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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
dem reinen Magnesit eine geringe Menge eines Sinterungsmittels,
Kieselsäure, Thon oder Chlorcalcium zugesetzt werden. Der gebrannte
Dolomit oder Magnesit wird entweder in Ziegelform verwendet, wobei
man an einigen Orten nur den unteren Teil der Birne, soweit der-
selbe mit flüssigem Metall in Berührung kam, aus basischem Material
herstellte, den oberen Teil, die Haube, dagegen mit gewöhnlichen
feuerfesten Chamotteziegeln ausmauerte, oder die Masse wird, meist
mit Thon gemischt, aufgestampft. Das Aufstampfen des Bodens
erfolgte auf eisernen Platten mit Löchern, in welchen die Düsenkerne
eingesetzt waren. Der Teerzusatz bei Dolomitziegeln betrug etwa
12 Prozent. Das Aufstampfen des Bodens geschah mit rotwarmen
Stösseln. Dabei kam das mechanische Stampfen mehr und mehr in
Aufnahme. Bruno Versen in Dortmund konstruierte hierfür 1885
(verbessert 1891) einen Lufthammer 1), der 500 bis 600 Schläge in
der Minute machte. Er kam auf der Gutehoffnungshütte zu Ober-
hausen zuerst zur Anwendung.

In Peine hielt 1890 ein Boden 28 Hitzen, ein Futter 162 Hitzen
aus; man machte 28 Hitzen in 12 Stunden.

Dem basischen Konverter gab man grösseren Fassungsraum. In
den Vereinigten Staaten bildeten 1888 schon 12- bis 15-Tonnen-Birnen
die Regel. Diese bestanden nach Holleys Angabe aus vier Teilen,
die folgende Abmessungen hatten: 1. das cylindrische Mittelstück aus
Blech 2,5 m hoch und 2,2 m Durchmesser im Lichten, 2. der konische
Oberteil, 2,18 m hoch mit 1,25 m Rüsselweite, 3. der einem Kegel-
stutz ähnliche Unterteil von 0,62 m Höhe; 4. der Windkasten von
Stahlguss, 0,35 m hoch und 1,6 m im Durchmesser, Gesamthöhe dem-
nach 5,6 m, bei 2,2 m lichter Weite. Zur Ausfütterung wurde ge-
brannter Dolomit mit 12 Prozent Teer verwendet, welche Mischung
mit rotwarmen Stösseln aufgestampft wurde, während der in einem
besonderen Raume getrocknete Boden mit einer hydraulischen
Vorrichtung eingesetzt wurde. Eine solche Birne wog etwa 100
Tonnen.

In Deutschland, Belgien und Frankreich waren zu Anfang der
neunziger Jahre 10-Tonnen-Konverter am häufigsten. Der durch-
schnittliche Gehalt von Phosphor, Silicium und Mangan auf einigen
bekannten Thomaswerken von Westdeutschland und Belgien zeigt
nachfolgende Zusammenstellung. Es enthielt das Thomasroheisen:


1) D. R. P. Nr. 30634 und 56181. Beschreibung und Abbildung in Stahl
und Eisen 1892, S. 1089.

Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881.
dem reinen Magnesit eine geringe Menge eines Sinterungsmittels,
Kieselsäure, Thon oder Chlorcalcium zugesetzt werden. Der gebrannte
Dolomit oder Magnesit wird entweder in Ziegelform verwendet, wobei
man an einigen Orten nur den unteren Teil der Birne, soweit der-
selbe mit flüssigem Metall in Berührung kam, aus basischem Material
herstellte, den oberen Teil, die Haube, dagegen mit gewöhnlichen
feuerfesten Chamotteziegeln ausmauerte, oder die Masse wird, meist
mit Thon gemischt, aufgestampft. Das Aufstampfen des Bodens
erfolgte auf eisernen Platten mit Löchern, in welchen die Düsenkerne
eingesetzt waren. Der Teerzusatz bei Dolomitziegeln betrug etwa
12 Prozent. Das Aufstampfen des Bodens geschah mit rotwarmen
Stöſseln. Dabei kam das mechanische Stampfen mehr und mehr in
Aufnahme. Bruno Versen in Dortmund konstruierte hierfür 1885
(verbessert 1891) einen Lufthammer 1), der 500 bis 600 Schläge in
der Minute machte. Er kam auf der Gutehoffnungshütte zu Ober-
hausen zuerst zur Anwendung.

In Peine hielt 1890 ein Boden 28 Hitzen, ein Futter 162 Hitzen
aus; man machte 28 Hitzen in 12 Stunden.

