Die chemischen Mittel zur Erzeugung dichter Stahlgüsse.
Der Mitisguss ist weich und dehnbar, kalt gut zu bearbeiten und schweisst leicht. Der rohe Guss zeigt eine Bruchfestigkeit von 26 kg pro Quadratmillimeter, Dehnung 5 Prozent, Kontraktion 20 Prozent. Durch Überschmieden wird das Material so verbessert, dass die Bruch- festigkeit 40 kg pro Quadratmillimeter, die Dehnung 20 Prozent, die Kontraktion 50 Prozent beträgt Auch in England und Amerika ent- standen Mitisgusswerke. Ludwig Nobel nahm ebenfalls ein Patent auf einen Schmelzofen mit Petroleumheizung. Einer allgemeinen Ver- wendung des Mitisgusses steht aber der hohe Preis von durchschnitt- lich einer Mark pro Kilogramm im Wege; für einzelne Zwecke ist er vorzüglich.
Geringwertigerer Stahlguss wird häufig durch Zusammenschmelzen von Roheisen und Stahlabfällen im Kupolofen erhalten. Dazu gehörte z. B. der härtbare Stahlguss, den die Gebrüder Glöckner zu Tschirn- dorf in Schlesien 1883 besonders zum Guss von Eisenbahnglocken und Bremsklötzen verwendeten. Der Stahlzusatz schwankte hierbei zwischen 20 und 80 Prozent.
Der Temperstahl, dessen Fabrikation 1876 von Belgien ausging und dann besonders in Rheinland und Westfalen in Aufnahme kam, wurde aus im Kupolofen umgeschmolzenen Flussstahlbfällen ge- schmolzen und war ein zwischen Stahl und Gusseisen stehendes Pro- dukt. Die Gussstücke wurden 11 bis 14 Tage in einem Glühofen erhitzt oder getempert, wodurch sie grössere Festigkeit und Zähigkeit erhielten als Stahlformguss. Er wurde besonders für eiserne Lauf- räder in Belgien, Westfalen, dem Saargebiet und Oberbayern ver- wendet. Auch in England und Amerika bediente man sich des Temperstahlgusses in ähnlicher Weise. James Yate Johnson goss 1888 Stahlräder in Metallformen.
Von theoretischer und auch von praktischer Wichtigkeit war der Nachweis, dass geschmolzene Stahlmassen nicht gleichmässig er- starren und dass die chemische Zusammensetzung der äusseren und inneren, der unteren und der oberen Masse nicht gleich ist.
Tschernoff hatte schon 1868 auf Grund seiner Versuche auf dem Obuchkoff-Stahlwerk die Theorie entwickelt, dass ge- schmolzener Stahl eine amorphe Flüssigkeit sei, in welcher die Stahl- atome wie in einem Bade schwämmen. Diese Atome schiessen beim Erstarren zu Krystallen zusammen. Heftiges Rühren und Schütteln bewirkt, dass sich nur kleine Krystalle bilden können, infolgedessen feinkörniger Stahl entsteht. Tschernoff konnte auf diese Weise Stahl von fast beliebigem Korn erzielen. Hieraus lässt sich schon ver-
Die chemischen Mittel zur Erzeugung dichter Stahlgüsse.
Der Mitisguſs ist weich und dehnbar, kalt gut zu bearbeiten und schweiſst leicht. Der rohe Guſs zeigt eine Bruchfestigkeit von 26 kg pro Quadratmillimeter, Dehnung 5 Prozent, Kontraktion 20 Prozent. Durch Überschmieden wird das Material so verbessert, daſs die Bruch- festigkeit 40 kg pro Quadratmillimeter, die Dehnung 20 Prozent, die Kontraktion 50 Prozent beträgt Auch in England und Amerika ent- standen Mitisguſswerke. Ludwig Nobel nahm ebenfalls ein Patent auf einen Schmelzofen mit Petroleumheizung. Einer allgemeinen Ver- wendung des Mitisgusses steht aber der hohe Preis von durchschnitt- lich einer Mark pro Kilogramm im Wege; für einzelne Zwecke ist er vorzüglich.
Geringwertigerer Stahlguſs wird häufig durch Zusammenschmelzen von Roheisen und Stahlabfällen im Kupolofen erhalten. Dazu gehörte z. B. der härtbare Stahlguſs, den die Gebrüder Glöckner zu Tschirn- dorf in Schlesien 1883 besonders zum Guſs von Eisenbahnglocken und Bremsklötzen verwendeten. Der Stahlzusatz schwankte hierbei zwischen 20 und 80 Prozent.
