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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.

In den Vereinigten Staaten kühlte man die Gestelle durch Kühl-
kasten vom Boden bis zu den Formen.

Den oberen Teil des Hochofens, den Schacht, machte man in
England in der Regel tonnenförmig, wie aus den oben mitgeteilten
Profilen zu ersehen ist; auf dem Kontinent blieb dagegen die konische
Form vorherrschend.

Über Rastwinkel und Gichtweite hat Ledebur 1868 Mitteilungen
gemacht, auf die wir verweisen 1). Im allgemeinen liess man Rast und
Schacht allmählich ineinander übergehen.

Stahlschmidt2), der ebenfalls eine Normalschachtform erfinden
wollte, glaubte eine wesentliche Verbesserung der Eisenhochöfen
dadurch zu erzielen, dass er den Schachtwänden nur eine geringe
Neigung gegen die Vertikalachse gab, dagegen den Ofen in der
Gegend des Kohlensacks plötzlich erweiterte, so dass der Schacht eine
Gestalt erhielt, wie sie sich bei den alten schmalkaldischen Blauöfen
(s. Bd. II, Fig. 58, 59) fand. Dadurch sollte ein gleichmässigerer
Niedergang der Gichten bewirkt und der sogenannte träge Mantel
beseitigt werden. Zur Ausführung ist der Vorschlag nicht gekommen.

A. Slate erhielt am 14. August 1858 Patent auf einen Hochofen,
bei dem der Brennstoff getrennt von dem Erz durch einen Cylinder
aufgegeben wurde, der ziemlich tief unter der Gicht mündete, damit
derselbe erst zur Verbrennung kommen kann, wann er auch wirk-
sam wird.

Dilla baute 1860 auf der Königshütte in Oberschlesien den Kern-
schacht treppenförmig, mit der Absicht, an den Wänden die auf-
steigenden Gase zurückzuhalten und nach dem Inneren zu lenken.

Unter den vielen sonstigen angeblichen Verbesserungen der Hoch-
öfen erwähnen wir noch den Separatorofen von de Bergue mit um-
gekehrter Flamme, bei dem Brennmaterial und Erz in getrennten
Räumen aufgegeben werden, und das Brennmaterial nur in vergastem
Zustande wirken sollte. Ähnliche Vorschläge wurden mehrfach in
England patentiert, jedoch ohne allen Erfolg. Auch Lürmann brachte
1870 einen Gashochofen in Vorschlag 3).

Von grösserem Wert war Büttchenbachs Hochofenkonstruktion,
deren wichtigste Eigentümlichkeit darin bestand, dass das Mauerwerk
des Schachtes nur aus dem feuerfesten Kernschacht bestand, indem

1) Siehe Berg- und Hüttenm. Ztg. 1868, S. 133.
2) Siehe J. H. Stahlschmidt, Darstellung des Eisenhochofenprozesses in
Zahl und Bild, verwendet zur Begründung besserer Ofenprofile. 1864.
3) Dinglers Polyt. Journ. 195, S. 254.
Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.

In den Vereinigten Staaten kühlte man die Gestelle durch Kühl-
kasten vom Boden bis zu den Formen.

Den oberen Teil des Hochofens, den Schacht, machte man in
England in der Regel tonnenförmig, wie aus den oben mitgeteilten
Profilen zu ersehen ist; auf dem Kontinent blieb dagegen die konische
Form vorherrschend.

Über Rastwinkel und Gichtweite hat Ledebur 1868 Mitteilungen
gemacht, auf die wir verweisen 1). Im allgemeinen lieſs man Rast und
Schacht allmählich ineinander übergehen.

Stahlschmidt2), der ebenfalls eine Normalschachtform erfinden
wollte, glaubte eine wesentliche Verbesserung der Eisenhochöfen
dadurch zu erzielen, daſs er den Schachtwänden nur eine geringe
Neigung gegen die Vertikalachse gab, dagegen den Ofen in der
Gegend des Kohlensacks plötzlich erweiterte, so daſs der Schacht eine
Gestalt erhielt, wie sie sich bei den alten schmalkaldischen Blauöfen
(s. Bd. II, Fig. 58, 59) fand. Dadurch sollte ein gleichmäſsigerer
Niedergang der Gichten bewirkt und der sogenannte träge Mantel
beseitigt werden. Zur Ausführung ist der Vorschlag nicht gekommen.

