Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
[Tabelle]
Der Kalkzuschlag betrug meist 17 bis 20 Prozent, bei phosphor- armem Roheisen 12 bis 14 Prozent. Französische Werke setzten, um die Schlacke flüssiger zu machen, noch 1,5 Prozent Flussspat zu.
Das Nachblasen geschah meist nach einer festgesetzten Hubzahl der Gebläsemaschine. Die Bestimmung der Nachblasezeit ist die wichtigste, aber auch schwierigste Aufgabe des Leiters des Thomasprozesses. Der richtige Moment der Entphosphorung giebt sich durch ein sicht- bares, äusseres Merkmal nicht zu erkennen, er wird durch Schöpfproben, zu deren Entnahme das Blasen unterbrochen werden muss, festgesetzt. Die sicherste Grundlage für die Kontrolle der Nachblasezeit bildet die chemische Analyse. Roheisen, Zwischenprodukt und Endprodukt müssen analytisch geprüft werden. Dies hat man in Deutschland längst erkannt und gethan und hierin liegt ein Hauptgrund der Über- legenheit des deutschen Thomasbetriebes und der gleichmässigen Güte des deutschen Thomaseisens, während man in England, wo man dies früher vernachlässigte, bis in die letzten Jahre über die Un- zuverlässigkeit und Ungleichheit des Thomaseisens zu klagen hatte. Die Versuche, die Blasezeit aus dem Eisengehalte der Schlacke zu bestimmen 1), haben sich auf die Dauer nicht bewährt. Es findet nach wie vor ein Überblasen statt, dessen üble Folgen durch Rück- kohlung beseitigt werden müssen.
Zur Rückkohlung wendete man für grösseren Kohlenstoffgehalt Spiegeleisen, für kleineren Ferromangan an. Im allgemeinen arbeitete man bei dem Thomasprozess mehr auf kohlenarmes, weiches Material. Von den im Jahre 1885 erzeugten 945317 Tonnen Thomasflusseisen hatten 600183 Tonnen unter 0,18 Prozent Kohlenstoff. Auf den nordfranzösischen Thomaswerken unterschied man 1888 10 Härte- grade, nur zu Longwy 9. Als sehr wichtig erwies sich die richtige Temperatur des Bades, da davon die Qualität des Produktes abhängt. Die richtige Temperatur ist auch das wichtigste Mittel zur Erzielung
1) Stahl und Eisen 1896, S. 50 u. 125.
Beck, Geschichte des Eisens. 44
Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
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Der Kalkzuschlag betrug meist 17 bis 20 Prozent, bei phosphor- armem Roheisen 12 bis 14 Prozent. Französische Werke setzten, um die Schlacke flüssiger zu machen, noch 1,5 Prozent Fluſsspat zu.
Das Nachblasen geschah meist nach einer festgesetzten Hubzahl der Gebläsemaschine. Die Bestimmung der Nachblasezeit ist die wichtigste, aber auch schwierigste Aufgabe des Leiters des Thomasprozesses. Der richtige Moment der Entphosphorung giebt sich durch ein sicht- bares, äuſseres Merkmal nicht zu erkennen, er wird durch Schöpfproben, zu deren Entnahme das Blasen unterbrochen werden muſs, festgesetzt. Die sicherste Grundlage für die Kontrolle der Nachblasezeit bildet die chemische Analyse. Roheisen, Zwischenprodukt und Endprodukt müssen analytisch geprüft werden. Dies hat man in Deutschland längst erkannt und gethan und hierin liegt ein Hauptgrund der Über- legenheit des deutschen Thomasbetriebes und der gleichmäſsigen Güte des deutschen Thomaseisens, während man in England, wo man dies früher vernachlässigte, bis in die letzten Jahre über die Un- zuverlässigkeit und Ungleichheit des Thomaseisens zu klagen hatte. Die Versuche, die Blasezeit aus dem Eisengehalte der Schlacke zu bestimmen 1), haben sich auf die Dauer nicht bewährt. Es findet nach wie vor ein Überblasen statt, dessen üble Folgen durch Rück- kohlung beseitigt werden müssen.
Zur Rückkohlung wendete man für gröſseren Kohlenstoffgehalt Spiegeleisen, für kleineren Ferromangan an. Im allgemeinen arbeitete man bei dem Thomasprozeſs mehr auf kohlenarmes, weiches Material. Von den im Jahre 1885 erzeugten 945317 Tonnen Thomasfluſseisen hatten 600183 Tonnen unter 0,18 Prozent Kohlenstoff. Auf den nordfranzösischen Thomaswerken unterschied man 1888 10 Härte- grade, nur zu Longwy 9. Als sehr wichtig erwies sich die richtige Temperatur des Bades, da davon die Qualität des Produktes abhängt. Die richtige Temperatur ist auch das wichtigste Mittel zur Erzielung
1) Stahl und Eisen 1896, S. 50 u. 125.
Beck, Geschichte des Eisens. 44
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Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
Der Kalkzuschlag betrug meist 17 bis 20 Prozent, bei phosphor-
armem Roheisen 12 bis 14 Prozent. Französische Werke setzten, um
die Schlacke flüssiger zu machen, noch 1,5 Prozent Fluſsspat zu.
Das Nachblasen geschah meist nach einer festgesetzten Hubzahl der
Gebläsemaschine. Die Bestimmung der Nachblasezeit ist die wichtigste,
aber auch schwierigste Aufgabe des Leiters des Thomasprozesses.
Der richtige Moment der Entphosphorung giebt sich durch ein sicht-
bares, äuſseres Merkmal nicht zu erkennen, er wird durch Schöpfproben,
zu deren Entnahme das Blasen unterbrochen werden muſs, festgesetzt.
Die sicherste Grundlage für die Kontrolle der Nachblasezeit bildet
die chemische Analyse. Roheisen, Zwischenprodukt und Endprodukt
müssen analytisch geprüft werden. Dies hat man in Deutschland
längst erkannt und gethan und hierin liegt ein Hauptgrund der Über-
legenheit des deutschen Thomasbetriebes und der gleichmäſsigen
Güte des deutschen Thomaseisens, während man in England, wo man
dies früher vernachlässigte, bis in die letzten Jahre über die Un-
zuverlässigkeit und Ungleichheit des Thomaseisens zu klagen hatte.
Die Versuche, die Blasezeit aus dem Eisengehalte der Schlacke zu
bestimmen 1), haben sich auf die Dauer nicht bewährt. Es findet
nach wie vor ein Überblasen statt, dessen üble Folgen durch Rück-
kohlung beseitigt werden müssen.
Zur Rückkohlung wendete man für gröſseren Kohlenstoffgehalt
Spiegeleisen, für kleineren Ferromangan an. Im allgemeinen arbeitete
man bei dem Thomasprozeſs mehr auf kohlenarmes, weiches Material.
Von den im Jahre 1885 erzeugten 945317 Tonnen Thomasfluſseisen
hatten 600183 Tonnen unter 0,18 Prozent Kohlenstoff. Auf den
nordfranzösischen Thomaswerken unterschied man 1888 10 Härte-
grade, nur zu Longwy 9. Als sehr wichtig erwies sich die richtige
Temperatur des Bades, da davon die Qualität des Produktes abhängt.
Die richtige Temperatur ist auch das wichtigste Mittel zur Erzielung
1) Stahl und Eisen 1896, S. 50 u. 125.
Beck, Geschichte des Eisens. 44
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/705>, abgerufen am 23.11.2024.
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