbeit erzielt. Zu<lb/>
Aberdare konnte man 90 bis 100 Tonnen in 12 Stunden mit einer<lb/>
Maschine walzen. In der Regel lagen bei <hirendition="#g">Whites</hi>„Schweiſswalz-<lb/>
werk“ drei Walzenpaare hintereinander, wovon eins und drei hori-<lb/>
zontal, das mittlere vertikal waren. Diese Anordnung ermöglichte<lb/>
groſse Zeit- und Arbeitsersparnis.</p><lb/><p><hirendition="#g">William Brown</hi> hatte schon 1867 ein Patent (Nr. 2588) auf<lb/>
ein Walzverfahren genommen, wobei das Walzgut zwei Walzenpaare,<lb/>
die hintereinander lagen und wovon das hintere mit gröſserer Ge-<lb/>
schwindigkeit umlief, gleichzeitig passierte. 1868 kombinierte er drei<lb/>
und mehr Walzenpaare, die durch Zahngetriebe verbunden waren,<lb/>
welche die entsprechende Geschwindigkeitsbeschleunigung bewirkten.<lb/>
Für Eisenbahnschienen und Träger durften aber nur zwei Walzen-<lb/>
paare in dieser Weise verbunden werden (Engl. Pat. vom 22. Oktober<lb/>
1879, Nr. 3640). In Dowlais hatte man zwei Walzenpaare für das<lb/>
Auswalzen von Eisenbahnschienen in ein Ständergerüst gelegt.</p><lb/><p>B. <hirendition="#g">Lauth</hi> in Pittsburg konstruierte ebenfalls ein kombiniertes<lb/>
Walzwerk für Flach-, Band- und dergleichen Eisen (Engl. Pat. 1876,<lb/>
Nr. 4158).</p><lb/><p>Während bei dem <hirendition="#g">Lauths</hi>chen Dreiwalzensystem die Mittel-<lb/>
walze kleiner war, bauten <hirendition="#g">Hillon</hi> und <hirendition="#g">Dejardin</hi> 1874 ein Trio von<lb/>
gleich dicken Walzen, wobei die beiden Oberwalzen sich gemein-<lb/>
schaftlich auf und ab bewegten.</p><lb/><p>In den Vereinigten Staaten erhielt seit Anfang der siebziger<lb/>
Jahre das Kaltwalzen eine groſse Bedeutung, besonders für die Her-<lb/>
stellung polierter Stahlwellen.</p><lb/><p>In England war die Stimmung fortdauernd gegen die Anwendung<lb/>
von Triowalzwerken bei der Schienenfabrikation, die <hirendition="#g">Menelaus,<lb/>
Snelus</hi> und <hirendition="#g">Williams</hi> als unzweckmäſsig bezeichneten, während<lb/>
man in den Vereinigten Staaten entgegengesetzter Ansicht war und<lb/>
besonders <hirendition="#g">Alex. L. Holley</hi> für deren Verwendung eintrat. Ein nicht<lb/>
unwichtiger Grund dieser Verschiedenheit der Ansichten lag darin,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[793/0809]
Die Walzwerke.
zu legen, um dadurch die Arbeit zu beschleunigen, kam damals in
England mehrfach in Anwendung.
Bei Whites Walzwerk zu Aberdare (1871) befanden sich mehrere
Walzenpaare in einem Walzengerüst; einige waren horizontal, andere
vertikal. Das Walzeisen konnte aus einer Walzenspur in die andere,
um 180 Grad verdreht, hochkantig durchlaufen und trat in das
zweite Walzenpaar ein, ehe es das erste verlassen hatte. Hierdurch
wurde Beschleunigung und Vereinfachung der Arbeit erzielt. Zu
Aberdare konnte man 90 bis 100 Tonnen in 12 Stunden mit einer
Maschine walzen. In der Regel lagen bei Whites „Schweiſswalz-
werk“ drei Walzenpaare hintereinander, wovon eins und drei hori-
zontal, das mittlere vertikal waren. Diese Anordnung ermöglichte
groſse Zeit- und Arbeitsersparnis.
William Brown hatte schon 1867 ein Patent (Nr. 2588) auf
ein Walzverfahren genommen, wobei das Walzgut zwei Walzenpaare,
die hintereinander lagen und wovon das hintere mit gröſserer Ge-
schwindigkeit umlief, gleichzeitig passierte. 1868 kombinierte er drei
und mehr Walzenpaare, die durch Zahngetriebe verbunden waren,
welche die entsprechende Geschwindigkeitsbeschleunigung bewirkten.
Für Eisenbahnschienen und Träger durften aber nur zwei Walzen-
paare in dieser Weise verbunden werden (Engl. Pat. vom 22. Oktober
1879, Nr. 3640). In Dowlais hatte man zwei Walzenpaare für das
Auswalzen von Eisenbahnschienen in ein Ständergerüst gelegt.
B. Lauth in Pittsburg konstruierte ebenfalls ein kombiniertes
Walzwerk für Flach-, Band- und dergleichen Eisen (Engl. Pat. 1876,
Nr. 4158).
Während bei dem Lauthschen Dreiwalzensystem die Mittel-
walze kleiner war, bauten Hillon und Dejardin 1874 ein Trio von
gleich dicken Walzen, wobei die beiden Oberwalzen sich gemein-
schaftlich auf und ab bewegten.
In den Vereinigten Staaten erhielt seit Anfang der siebziger
Jahre das Kaltwalzen eine groſse Bedeutung, besonders für die Her-
stellung polierter Stahlwellen.
In England war die Stimmung fortdauernd gegen die Anwendung
von Triowalzwerken bei der Schienenfabrikation, die Menelaus,
Snelus und Williams als unzweckmäſsig bezeichneten, während
man in den Vereinigten Staaten entgegengesetzter Ansicht war und
besonders Alex. L. Holley für deren Verwendung eintrat. Ein nicht
unwichtiger Grund dieser Verschiedenheit der Ansichten lag darin,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/809>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.