A. Slate erhielt am 14. August 1858 Patent auf einen Hochofen,
bei dem der Brennstoff getrennt von dem Erz durch einen Cylinder
aufgegeben wurde, der ziemlich tief unter der Gicht mündete, damit
derselbe erst zur Verbrennung kommen kann, wann er auch wirk-
sam wird.

Dilla baute 1860 auf der Königshütte in Oberschlesien den Kern-
schacht treppenförmig, mit der Absicht, an den Wänden die auf-
steigenden Gase zurückzuhalten und nach dem Inneren zu lenken.

Unter den vielen sonstigen angeblichen Verbesserungen der Hoch-
öfen erwähnen wir noch den Separatorofen von de Bergue mit um-
gekehrter Flamme, bei dem Brennmaterial und Erz in getrennten
Räumen aufgegeben werden, und das Brennmaterial nur in vergastem
Zustande wirken sollte. Ähnliche Vorschläge wurden mehrfach in
England patentiert, jedoch ohne allen Erfolg. Auch Lürmann brachte
1870 einen Gashochofen in Vorschlag 3).

Von gröſserem Wert war Büttchenbachs Hochofenkonstruktion,
deren wichtigste Eigentümlichkeit darin bestand, daſs das Mauerwerk
des Schachtes nur aus dem feuerfesten Kernschacht bestand, indem

1) Siehe Berg- und Hüttenm. Ztg. 1868, S. 133.
2) Siehe J. H. Stahlschmidt, Darstellung des Eisenhochofenprozesses in
Zahl und Bild, verwendet zur Begründung besserer Ofenprofile. 1864.
3) Dinglers Polyt. Journ. 195, S. 254.
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[59/0075] Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb. In den Vereinigten Staaten kühlte man die Gestelle durch Kühl- kasten vom Boden bis zu den Formen. Den oberen Teil des Hochofens, den Schacht, machte man in England in der Regel tonnenförmig, wie aus den oben mitgeteilten Profilen zu ersehen ist; auf dem Kontinent blieb dagegen die konische Form vorherrschend. Über Rastwinkel und Gichtweite hat Ledebur 1868 Mitteilungen gemacht, auf die wir verweisen 1). Im allgemeinen lieſs man Rast und Schacht allmählich ineinander übergehen. Stahlschmidt 2), der ebenfalls eine Normalschachtform erfinden wollte, glaubte eine wesentliche Verbesserung der Eisenhochöfen dadurch zu erzielen, daſs er den Schachtwänden nur eine geringe Neigung gegen die Vertikalachse gab, dagegen den Ofen in der Gegend des Kohlensacks plötzlich erweiterte, so daſs der Schacht eine Gestalt erhielt, wie sie sich bei den alten schmalkaldischen Blauöfen (s. Bd. II, Fig. 58, 59) fand. Dadurch sollte ein gleichmäſsigerer Niedergang der Gichten bewirkt und der sogenannte träge Mantel beseitigt werden. Zur Ausführung ist der Vorschlag nicht gekommen. A. Slate erhielt am 14. August 1858 Patent auf einen Hochofen, bei dem der Brennstoff getrennt von dem Erz durch einen Cylinder aufgegeben wurde, der ziemlich tief unter der Gicht mündete, damit derselbe erst zur Verbrennung kommen kann, wann er auch wirk- sam wird. Dilla baute 1860 auf der Königshütte in Oberschlesien den Kern- schacht treppenförmig, mit der Absicht, an den Wänden die auf- steigenden Gase zurückzuhalten und nach dem Inneren zu lenken. Unter den vielen sonstigen angeblichen Verbesserungen der Hoch- öfen erwähnen wir noch den Separatorofen von de Bergue mit um- gekehrter Flamme, bei dem Brennmaterial und Erz in getrennten Räumen aufgegeben werden, und das Brennmaterial nur in vergastem Zustande wirken sollte. Ähnliche Vorschläge wurden mehrfach in England patentiert, jedoch ohne allen Erfolg. Auch Lürmann brachte 1870 einen Gashochofen in Vorschlag 3). Von gröſserem Wert war Büttchenbachs Hochofenkonstruktion, deren wichtigste Eigentümlichkeit darin bestand, daſs das Mauerwerk des Schachtes nur aus dem feuerfesten Kernschacht bestand, indem 1) Siehe Berg- und Hüttenm. Ztg. 1868, S. 133. 2) Siehe J. H. Stahlschmidt, Darstellung des Eisenhochofenprozesses in Zahl und Bild, verwendet zur Begründung besserer Ofenprofile. 1864. 3) Dinglers Polyt. Journ. 195, S. 254.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/75>, abgerufen am 19.04.2024.