Dem basischen Konverter gab man gröſseren Fassungsraum. In
den Vereinigten Staaten bildeten 1888 schon 12- bis 15-Tonnen-Birnen
die Regel. Diese bestanden nach Holleys Angabe aus vier Teilen,
die folgende Abmessungen hatten: 1. das cylindrische Mittelstück aus
Blech 2,5 m hoch und 2,2 m Durchmesser im Lichten, 2. der konische
Oberteil, 2,18 m hoch mit 1,25 m Rüsselweite, 3. der einem Kegel-
stutz ähnliche Unterteil von 0,62 m Höhe; 4. der Windkasten von
Stahlguſs, 0,35 m hoch und 1,6 m im Durchmesser, Gesamthöhe dem-
nach 5,6 m, bei 2,2 m lichter Weite. Zur Ausfütterung wurde ge-
brannter Dolomit mit 12 Prozent Teer verwendet, welche Mischung
mit rotwarmen Stöſseln aufgestampft wurde, während der in einem
besonderen Raume getrocknete Boden mit einer hydraulischen
Vorrichtung eingesetzt wurde. Eine solche Birne wog etwa 100
Tonnen.

In Deutschland, Belgien und Frankreich waren zu Anfang der
neunziger Jahre 10-Tonnen-Konverter am häufigsten. Der durch-
schnittliche Gehalt von Phosphor, Silicium und Mangan auf einigen
bekannten Thomaswerken von Westdeutschland und Belgien zeigt
nachfolgende Zusammenstellung. Es enthielt das Thomasroheisen:


1) D. R. P. Nr. 30634 und 56181. Beschreibung und Abbildung in Stahl
und Eisen 1892, S. 1089.
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[688/0704] Fortschritte des Bessemer- und Thomasprozesses seit 1881. dem reinen Magnesit eine geringe Menge eines Sinterungsmittels, Kieselsäure, Thon oder Chlorcalcium zugesetzt werden. Der gebrannte Dolomit oder Magnesit wird entweder in Ziegelform verwendet, wobei man an einigen Orten nur den unteren Teil der Birne, soweit der- selbe mit flüssigem Metall in Berührung kam, aus basischem Material herstellte, den oberen Teil, die Haube, dagegen mit gewöhnlichen feuerfesten Chamotteziegeln ausmauerte, oder die Masse wird, meist mit Thon gemischt, aufgestampft. Das Aufstampfen des Bodens erfolgte auf eisernen Platten mit Löchern, in welchen die Düsenkerne eingesetzt waren. Der Teerzusatz bei Dolomitziegeln betrug etwa 12 Prozent. Das Aufstampfen des Bodens geschah mit rotwarmen Stöſseln. Dabei kam das mechanische Stampfen mehr und mehr in Aufnahme. Bruno Versen in Dortmund konstruierte hierfür 1885 (verbessert 1891) einen Lufthammer 1), der 500 bis 600 Schläge in der Minute machte. Er kam auf der Gutehoffnungshütte zu Ober- hausen zuerst zur Anwendung. In Peine hielt 1890 ein Boden 28 Hitzen, ein Futter 162 Hitzen aus; man machte 28 Hitzen in 12 Stunden. Dem basischen Konverter gab man gröſseren Fassungsraum. In den Vereinigten Staaten bildeten 1888 schon 12- bis 15-Tonnen-Birnen die Regel. Diese bestanden nach Holleys Angabe aus vier Teilen, die folgende Abmessungen hatten: 1. das cylindrische Mittelstück aus Blech 2,5 m hoch und 2,2 m Durchmesser im Lichten, 2. der konische Oberteil, 2,18 m hoch mit 1,25 m Rüsselweite, 3. der einem Kegel- stutz ähnliche Unterteil von 0,62 m Höhe; 4. der Windkasten von Stahlguſs, 0,35 m hoch und 1,6 m im Durchmesser, Gesamthöhe dem- nach 5,6 m, bei 2,2 m lichter Weite. Zur Ausfütterung wurde ge- brannter Dolomit mit 12 Prozent Teer verwendet, welche Mischung mit rotwarmen Stöſseln aufgestampft wurde, während der in einem besonderen Raume getrocknete Boden mit einer hydraulischen Vorrichtung eingesetzt wurde. Eine solche Birne wog etwa 100 Tonnen. In Deutschland, Belgien und Frankreich waren zu Anfang der neunziger Jahre 10-Tonnen-Konverter am häufigsten. Der durch- schnittliche Gehalt von Phosphor, Silicium und Mangan auf einigen bekannten Thomaswerken von Westdeutschland und Belgien zeigt nachfolgende Zusammenstellung. Es enthielt das Thomasroheisen: 1) D. R. P. Nr. 30634 und 56181. Beschreibung und Abbildung in Stahl und Eisen 1892, S. 1089.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/704>, abgerufen am 26.06.2024.