Der Temperstahl, dessen Fabrikation 1876 von Belgien ausging und dann besonders in Rheinland und Westfalen in Aufnahme kam, wurde aus im Kupolofen umgeschmolzenen Fluſsstahlbfällen ge- schmolzen und war ein zwischen Stahl und Guſseisen stehendes Pro- dukt. Die Guſsstücke wurden 11 bis 14 Tage in einem Glühofen erhitzt oder getempert, wodurch sie gröſsere Festigkeit und Zähigkeit erhielten als Stahlformguſs. Er wurde besonders für eiserne Lauf- räder in Belgien, Westfalen, dem Saargebiet und Oberbayern ver- wendet. Auch in England und Amerika bediente man sich des Temperstahlgusses in ähnlicher Weise. James Yate Johnson goſs 1888 Stahlräder in Metallformen.
Von theoretischer und auch von praktischer Wichtigkeit war der Nachweis, daſs geschmolzene Stahlmassen nicht gleichmäſsig er- starren und daſs die chemische Zusammensetzung der äuſseren und inneren, der unteren und der oberen Masse nicht gleich ist.
Tschernoff hatte schon 1868 auf Grund seiner Versuche auf dem Obuchkoff-Stahlwerk die Theorie entwickelt, daſs ge- schmolzener Stahl eine amorphe Flüssigkeit sei, in welcher die Stahl- atome wie in einem Bade schwämmen. Diese Atome schieſsen beim Erstarren zu Krystallen zusammen. Heftiges Rühren und Schütteln bewirkt, daſs sich nur kleine Krystalle bilden können, infolgedessen feinkörniger Stahl entsteht. Tschernoff konnte auf diese Weise Stahl von fast beliebigem Korn erzielen. Hieraus läſst sich schon ver-
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Die chemischen Mittel zur Erzeugung dichter Stahlgüsse.
Der Mitisguſs ist weich und dehnbar, kalt gut zu bearbeiten und
schweiſst leicht. Der rohe Guſs zeigt eine Bruchfestigkeit von 26 kg
pro Quadratmillimeter, Dehnung 5 Prozent, Kontraktion 20 Prozent.
Durch Überschmieden wird das Material so verbessert, daſs die Bruch-
festigkeit 40 kg pro Quadratmillimeter, die Dehnung 20 Prozent, die
Kontraktion 50 Prozent beträgt Auch in England und Amerika ent-
standen Mitisguſswerke. Ludwig Nobel nahm ebenfalls ein Patent
auf einen Schmelzofen mit Petroleumheizung. Einer allgemeinen Ver-
wendung des Mitisgusses steht aber der hohe Preis von durchschnitt-
lich einer Mark pro Kilogramm im Wege; für einzelne Zwecke ist
er vorzüglich.
Geringwertigerer Stahlguſs wird häufig durch Zusammenschmelzen
von Roheisen und Stahlabfällen im Kupolofen erhalten. Dazu gehörte
z. B. der härtbare Stahlguſs, den die Gebrüder Glöckner zu Tschirn-
dorf in Schlesien 1883 besonders zum Guſs von Eisenbahnglocken
und Bremsklötzen verwendeten. Der Stahlzusatz schwankte hierbei
zwischen 20 und 80 Prozent.
Der Temperstahl, dessen Fabrikation 1876 von Belgien ausging
und dann besonders in Rheinland und Westfalen in Aufnahme kam,
wurde aus im Kupolofen umgeschmolzenen Fluſsstahlbfällen ge-
schmolzen und war ein zwischen Stahl und Guſseisen stehendes Pro-
dukt. Die Guſsstücke wurden 11 bis 14 Tage in einem Glühofen
erhitzt oder getempert, wodurch sie gröſsere Festigkeit und Zähigkeit
erhielten als Stahlformguſs. Er wurde besonders für eiserne Lauf-
räder in Belgien, Westfalen, dem Saargebiet und Oberbayern ver-
wendet. Auch in England und Amerika bediente man sich des
Temperstahlgusses in ähnlicher Weise. James Yate Johnson goſs
1888 Stahlräder in Metallformen.
Von theoretischer und auch von praktischer Wichtigkeit war
der Nachweis, daſs geschmolzene Stahlmassen nicht gleichmäſsig er-
starren und daſs die chemische Zusammensetzung der äuſseren und
inneren, der unteren und der oberen Masse nicht gleich ist.
Tschernoff hatte schon 1868 auf Grund seiner Versuche
auf dem Obuchkoff-Stahlwerk die Theorie entwickelt, daſs ge-
schmolzener Stahl eine amorphe Flüssigkeit sei, in welcher die Stahl-
atome wie in einem Bade schwämmen. Diese Atome schieſsen beim
Erstarren zu Krystallen zusammen. Heftiges Rühren und Schütteln
bewirkt, daſs sich nur kleine Krystalle bilden können, infolgedessen
feinkörniger Stahl entsteht. Tschernoff konnte auf diese Weise
Stahl von fast beliebigem Korn erzielen. Hieraus läſst sich schon ver-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/782>, abgerufen am 22.11.2024.
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